Wechseljahre bedeuten eine hormonelle Umstellung, die Körper und Stimmung spürbar verändern kann. Typisch sind Hitzewallungen, Schlafprobleme, urogenitale Beschwerden, Gewichtszunahme sowie Veränderungen von Stimmung, Konzentration und Knochenstoffwechsel. Wie stark Sie betroffen sind, ist sehr individuell – wichtig ist, Beschwerden zu verstehen und gezielt anzugehen.
- Schnelles Wissen
- Wechseljahre – Nomenklatur
- Wie machen sich kognitive Veränderungen bemerkbar?
- Warum nimmt das Gewicht in den Wechseljahren zu und lässt sich das beeinflussen?
- Woher kommen Gelenk‑ und Muskelschmerzen?
- Herzstolpern, Herzrasen, Engegefühl – wann muss ich zum Arzt?
- Kann Schwindel mit den Wechseljahren zusammenhängen?
- Wie wirkt sich der Östrogenmangel auf die Knochen aus?
- Expertenstimmen zum Thema
- Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Quellen
Schnelles Wissen
Welche Rolle spielen Hitzewallungen und Nachtschweiß und wie lange dauern sie?
Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen gehören zu den Kardinalsymptomen der Wechseljahre. Sie entstehen durch Veränderungen der Temperaturregulation im Gehirn, ausgelöst durch sinkende Östrogenspiegel. Dauer und Häufigkeit schwanken stark, von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren.
- Plötzliches Wärmegefühl (oft im Gesicht, Hals, Oberkörper), häufig mit Hautrötung und Schweiß.
- Nach dem Schwitzen folgt nicht selten Frösteln. Nächtliche Episoden stören den Schlaf.
- Auslöser können Stress, Alkohol, scharfe Speisen oder warme Räume sein.
- Der Verlauf der Symptome ist individuell: Typisch sind Phasen mit vielen Hitzeattacken, gefolgt von Phasen mit kaum welchen.
- Ärztlich abklären, wenn Herzrasen, Brustenge oder Schwindel neu auftreten.
| Symptome | Prozent (%) |
|---|---|
| Hitzewallungen, Schweißausbrüche | 75 |
| Nervosität, Reizbarkeit | 70 |
| Depressive Verstimmung | 70 |
| Müdigkeit, Lethargie, Leistungsabfall | 70 |
| Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen | 65 |
| Gewichtszunahme | 60 |
| Schlafstörungen | 50 |
| Gelenk- und Muskelschmerzen | 50 |
| Obstipation | 40 |
| Herzbeschwerden | 40 |
| Libidoverlust | 30 |
| Osteoporose | 30 |
| Schwindel | 20 |
Was zählt zum urogenitalen Menopausensyndrom (GSM) und wie zeigt es sich?
Unter GSM versteht man Beschwerden im Intimbereich und an den Harnwegen, die durch Östrogenmangel entstehen. Gemeint sind u. a. Trockenheit, Brennen, wiederkehrende Blasenentzündungen und Beschwerden beim Sex.
- Scheidentrockenheit mit Jucken/Brennen; kleine Verletzungen möglich.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie).
- Häufigerer Harndrang (Pollakisurie) und Reizblasenbeschwerden.
- Belastungsinkontinenz (tröpfchenweiser Harnverlust beim Husten/Lachen).
- Häufigere Harnwegsinfekte; früh gegensteuern.
Warum verändern sich Stimmung und Schlaf in den Wechseljahren?
Hormonelle Schwankungen können die Stressverarbeitung, das Schlaf‑Wach‑System und Botenstoffe im Gehirn (sogenannte Neurotransmitter) beeinflussen. Viele Betroffene berichten über Stimmungstiefs, innere Unruhe und Schlafprobleme.
- Ein‑ und Durchschlafstörungen, oft durch nächtliche Hitzewallungen.
- Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit, ängstliche Anspannung.
- Antriebsmangel im Alltag kann auftreten, jedoch kehrt die Energie mit besserem Schlaf zurück.
- Warnzeichen: anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Suizidgedanken – zeitnah ärztlich/psychotherapeutisch abklären.
