Gesundheitsrisiko – Schimmel in der Wohnung

Schimmel in der Wohnung kann bei den Bewohnern zu Atembeschwerden führen.

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Schimmel in der Wohnung ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann auch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Epidemiologische Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Feuchte- und Schimmelschäden in Wohnungen und verschiedenen gesundheitlichen Problemen wie Infektionen, Allergien und toxische Reaktionen.

Wie gefährlich ist Schimmel in der Wohnung wirklich?

Viele Menschen unterschätzen die Gefahren, die von Schimmelbefall in Innenräumen ausgehen können. Die Auswirkungen von Schimmel können von Person zu Person variieren. Einige Menschen reagieren empfindlicher als andere, aber grundsätzlich gilt: Je länger und intensiver der Kontakt mit Schimmelpilzen, desto höher das Gesundheitsrisiko.

Häufige Beschwerden bei Schimmelbefall einer Wohnung

Bewohner von einer mit Schimmel befallenen Wohnung können folgende Symptome entwickeln:

  • Atemwegsbeschwerden
  • Reizungen der Augen, Nase und des Rachens
  • Verstopfte Nase
  • Giemen und Pfeifen beim Atmen
  • Trockener Husten
  • Schlafstörungen
  • Schnarchen
  • Müdigkeit

Diese Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und sind oft unspezifisch. Das macht es schwierig, einen direkten, d.h. kausalen Zusammenhang zwischen dem Schimmelbefall in der Wohnung und den gesundheitlichen Beschwerden herzustellen. Wenn man jedoch bemerken, dass sich Symptome verschlimmern, sobald man sich in der mit Schimmel befallenen Wohnung aufhält, und sich bessern, wenn man längere Zeit außerhalb verbringt, könnte Schimmel die Ursache sein.

Besondere Risiken für bestimmte Personengruppen

Nicht jeder Mensch reagiert gleich empfindlich auf Schimmelpilze in der Wohnung. Es gibt jedoch Risikogruppen, für die ein Schimmelbefall besonders gefährlich werden kann.

Immunsupprimierte Personen

Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, wenn sie Schimmelpilzen ausgesetzt sind. Dazu gehören:

  • Patienten nach Organtransplantationen
  • Menschen mit HIV/AIDS
  • Krebspatienten während der Chemotherapie
  • Personen mit angeborenen Immundefekten

Für diese Gruppen kann eine Schimmelpilzexposition in der Wohnung lebensbedrohlich sein, da sie ein erhöhtes Risiko für invasive Infektionen haben. Wer zu dieser Risikogruppe gehört und Schimmel in Ihrer Wohnung entdeckt, sollte umgehend handeln und die Exposition beenden.

Allergiker und Asthmatiker

Für Menschen mit Allergien oder Asthma kann Schimmel in der Wohnung zu einer Verschlimmerung ihrer Symptome führen. Schimmelpilze können als Allergene wirken und allergische Reaktionen auslösen oder verstärken. Bei Asthmatikern kann dies zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Lungenfunktion führen.

Mögliche Erkrankungen durch Schimmel in der Wohnung

Neben den bereits genannten Beschwerden können Schimmelpilze in der Wohnung auch zu ernsthaften Erkrankungen führen.

Aspergillose

Eine besonders gefährliche Erkrankung, die durch Schimmelpilze verursacht werden kann, ist die Aspergillose. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 1731 Patienten mit dieser Diagnose stationär im Krankenhaus behandelt, wovon 117 verstorben sind. Die Aspergillose wird durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus verursacht und kann verschiedene Formen annehmen:

  • Invasive Aspergillose: Diese Form tritt hauptsächlich bei stark immungeschwächten Personen auf und kann lebensgefährlich sein.
  • Chronisch pulmonale Aspergillose: Diese Form kann bei Menschen mit vorbestehenden Lungenschäden auftreten, z.B. bei COPD oder nach einer Tuberkulose.
  • Allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA): Eine allergische Reaktion auf Aspergillus-Pilze, die bei Asthmatikern oder Menschen mit Mukoviszidose auftreten kann.

Weitere Infektionen

Obwohl Aspergillose eine der bekanntesten Schimmelpilzinfektionen ist, können auch andere Schimmelpilzarten Infektionen verursachen. Das Risiko hierfür ist besonders hoch bei:

  • Menschen mit schwer verlaufender Influenza
  • Patienten mit schwerer COVID-19 und Ateminsuffizienz
  • Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten

Für gesunde Menschen mit intaktem Immunsystem ist das Risiko einer invasiven Schimmelpilzinfektion sehr gering. Dennoch sollte man Schimmelbefall in der Wohnung ernst nehmen und beseitigen.

Risiko für toxische Reaktionen

Feuchtigkeit und Schimmel in einer Wohnung können auch zu toxischen Reaktionen führen, die nicht nur auf Schimmelpilze zurückzuführen sind, sondern auch auf:

  • Zellfragmente und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen
  • Bakterien
  • Mikrobielle flüchtige organische Verbindungen
  • Endotoxine und (Milben-)Allergene

Einige Schimmelpilze produzieren als sekundäre Stoffwechselprodukte Mykotoxine. Diese können, gebunden an Sporen und Zellbruchstücke und als Bestandteile des Hausstaubs, entzündliche oder irritative Schleimhautreaktionen hervorrufen. In normalen Innenräumen wie Wohnungen, Kindergärten, Schulen oder Büros sind die bei Schimmelbefall gemessenen Mykotoxin-Konzentrationen in aller Regel sehr niedrig, so dass akut-toxische Wirkungen in diesen Umgebungen nicht zu erwarten sind. Anders verhält es sich an bestimmten Arbeitsplätzen, wie in der Landwirtschaft oder in Kompostieranlagen. Dort können die Mykotoxin-Konzentrationen in der Luft so hoch sein, dass sie erhebliche Gesundheitseffekte verursachen können.

