Akne – mehr als nur ein Teenagerproblem

Illustration eines Jugendlichen mit ausgeprägter Akne im Gesicht, Blick nach vorn, Haut mit entzündlichen Pusteln und Mitessern übersät.
Update: Dieser Beitrag wurde am 01. September 2025 aktualisiert.

Akne betrifft Jugendliche und Erwachsene und sie ist gut behandelbar. In diesem aktualisierten Beitrag erklären wir, wie Akne entsteht, welche Therapien wirklich wirken und was Sie im Alltag konkret tun können. Ziel ist, Ihnen fundiertes Wissen und klare Schritte an die Hand zu geben, damit Sie Ihr Akne-Problem langfristig in den Griff bekommen.

Schnelles Wissen

Akne entsteht durch verstopfte Poren, Talgüberschuss, Mikroentzündungen und mikrobielle Faktoren. Es greifen mehrere Bausteine ineinander.
Ernährung mit hohem glykämischen Index (also Lebensmitteln, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen, wie Weißbrot oder Süßigkeiten) und viel Milch können Akne begünstigen. Mediterrane Kost unterstützt oft den Verlauf.
Retinoide, Benzoylperoxid und Azelainsäure sind Grundpfeiler der topischen Behandlung (also Cremes, Gele oder Lotionen, die direkt auf die Haut aufgetragen werden).
Bei mittelschwerer bis schwerer Akne kommen Antibiotika zeitlich begrenzt, hormonelle Optionen (bei Frauen) oder Isotretinoin infrage.
Verbesserungen zeigen sich meist nach 6–12 Wochen, stabile Ergebnisse nach Monaten.
Narben lassen sich mit Laser, Microneedling oder Peelings verbessern. Rechtzeitige Behandlung der Entzündung ist der beste Schutz vor Narben.

Was passiert bei Akne in der Haut?

Akne ist eine chronisch‑entzündliche Erkrankung der Haarfollikel. Übermäßige Verhornung verschließt den Porenausgang, Talg staut sich, Bakterien vermehren sich und das Immunsystem reagiert. Es kommt zu sichtbaren Pickeln und Mitessern. Komedonen sind die Vorläuferläsionen, also erste sichtbare Hautveränderungen. Aus ihnen können Papeln und Pusteln werden. Entzündungsbotenstoffe verstärken die Reaktion, was bei stärkerer Ausprägung zu Knoten und Narben führen kann.

  • Komedonen (Mitesser): verstopfte Poren, die als schwarze oder weiße Punkte sichtbar sind.
  • Papeln: kleine rote Knötchen, die entzündet sind, aber keinen Eiter enthalten.
  • Pusteln: Pickel mit Eiter, die gelblich oder weiß erscheinen.

Hormone und Akne

Androgene (männliche Hormone, die auch Frauen bilden) steigern die Talgproduktion und fördern die Verhornung. Das erklärt Akneschübe in der Pubertät und zyklusabhängige Verläufe. Anhaltende, also über längere Zeit bestehende Akne im Erwachsenenalter ist nicht selten. Bei Frauen kann ein antiandrogenes Antikontrazeptivum (bestimmte Pille) erwogen werden. Die Entscheidung sollte aber individuell erfolgen.

Erscheinungsformen der Akne

Akne zeigt sich in verschiedenen Schweregraden. Diese Formen haben spezielle Namen, die in der Medizin verwendet werden:

  • Akne vulgaris: die häufigste Form, umfasst leichte bis mittelschwere Verläufe mit Mitessern, Papeln und Pusteln.
  • Acne comedonica: überwiegend Mitesser ohne starke Entzündung.
  • Acne papulopustulosa: entzündliche Form mit roten Papeln (Knoten) und Pusteln (Eiterpickel).
  • Acne conglobata: schwere Form mit tiefen Knoten, Zysten und hoher Narbengefahr.

Je nach Form und Schwere richtet sich die Therapie.

