Laktose einfach erklärt: Was Milchzucker mit Bauchschmerzen zu tun hat

Strichmännchen zeigt auf eine leuchtende Glühbirne mit schwebenden Infokarten – symbolisiert Aha-Momente beim Lesen medizinischer Begriffe.

Laktose ist der natürliche Zucker in Milch, der besonders für Säuglinge schnell verfügbare Energie liefert. Viele Erwachsene vertragen den Milchzucker gut, andere bekommen davon Bauchschmerzen. Warum ist das so?

Was ist Laktose?

Laktose, auch Milchzucker genannt, ist ein Zucker, der nur in Milch vorkommt. Er besteht aus zwei Bestandteilen: Glukose (Traubenzucker) und Galaktose (Einfachzucker). Laktose steckt in Muttermilch, Kuhmilch und allen Milchprodukten, also auch in Joghurt, Käse oder Sahne.

Welche Funktionen hat Laktose im Körper?

Milchzucker ist nicht nur eine Energiequelle, sie übernimmt im Körper weitere wichtige Aufgaben.

  • Energie für Wachstum und Entwicklung: Vor allem bei Säuglingen liefert Laktose schnell verfügbare Energie. Glukose wird direkt zur Energiegewinnung genutzt, Galaktose ist unter anderem essenziell für den Aufbau von Zellstrukturen im Gehirn.
  • Förderung einer gesunden Darmflora (Mikrobiom): Unverdaute Laktose kann im Dickdarm bestimmten Bakterien als Nahrung dienen – insbesondere Bifidobakterien und Laktobazillen. Diese Mikroorganismen sind wichtig für die Verdauung und stärken das Immunsystem.
  • Baustein für Nervenzellen: Galaktose, ein Bestandteil des Milchzuckers, wird im Körper für die Bildung von sogenannten Glykoproteinen und Myelinscheiden benötigt. Diese Strukturen sind unerlässlich für die Entwicklung und Funktion des Nervensystems.

Wie wird Laktose im Körper verarbeitet?

Damit der Körper Laktose nutzen kann, braucht er ein Enzym namens Laktase. Dieses Enzym spaltet die Laktose in ihre Einzelteile – Glukose und Galaktose –, die dann über den Darm ins Blut gelangen. Bei den meisten Menschen nimmt die Laktaseproduktion im Laufe des Lebens ab. Manche können daher Laktose im Erwachsenenalter nicht mehr gut verdauen.

Was passiert bei einer Laktoseintoleranz?

Wer an Laktoseintoleranz leidet, bildet zu wenig Laktase. Die Laktose gelangt dann unverdaut in den Dickdarm. Dort wird sie von Bakterien zersetzt – dabei entstehen Gase und Säuren. Das kann zu Blähungen, Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Durchfall führen. Die Beschwerden sind individuell unterschiedlich stark.

Warum vertragen manche Menschen Laktose besser als andere?

Die Fähigkeit, Milchzucker auch als Erwachsener zu verdauen, ist genetisch bedingt. In Regionen ohne nennenswerte Milchwirtschaft, etwa in Ostasien, Teilen Afrikas oder Südamerika, hat sich diese genetische Anpassung nicht durchgesetzt. Dort ist es normal, dass die Laktaseproduktion nach dem Säuglingsalter stark abnimmt. Erwachsene vertragen dann oft keine größeren Mengen Laktose mehr. Trotzdem können kleine Mengen oder fermentierte Produkte wie Joghurt oder Käse oft gut verdaut werden, weil sie weniger Milchzucker enthalten.

In Regionen, in denen Milchwirtschaft verbreitet war (etwa Europa), hat sich die sogenannte „Laktasepersistenz“ durchgesetzt, also die lebenslange Bildung von Laktase. Dennoch kommt Laktoseintoleranz auch bei Menschen aus diesen Regionen vor, zum Beispiel, wenn die genetische Veranlagung zur Laktasepersistenz nicht vorhanden oder nicht vollständig ausgeprägt ist. Das ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich Ernährung und Gene gegenseitig beeinflussen.

Ist Laktose gesund?

Für Babys ja – sie brauchen die Energie und Bausteine für Gehirn und Nervensystem. Auch bei Erwachsenen kann Laktose nützlich sein: Sie dient im Darm bestimmten Bakterien als Nahrung und unterstützt so eine gesunde Darmflora. Allerdings kann Laktose bei empfindlichen Personen Verdauungsprobleme auslösen, weil sie zu den FODMAPs gehört (das sind schwer verdauliche Zuckerarten). FODMAPs können im Dickdarm Gase und Flüssigkeit binden – das führt bei empfindlichen Personen zu Blähungen, Völlegefühl oder Schmerzen. Gerade bei Reizdarm-Betroffenen spielt die Laktose als FODMAP eine besondere Rolle.

Wo steckt sonst noch Laktose drin?

Nicht nur in Milchprodukten. Auch viele Medikamente enthalten kleine Mengen Laktose als Hilfsstoff, zum Beispiel als Füllstoff in Tabletten. Die Mengen sind meist so gering, dass sie bei einer Laktoseintoleranz keine Beschwerden machen. In der Lebensmittelproduktion wird Milchzucker zudem technisch genutzt, zum Beispiel bei der Herstellung von Joghurt oder Käse.

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Quellen

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Ibrahim SA, Gyawali R, Awaisheh SS, Ayivi RD, Silva RC, Subedi K, Aljaloud SO, Anusha Siddiqui S, Krastanov A. Fermented foods and probiotics: An approach to lactose intolerance. J Dairy Res. 2021 Aug;88(3):357-365.

Hinweis:
Dieser Text dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Medizinisches Wissen verändert sich stetig – beachten Sie daher das Datum der Veröffentlichung. Bei gesundheitlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.

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