Wechseljahre – Nomenklatur
Wechseljahre (medizinisch: Klimakterium): Bezeichnen den gesamten Übergangsprozess, den Frauen durchlaufen, wenn ihre Fruchtbarkeit nachlässt. Dieser Prozess umfasst hormonelle Veränderungen, die zu Symptomen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen führen können.
Perimenopause: Ist die Phase vor der Menopause, die etwa 4 bis 10 Jahre dauern kann. In dieser Zeit beginnt der Körper, weniger Östrogen zu produzieren, was zu unregelmäßigen Menstruationszyklen und typischen Symptomen wie Hitzewallungen führt.
Menopause: Bezeichnet das endgültige Ende der Menstruation, das eintritt, wenn eine Frau 12 Monate lang keine Periode mehr hatte. Dieser Punkt markiert den Übergang von der Perimenopause zur Postmenopause.
Postmenopause: Ist die Zeit nach der Menopause, die den Rest des Lebens einer Frau andauert. In dieser Phase können die Symptome nachlassen, aber der Körper bleibt in einem Zustand mit dauerhaft niedrigen Östrogenspiegeln, was zu langfristigen Veränderungen führen kann.
Wie machen sich kognitive Veränderungen bemerkbar?
Kurzzeitige Konzentrations‑ und Gedächtnisprobleme kommen häufig vor und wirken im Alltag störend, sind aber meist vorübergehend.
- „Wort‑auf‑der‑Zunge“‑Momente, Zettelwirtschaft, Vergesslichkeit.
- Konzentrationsstörungen: Bei mangelhafter Schlafqualität fällt es schwerer, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu bleiben.
- Kopfschmerzen können zunehmen; Auslöser prüfen.
- Bei anhaltender Verschlechterung oder neurologischen Auffälligkeiten ärztlich abklären.
Warum nimmt das Gewicht in den Wechseljahren zu und lässt sich das beeinflussen?
Mit sinkenden Östrogenspiegeln verschiebt sich die Fettverteilung, der Grundumsatz sinkt und Muskelmasse nimmt ab. Das begünstigt Bauchfett, das stärker mit Herz‑Kreislauf‑Risiken verbunden ist als Fett an Hüften oder Oberschenkeln.
- Mehr Alltagsbewegung und moderates Krafttraining stabilisieren den Stoffwechsel.
- Eiweißbetont, gemüse‑ und ballaststoffreich essen; Zucker/Alkohol begrenzen.
- Realistische Ziele (z. B. 5–7 % Gewichtsreduktion) verbessern Blutdruck und Blutzucker.
- Medikamente nur nach ärztlicher Prüfung; nicht eigenmächtig absetzen/einnehmen.
Woher kommen Gelenk‑ und Muskelschmerzen?
Östrogenmangel kann die Schmerzverarbeitung und Gelenkstrukturen beeinflussen. Viele berichten über morgendliche Steifigkeit und ziehende Muskelschmerzen.
- Regelmäßige Bewegung schmiert die Gelenke; Schonung verstärkt Beschwerden.
- Wärme, Dehnen, kräftigende Übungen im schmerzarmen Bereich.
- Bei Schwellung, Rötung, Überwärmung oder nächtlichen Ruheschmerzen ärztlich abklären.
Herzstolpern, Herzrasen, Engegefühl – wann muss ich zum Arzt?
Herzsymptome können mit Hitzewallungen oder Angst einhergehen, allerdings können auch organische Ursachen dahinterstecken.
- Sofort medizinische Hilfe bei Brustschmerz, Luftnot, Schwindel/Kollaps.
- Neu aufgetretenes Herzrasen/‑stolpern ärztlich abklären (EKG, Schilddrüse, Elektrolyte).
- Auslöser prüfen: Koffein, Alkohol, Stress, Medikamente.
Kann Schwindel mit den Wechseljahren zusammenhängen?
Schwindelgefühle und Benommenheit werden häufiger berichtet, haben aber viele mögliche Ursachen.
- Flüssigkeitsmangel, Blutdruckschwankungen, Hypoglykämie (Blutzucker) prüfen.