Topische Therapie bei Akne

Topische Therapie bedeutet: Die Behandlung erfolgt äußerlich mit Cremes, Gelen oder Lotionen, die direkt auf die Haut aufgetragen werden. Die folgenden Wirkstoffe stellen die Basis der Behandlung dar:

  • Retinoide: normalisieren die Verhornung; dünn auf die gesamte betroffene Fläche auftragen.
  • Benzoylperoxid: wirkt antimikrobiell, schützt zusätzlich vor Resistenzentwicklung, also davor, dass Bakterien unempfindlich gegenüber Antibiotika werden.
  • Azelainsäure: mindert Entzündungen und eignet sich für empfindliche Haut.
Infografik in zarten Blautönen zeigt die wichtigsten topischen Wirkstoffe gegen Akne: Retinoide, Benzoylperoxid und Azelainsäure.

CC BY-ND 4.0 Lizenz: CC BY-ND 4.0 – Nutzung nur unverändert mit Link zu Medi-Helpster.de. Nutzungsbedingungen.

Systemische Therapie bei Akne

Systemische Therapie bedeutet: Die Behandlung erfolgt innerlich, meist in Form von Tabletten, die im ganzen Körper wirken, was bei mittelschwerer bis schwerer Akne erforderlich sein kann.

  • Tetracycline: gehören zu den Antibiotika. Sie wirken entzündungshemmend und werden oft zeitlich begrenzt eingesetzt.
  • Hormonelle Optionen (bei Frauen): zum Beispiel bestimmte Pillen („Verhütung“) mit antiandrogener Wirkung.
  • Isotretinoin: sehr wirksam bei schweren Fällen, erfordert aber engmaschige ärztliche Kontrolle wegen möglicher Nebenwirkungen und der Notwendigkeit einer sicheren Empfängnisverhütung bei Frauen.

Ergänzende Verfahren und Narbenbehandlung

Ergänzende Verfahren können die Behandlung unterstützen, sie ersetzen jedoch keine medikamentöse Basistherapie.

  • Blaulicht: kann entzündungshemmend wirken, die Effekte sind aber meist nur moderat.
  • Chemische Peelings: lösen oberste Hautschichten ab und können das Hautbild verbessern.
  • Laserbehandlungen: tragen dazu bei, Narben oder Rötungen zu verringern.
  • Microneedling: regt die Kollagenbildung an und kann das Erscheinungsbild von Narben glätten.

Wichtig ist, frühzeitig mit einer wirksamen Therapie der Akne zu beginnen, um Narben zu vermeiden. Diese ergänzenden Verfahren sind Hilfen, aber kein Ersatz für eine konsequente Grundbehandlung der Akne.

Ernährung und Akne

Studien zeigen: Eine Ernährung mit vielen schnellen Kohlenhydraten und bestimmten Milchprodukten kann Akne verstärken. Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Vollkorn und gesunden Fetten ist empfehlenswert wie auch Probiotika. Blutzuckerspitzen sollten vermieden werden. Das bedeutet: Lebensmittel mit hohem glykämischen Index, wie Weißbrot, süße Softdrinks, Kuchen, Schokolade oder Pommes frites, lassen den Blutzucker rasch ansteigen und können Akne verschlechtern.

Infografik in hellblau zeigt Lebensmittel mit hohem glykämischen Index und Milchprodukte, die Akne verschlechtern können.

CC BY-ND 4.0 Lizenz: CC BY-ND 4.0 – Nutzung nur unverändert mit Link zu Medi-Helpster.de. Nutzungsbedingungen.

Akne und Psyche

Akne kann das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen und wirkt sich oft auf Schule, Beruf und soziale Kontakte aus. Studien zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko für Angststörungen und Depressionen. Auch Schamgefühle, Rückzug aus sozialen Situationen und Konflikte im Alltag sind häufig. Deshalb ist es wichtig, offen darüber zu sprechen und frühzeitig Unterstützung zu suchen.

  • Ärztliche Beratung kann helfen, die Hauterkrankung wirksam zu behandeln und seelische Belastung zu verringern.
  • Psychologische Hilfe oder Gespräche in Selbsthilfegruppen bieten zusätzliche Entlastung.
  • Eine frühzeitige Therapie schützt nicht nur die Haut, sondern auch die Psyche.

