Mit Mönchspfeffer und Co. durch die Wechseljahre

Bunte Auswahl an Heilpflanzen, Blüten, Kräutern und Ölen – Symbol für natürliche Phytoöstrogene in den Wechseljahren.
Update: Dieser Beitrag wurde am 15. September 2025 aktualisiert.

Pflanzliche Präparate können in den Wechseljahren Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafprobleme oder Stimmungsschwankungen lindern, besonders wenn eine Hormonersatztherapie nicht infrage kommt oder nicht gewünscht ist. Dieser Beitrag erklärt verständlich, welche Optionen es gibt, wie Pflanzenpräparate wirken und worauf Sie in der Anwendung achten sollten. Ziel ist Orientierung: realistische Erwartungen, klare Sicherheitsaspekte und praktische Schritte für den Alltag.

Schnelles Wissen

Phytotherapie zielt auf milde bis moderate Beschwerden während der Wechseljahre; Wirkung setzt oft erst nach Wochen ein.
Mönchspfeffer (Agnus castus) stabilisiert zyklusnahe Beschwerden in der Perimenopause über eine Prolaktinsenkung; dadurch oft weniger Brustspannen und weniger Stimmungsschwankungen.
Rhabarber (Rheum rhaponticum) und Traubensilberkerze (Cimicifuga) lindern vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen und Nachtschweiß.
Phytoöstrogene aus Soja/Rotklee/Leinsamen wirken schwächer als körpereigenes Östrogen; Effekte sind individuell.
Johanniskraut (Stimmung) und Baldrian/Hopfen (Schlaf) wirken über Botenstoffe im Gehirn; auf Wechselwirkungen achten.
Salbei kann übermäßiges Schwitzen mindern; konzentrierte Formen (ätherisches Öl) nur umsichtig anwenden.

Wie wirken pflanzliche Optionen in den Wechseljahren und wo liegen ihre Grenzen?

Pflanzen enthalten bioaktive Substanzen, die an Östrogen‑ und andere Rezeptoren binden, Botenstoffe modulieren oder den Hormonhaushalt indirekt beeinflussen. Phytoöstrogene wirken deutlich schwächer als körpereigene Hormone, weshalb die Effekte meist moderat sind. Wichtig ist eine realistische Erwartung: Phytotherapie kann Symptome dämpfen, ersetzt bei intensiven Beschwerden aber keine wirksame Hormonersatztherapie.

  • Phytoöstrogene (z. B. Isoflavone, Lignane) binden bevorzugt an Östrogenrezeptoren und entfalten milde, gewebespezifische Effekte.
  • Neurotransmitter‑Effekte (z. B. bei Johanniskraut, Baldrian) können Schlaf und Stimmung stabilisieren.
  • Grenzen: Wirkung variiert individuell; robuste Effekte erfordern oft standardisierte Extrakte und Geduld.

Was bringt Mönchspfeffer (Agnus castus) in der Perimenopause?

Mönchspfeffer wird vor allem bei zyklusnahen Beschwerden zu Beginn der Wechseljahre eingesetzt. Er senkt den Prolaktinspiegel, was progesteronabhängige Beschwerden normalisieren kann: Brustspannen, zyklusbedingte Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen.

  • Darreichung: standardisierte Extrakte als Kapseln/Tropfen; Einnahme über mehrere Wochen bis Monate.
  • Wirkungseintritt: meist nach einigen Wochen; durchgehende Einnahme ist wichtig.
  • Kombination: kann ergänzend zu anderen Maßnahmen genutzt werden.
  • Sicherheits‑Hinweis: Bei hormonabhängigen Tumorerkrankungen, Endometriose, polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS, eine hormonelle Zyklusstörung) oder Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse ärztlich abklären.

Wechseljahre – Nomenklatur

Wechseljahre (medizinisch: Klimakterium): Bezeichnen den gesamten Übergangsprozess, den Frauen durchlaufen, wenn ihre Fruchtbarkeit nachlässt. Dieser Prozess umfasst hormonelle Veränderungen, die zu Symptomen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen führen können.

Perimenopause: Ist die Phase vor der Menopause, die etwa 4 bis 10 Jahre dauern kann. In dieser Zeit beginnt der Körper, weniger Östrogen zu produzieren, was zu unregelmäßigen Menstruationszyklen und typischen Symptomen wie Hitzewallungen führt.

Menopause: Bezeichnet das endgültige Ende der Menstruation, das eintritt, wenn eine Frau 12 Monate lang keine Periode mehr hatte. Dieser Punkt markiert den Übergang von der Perimenopause zur Postmenopause.

Postmenopause: Ist die Zeit nach der Menopause, die den Rest des Lebens einer Frau andauert. In dieser Phase können die Symptome nachlassen, aber der Körper bleibt in einem Zustand mit dauerhaft niedrigen Östrogenspiegeln, was zu langfristigen Veränderungen führen kann.

Was ist vom Rhapontik-Rhabarber‑Extrakt ERr 731 zu erwarten?

