Glutensensitivität: Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Bestandteilen des Weizens

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Glutensensitivität: Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Bestandteilen des Weizens

Was ist Glutensensitivität?

Glutensensitivität ist eine eigenständige Form der Weizenunverträglichkeit. Anders als bei der Zöliakie liegt keine autoimmune Reaktion mit Schädigung der Darmschleimhaut vor. Und anders als bei der Weizenallergie ist keine allergische Sofortreaktion mit Nachweis spezifischer IgE-Antikörper vorhanden. Betroffene zeigen unspezifische Beschwerden, wie Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Durchfall oder auch Kopfschmerzen und Müdigkeit, die nach Verzehr glutenhaltiger Lebensmittel auftreten, sich aber durch eine glutenfreie Diät verbessern.

Wie wird Glutensensitivität diagnostiziert?

Eine gesicherte Diagnose erfolgt nach Ausschluss einer Zöliakie und Weizenallergie. Hierzu sind serologische Tests, gegebenenfalls eine Duodenalbiopsie (Gewebeentnahme aus dem Zwölffingerdarm, bei Verdacht auf Zöliakie) und Allergietests notwendig. Bleiben diese unauffällig, kann durch eine sogenannte Eliminationsdiät (eine Testphase, in der bestimmte Lebensmittel weggelassen und später gezielt wieder eingeführt werden) mit anschließender Provokation eine Glutensensitivität vermutet werden. Eine einheitliche Diagnostik fehlt bislang. Die Beschwerden treten meist innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Glutenaufnahme auf und klingen nach glutenfreier Ernährung rasch ab.

Welche Auslöser kommen infrage?

Neben dem eigentlichen Gluten (ein Proteinverbund aus Gliadinen und Gluteninen) gelten auch Nicht-Glutenproteine wie Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) sowie FODMAP (fermentierbare Kohlenhydrate) als mögliche Mitverursacher der Beschwerden. Diese Bestandteile können entzündliche Reaktionen im Darm auslösen, insbesondere wenn eine gestörte Darmbarriere oder eine Dysbiose (eine krankhafte Veränderung der natürlichen Darmflora) vorliegt.

Welche Rolle spielt die Darmgesundheit?

Ein intakter Darm ist entscheidend für die Verträglichkeit von Gluten und anderen Weizenbestandteilen. Eine geschädigte Darmschleimhaut oder eine veränderte Mikrobiota (Dysbiose) kann dazu beitragen, dass Immunzellen vermehrt auf harmlose Nahrungsbestandteile reagieren. Bei vielen Betroffenen mit Glutensensitivität finden sich Hinweise auf eine gestörte Barrierefunktion des Darmes.

Wie wird Glutensensitivität behandelt?

Durch eine individuelle Ernährungsanpassung. In der Regel wird eine glutenfreie oder glutenarme Diät empfohlen, wobei hauptsächlich industriell verarbeitete Getreideprodukte gemieden werden sollten. Natürlich glutenfreie Lebensmittel wie Reis, Mais, Hirse sowie Pseudogetreide wie Quinoa und Buchweizen sind in der Regel gut verträglich. Auch eine Ernährungsberatung ist sinnvoll, um Mangelernährungen zu vermeiden. Eine langfristige, strikte glutenfreie Diät wie bei Zöliakie ist meist nicht notwendig.

Was ist der Unterschied zu Zöliakie und Weizenallergie?

Zöliakie ist eine autoimmune Erkrankung, bei der der Verzehr von Gluten eine Entzündung und Zottenatrophie im Dünndarm verursacht. Die Diagnose erfolgt serologisch und histologisch. Weizenallergie hingegen ist eine allergische Sofortreaktion auf Weizenproteine mit typischen IgE-vermittelten Symptomen wie Hautausschlag, Atemnot oder anaphylaktischem Schock. Glutensensitivität ist keine Autoimmunerkrankung und keine Allergie, sondern eine Ausschlussdiagnose.

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Quellen

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Hinweis:
Dieser Text dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Medizinisches Wissen verändert sich stetig – beachten Sie daher das Datum der Veröffentlichung. Bei gesundheitlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
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