Expertenstimmen zu Akne

Internationale Leitlinienautorinnen und ‑autoren betonen die konsequente Basistherapie und eine zeitlich begrenzte Antibiotikagabe. Übersichtsarbeiten bestätigen die Wirksamkeit von Retinoiden, Benzoylperoxid und Azelainsäure. Für schwere Verläufe wird Isotretinoin hervorgehoben. Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Alison Zaenglein (Pennsylvania State University, USA), welche die internationalen Leitlinien maßgeblich geprägt hat, von Jerry Tan (University of Western Ontario, Kanada), der zahlreiche Übersichten zur Aknetherapie veröffentlicht hat, und von Alison Layton (Harrogate and District NHS Foundation Trust, Großbritannien), die systematisch internationale Empfehlungen verglichen und ein stufenweises Vorgehen betont hat.

Was können Sie konkret tun?

  • Pflegeroutine starten: morgens milde Reinigung, leichte nicht‑komedogene (also Produkte, die die Poren nicht verstopfen) Pflege, tagsüber Sonnenschutz; abends Retinoid oder Azelainsäure gemäß Plan.
  • Nicht drücken, nicht rubbeln: Mechanische Reize verschlechtern Entzündungen.
  • Ernährung prüfen: weniger hochglykämische Snacks und zuckerreiche Getränke, Milchprodukte testweise reduzieren, mediterran kochen (also viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Olivenöl, Nüsse und Fisch; wenig Fleisch und Fertigprodukte).
  • Verlauf dokumentieren: Fotos, Trigger (Zyklus, Stress, Produkte) notieren – hilft bei der Kontrolle.
  • Ärztin/Arzt einbinden: bei mittelschwerer/schwerer Akne, Narbengefahr, Therapieversagen oder starkem Leidensdruck.
  • Sicherheit: Medikamente nie eigenmächtig absetzen; bei Unsicherheit ärztlich abklären.

FAQ

Wie schnell wirkt eine Akne‑Therapie?

Verbesserungen sind oft nach 6–12 Wochen sichtbar, stabile Ergebnisse brauchen Monate.

Was verschlimmert Akne?

Okklusive (also stark abdeckende oder fettige) Kosmetika, intensives Reiben, Ausdrücken, ungesunde Ernährung und unregelmäßige Anwendung der Therapie.

Sind Pickel bei Erwachsenen hormonell bedingt?

Häufig spielen Hormone eine Rolle, vor allem zyklusabhängig bei Frauen. Es gibt jedoch auch andere mögliche Ursachen wie genetische Faktoren, bestimmte Medikamente, Stress oder Pflegeprodukte. Deshalb sollte die Ursache individuell ärztlich abgeklärt werden.

Brauche ich Antibiotika gegen meine Akne?

Nur bei entzündlicher, mittelschwerer bis schwerer Akne und zeitlich begrenzt.

Ist Isotretinoin gefährlich?

Sehr wirksam, aber mit Risiken verbunden, etwa  Hauttrockenheit, Leberwertveränderungen oder Stimmungsschwankungen. Ärztliche Kontrolle ist Pflicht.

Hilft Blaulicht bei Akne?

Kann ergänzen, ersetzt aber keine Basistherapie.

Gehen Aknenarben von selbst weg?

Flache Verfärbungen können verblassen, ausgeprägte Narben benötigen gezielte Behandlung.

Was ist …? – Begriffe kurz erklärt

Komedo (Mitesser): verstopfter Porenausgang durch Hornmaterial und Talg.

Papeln/Pusteln: entzündliche Erhebungen; Pusteln enthalten Eiter.

Benzoylperoxid (BPO): Wirkstoff mit antimikrobieller und entzündungshemmender Wirkung.

Isotretinoin: orales Retinoid für schwere oder therapieresistente Akne mit strengen Sicherheitsregeln.

Retinoide: Vitamin-A-Abkömmlinge, die die Verhornung normalisieren und neue Mitesser verhindern.

Azelainsäure: entzündungshemmende Substanz, die Rötungen mindert und antibakteriell wirkt.

Tetracycline: Antibiotika, die Entzündungen hemmen und das Bakterienwachstum bremsen.

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