Der Spezialextrakt ERr 731 (Rheum rhaponticum) bindet an Östrogenrezeptoren, mit Schwerpunkt auf gewebeschonenden Effekten. Klinische Studien berichten über eine Linderung vasomotorischer Symptome sowie eine gute Verträglichkeit.

  • Typische Beschwerden: Hitzewallungen, Schlafstörungen, innere Unruhe.
  • Anwendung: als standardisiertes Apothekenpräparat; Wirkung nach einigen Wochen zu erwarten.
  • Sicherheit: in Studien gut verträglich; bei bestehenden Tumorerkrankungen und unklaren Blutungen Nutzen/Risiko ärztlich abwägen.

Hilft Traubensilberkerze (Cimicifuga) gegen Hitzewallungen?

Traubensilberkerze ist in der rationalen Phytotherapie etabliert. Der Effekt auf Hitzewallungen und Nachtschweiß ist klinisch untersucht, ohne dass eine klassische östrogene Stimulation im Brust‑ oder Gebärmuttergewebe gezeigt wurde.

Traubensilberkerze wird traditionell bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt.
  • Zielbeschwerden: vasomotorische Symptome, teils Schlaf und Stimmung.
  • Anwendung: standardisierte Extrakte; erste Effekte nach einigen Wochen.
  • Sicherheit: Bei unklaren vaginalen Blutungen, Lebererkrankungen oder gleichzeitiger Hormontherapie ärztlich abklären.

Welche Rolle spielen Soja/Rotklee, Leinsamen und Hopfen?

Isoflavone aus Soja und Rotklee sowie Lignane aus Leinsamen zeigen milde östrogene Effekte. Der Nutzen ist individuell; Darmflora und Stoffwechsel beeinflussen die Wirkung. Hopfen enthält östrogenähnliche Verbindungen und kann zusätzlich beruhigen.

Rotklee hilft bei Wechseljahresbeschwerden.
  • Stärken: pflanzliche Option mit günstigem Sicherheitsprofil bei richtiger Anwendung.
  • Grenzen: Studienlage heterogen; nicht jede Person profitiert messbar.
  • Ernährung: regelmäßiger Verzehr isoflavonreicher Lebensmittel (z. B. Sojabohnen, Tofu, Sojamilch, Edamame, Kichererbsen, Rotklee) ist möglich; Nahrungsergänzungen nur standardisiert wählen.

Was leisten Johanniskraut, Baldrian und Melisse – besonders bei Stimmung und Schlaf?

Johanniskraut wird bei leichten bis mittelgradigen depressiven Verstimmungen eingesetzt und kann auch Hitzewallungen reduzieren. Baldrian und Melisse fördern Schlaf und innere Ruhe, beides sind häufige Themen in den Wechseljahren.

  • Einsatz: als Monopräparate oder kombiniert; immer auf Standardisierung achten.
  • Sicherheit: Johanniskraut kann mit anderen Medikamenten wechselwirken; Einnahme daher immer mit Ärztin/Arzt oder Apotheker abstimmen.
  • Erwartungsmanagement: Effekte bauen sich über Wochen auf; „Viel hilft viel“ gilt nicht.

Kann Salbei bei Schwitzen helfen und wie wird er angewendet?

Salbei gilt als schweißhemmend und wird traditionell bei Hitzewallungen genutzt. Kalter Salbeitee eignet sich besonders bei Nachtschweiß.

  • Anwendung: Tee oder standardisierte Präparate; konsequente, mehrwöchige Anwendung einplanen.
  • Sicherheits‑Hinweis: Hochkonzentrierte Formen (z. B. ätherisches Öl) streng nach Anleitung; sehr hohe Dosen können unerwünschte neurologische Effekte auslösen.
Pflanze / ExtraktTypische AnwendungBesonderheiten / NebenwirkungenWichtige Interaktionen
MönchspfefferZyklusnahe Beschwerden, Brustspannen, StimmungWirkung nach Wochen; nicht bei hormonabhängigen TumorenKeine relevanten bekannt
ERr 731 (Rhapontikrhabarber)Hitzewallungen, Schlafstörungen, UnruheGute Verträglichkeit; Vorsicht bei unklaren BlutungenKeine relevanten bekannt
TraubensilberkerzeHitzewallungen, NachtschweißVorsicht bei Leberproblemen, unklaren BlutungenKeine gesicherten Interaktionen
JohanniskrautDepressive VerstimmungKann viele Medikamente beeinflussenBlutgerinnung, Pille, Immunsuppressiva u. a.
Baldrian/HopfenSchlafstörungen, UnruheSchläfrigkeit möglichVerstärkung durch Beruhigungsmittel
SalbeiSchwitzen, HitzewallungenKonzentrierte Formen nur vorsichtig einsetzenKeine relevanten bekannt

Alle Angaben ohne Gewähr!