Diagnose und Behandlung von schimmelbedingten Erkrankungen

Ergibt sich der Verdacht, dass gesundheitliche Beschwerden mit Schimmel in einer Wohnung zusammenhängen könnten, sollte zunächst ärztlicher Rat eingeholt werden. Die Diagnose kann allerdings eine Herausforderung sein, da die Symptome oft unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können.

Schimmel in der Wohnung kann eine Vielzahl an Symptomen verursachen, u.a. Atembeschwerden.

Diagnostische Möglichkeiten

Ärztlicherseits wird zunächst eine gründliche Anamnese durchführt und nach möglichen Schimmelquellen in der Wohnung geforscht. Anschließend können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Bluttests zum Nachweis spezifischer Antikörper gegen Schimmelpilze
  • Hautallergietests
  • Lungenfunktionstests
  • Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder CT der Lunge bei Verdacht auf Aspergillose

Der Nachweis von Schimmelpilzen in der Wohnung allein reicht allerdings nicht aus, um eine kausale Verbindung zu Ihren Symptomen herzustellen. Die Diagnose einer schimmelbedingten Erkrankung ist komplex und erfordert die Berücksichtigung vieler Faktoren.

Behandlungsansätze

Die Behandlung von schimmelbedingten Erkrankungen hängt von der spezifischen Diagnose ab. Sie kann folgende Maßnahmen umfassen:

  • Antiallergische Medikamente bei allergischen Reaktionen
  • Antimykotika (Medikamente gegen Pilze) bei Infektionen
  • Inhalative oder systemische Kortikosteroide bei entzündlichen Reaktionen
  • Immuntherapie bei wiederkehrenden allergischen Reaktionen

Der wichtigste Schritt in der Behandlung ist jedoch die Beseitigung der Schimmelquelle. Ohne die Sanierung der betroffenen Wohnbereiche ist eine dauerhafte Besserung der Symptome in der Regel nicht möglich.

Prävention: So schützen Sie sich vor Schimmel in der Wohnung

Die beste Methode, um schimmelbedingte Gesundheitsrisiken zu vermeiden, ist die Prävention. Hier einige Tipps, wie Sie Schimmelbildung in Ihrer Wohnung vorbeugen können:

  • Regelmäßiges Lüften: Öffnen Sie mehrmals täglich für einige Minuten die Fenster, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren.
  • Kontrolle der Luftfeuchtigkeit: Verwenden Sie ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen. Sie sollte idealerweise zwischen 40% und 60% liegen.
  • Vermeidung von Wärmebrücken: Achten Sie darauf, dass Möbel nicht direkt an Außenwänden stehen, um die Luftzirkulation zu gewährleisten.
  • Schnelle Beseitigung von Feuchtigkeit: Trocknen Sie nasse Oberflächen sofort ab und beheben Sie Wasserschäden umgehend.
  • Regelmäßige Inspektion: Überprüfen Sie regelmäßig feuchtigkeitsgefährdete Bereiche wie Badezimmer, Küche und Keller auf Anzeichen von Schimmelbildung.
  • Verwendung von Entfeuchtungsgeräten: In besonders feuchten Räumen können Entfeuchter helfen, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren.

Wenn Sie trotz dieser Maßnahmen Schimmel in Ihrer Wohnung entdecken, ist es wichtig, schnell zu handeln. Kleine Schimmelflecken können Sie oft selbst entfernen, bei größerem Befall sollten Sie jedoch einen Fachmann hinzuziehen.

Fazit

Schimmelbefall in Innenräumen kann verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen, von leichten Atemwegsbeschwerden bis hin zu schweren Infektionen.
Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Allergiker und Asthmatiker.
Die Diagnose schimmelbedingter Erkrankungen ist komplex und erfordert eine gründliche ärztliche Untersuchung.
Die Behandlung umfasst sowohl medizinische Maßnahmen als auch die Beseitigung der Schimmelquelle.
Prävention durch regelmäßiges Lüften, Kontrolle der Luftfeuchtigkeit und schnelle Beseitigung von Feuchtigkeit ist der beste Schutz vor Schimmelbildung in der Wohnung.
Bei Verdacht auf Schimmelbefall sollten Sie schnell handeln und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Thema auf Medi-Helpster

Schimmelpilz in Innenräumen

Quellen

World Health Organization (WHO): Guidelines for indoor air quality: dampness and mould. WHO, Kopenhagen 2009

Wang J, Janson C, Lindberg E, et al.: Dampness and mold at home and at work and onset of insomnia symptoms, snoring and excessive daytime sleepiness. Environ Int 2020; 139: 105691.

Hospenthal DR, Kwon-Chung KJ, Bennett JE: Concentrations of airborne Aspergillus compared to the incidence of invasive aspergillosis: lack of correlation. Med Mycol 1998; 36: 165–8.

Bush RK, Portnoy JM: The role and abatement of fungal allergens in allergic diseases. J Allergy Clin Immunol 2001; 107 (Suppl 3): S430–S40.

Kelman BJ, Robbins CA, Swenson LJ, Hardin BD: Risk from inhaled mycotoxins in indoor office and residential environments. Int J Toxicol 2004; 23: 3–10.

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