Expertenstimmen zum Thema

Prof. Nese Yuksel, PharmD, Professorin für Pharmazie an der University of Alberta (Kanada) und Co‑Autorin der SOGC‑Leitlinie zu Wechseljahressymptomen, betont, dass komplementäre Optionen individuell erwogen werden sollten – bevorzugt standardisierte Präparate, mit realistischen Erwartungen und klarer Nutzen‑Risiko‑Abwägung.
Dr. P. H. M. van de Weijer, MD, Gynäkologe (Gelre Kliniken, Niederlande), veröffentlichte u. a. zu Isoflavonen/Rotklee bei Hitzewallungen und weist auf das begrenzte, aber messbare Potenzial standardisierter Isoflavon‑Präparate bei sorgfältiger Patientinnenauswahl hin.
Dr. Peter W. Heger, MD, Studienautor zu ERr 731 (Deutschland), war an mehreren klinischen Arbeiten beteiligt und hebt die Bedeutung selektiver ER‑β‑Wirkung und eines günstigen Sicherheitsprofils standardisierter Extrakte hervor.

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Kurz und bündig

Pflanzliche Präparate können milde bis moderate Wechseljahresbeschwerden lindern, wenn Hormone nicht infrage kommen oder nicht gewünscht sind. Sie ersetzen aber keine wirksame Hormontherapie bei schweren Symptomen. Wichtig sind realistische Erwartungen, standardisierte Produkte und ärztliche Abklärung bei Vorerkrankungen. Mönchspfeffer, Traubensilberkerze oder Rhabarberextrakt wirken meist erst nach Wochen.

Was können Sie konkret tun?

  • Beschwerde‑Tagebuch führen (Häufigkeit/Intensität von Hitzewallungen, Schlaf, Stimmung) über 2–4 Wochen.
  • Kontraindikationen prüfen und Medikamente erfassen (Wechselwirkungen, besonders bei Johanniskraut).
  • Ein Präparat nach klarem Ziel auswählen (z. B. vasomotorisch: ERr 731/Cimicifuga; zyklusnah: Mönchspfeffer; Schlaf/Stimmung: Baldrian/Hopfen/Johanniskraut).
  • Standardisierte Produkte in Apothekenqualität verwenden; Geduld: 4–8 Wochen bis zur Bewertung einplanen.
  • Kombinationen nur schrittweise testen, um Effekte zuzuordnen; bei fehlendem Nutzen Therapieziele neu bewerten.
  • Ärztin/Arzt einbeziehen bei Vorerkrankungen, unklaren Blutungen, Tumorerkrankungen, Leberproblemen oder geplanter Hormonersatztherapie.

FAQ

Wie lange dauert es, bis pflanzliche Präparate wirken?

Meist 3–8 Wochen. Beurteilen Sie Wirkung und Verträglichkeit erst nach konsequenter Anwendung über mehrere Wochen.

Kann ich Phytopräparate mit einer Hormonersatztherapie kombinieren?

Das ist möglich, sollte aber individuell abgestimmt werden. Ziel ist Symptomkontrolle mit möglichst wenig Präparaten.

Wer sollte vor einer Einnahme besonders vorsichtig sein?

Frauen mit hormonabhängigen Tumoren, unklaren Blutungen, Lebererkrankungen oder bei geplanter Schwangerschaft – bitte ärztlich abklären.

Helfen Soja/Rotklee oder Leinsamen sicher gegen Hitzewallungen?

Die Effekte sind individuell und meist moderat. Standardisierte Produkte und ein realistischer Erwartungshorizont sind wichtig.

Was ist bei Johanniskraut zu beachten?

Johanniskraut kann die Wirkung vieler Medikamente verändern. Klären Sie die Einnahme immer mit Ärztin/Arzt oder Apotheke.

Ist Traubensilberkerze „östrogenwirksam“?

Der Nutzen auf Hitzewallungen ist untersucht. Eine klassische stimulierende Östrogenwirkung am Brust‑ oder Gebärmuttergewebe wurde nicht gezeigt.

Kann Salbei wirklich gegen Schwitzen helfen?

Salbei wird traditionell eingesetzt; kalter Tee wird häufig empfohlen. Beurteilen Sie den Effekt nach mehreren Wochen.

Was tun, wenn Pflanzenpräparate nicht ausreichen?

Therapieziel prüfen und ärztlich weitere Optionen besprechen inklusive Hormonersatztherapie oder andere nicht‑hormonelle Verfahren.

Was ist …? – Begriffe kurz erklärt

Phytoöstrogene: pflanzliche Substanzen (z. B. Isoflavone, Lignane) mit milder, gewebespezifischer Östrogen‑Wirkung.
Isoflavone: Gruppe der Phytoöstrogene aus Soja/Rotklee; Wirkung individuell, abhängig u. a. von der Darmflora.
ERr 731: Standardisierter Extrakt aus Rhapontikrhabarber‑Wurzel, klinisch auf Wechseljahresbeschwerden geprüft.
Vasomotorische Symptome: Hitzewallungen und Nachtschweiß durch veränderte Temperaturregulation im Gehirn.

Quellen

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