- Langanhaltender oder starker Schwindel: ärztliche Abklärung (HNO/Neurologie).
Wie wirkt sich der Östrogenmangel auf die Knochen aus?
Östrogen schützt den Knochen. In der Postmenopause beschleunigt sich der Abbau, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht.
- Risiko besonders für Wirbelkörper, Hüfte, Handgelenk.
- Frühe Prävention: Bewegung mit Stoß‑/Zugbelastung, Vitamin‑D‑ und Calcium‑Check.
- Bei Risikofaktoren (niedriges Gewicht, frühzeitige Menopause, Frakturen in der Familie) Knochendichtemessung erwägen.
Expertenstimmen zum Thema
Prof. JoAnn E. Manson, Internistin und Endokrinologin (Brigham and Women’s Hospital/Harvard Medical School), betont den Stellenwert eines individuellen, evidenzbasierten Managements von Wechseljahresbeschwerden – Lebensstilmaßnahmen und, bei Bedarf, eine sorgfältig abgewogene Hormontherapie.
Prof. Andrew M. Kaunitz, Gynäkologe (University of Florida College of Medicine – Jacksonville), unterstreicht die Nutzen‑Risiko‑Abwägung der menopausalen Hormontherapie je nach Symptomlast und Risikoprofil.
Prof. Rebecca C. Thurston, Psychologin und Frauen‑Gesundheitsforscherin (University of Pittsburgh), zeigt den Zusammenhang zwischen belastenden Hitzewallungen, Herz‑Gefäß‑Risiko und Schlafqualität und plädiert für eine ganzheitliche Betrachtung.
Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
Kurz und bündig
Was können Sie konkret tun?
- Auslöser‑Tagebuch: Wann treten Hitzewallungen auf (Uhrzeit, Situation, Getränke/Speisen)? Muster helfen bei Gegenmaßnahmen.
- Schlafhygiene: Feste Zeiten, kühles Schlafzimmer, Licht am Abend reduzieren, Bildschirm‑Pausen (PC, Handy), bei nächtlichem Schwitzen atmungsaktive Bettwäsche.
- Aktiv werden: 150 Minuten Ausdauer/Woche plus 2 × Krafttraining; im Alltag Wege zu Fuß oder mit dem Rad.
- Intimbereich: milde, parfümfreie Pflege; bei Trockenheit Gleitgel/Moisturizer. Therapieoptionen mit der Ärztin/dem Arzt besprechen.
- Gewicht im Blick: eiweißreich essen, Zucker/Alkohol reduzieren, Portionsgrößen prüfen.
- Ärztliche Checks: Blutdruck, Blutzucker/Lipide, Knochengesundheit; Therapien nie eigenmächtig beginnen/beenden.
FAQ
Häufig klingen sie innerhalb einiger Jahre ab, die Spanne ist beträchtlich. Phasen mit vielen und mit wenigen Episoden sind normal.
Raum kühl halten, atmungsaktive Bettwäsche, leichte Abendmahlzeiten, Alkohol vermeiden; bei starker Belastung Optionen ärztlich besprechen, z. B. Hormontherapie.
Sammelbegriff für Beschwerden im Intimbereich und an den Harnwegen durch Östrogenmangel, z. B. Trockenheit, Brennen, Schmerzen beim Sex, häufiger Harndrang.
Der Grundumsatz sinkt, Muskelmasse nimmt ab und die Fettverteilung verschiebt sich. Gezieltes Krafttraining und Ernährung helfen gegenzusteuern.
Vorübergehende Schwankungen kommen vor. Wenn Niedergeschlagenheit oder Ängste anhalten, sollte Unterstützung durch eine Ärztin oder einen Arzt oder Psychotherapie gesucht werden.
Ja, angepasst an Tagesform. Regelmäßige Bewegung lindert Hitzewallungen, verbessert Schlaf, Stimmung und Knochengesundheit.
Sofort bei Brustschmerz, Luftnot, Schwindel/Kollaps. Neu aufgetretene Herzrhythmusstörungen zeitnah ärztlich abklären.
Belastende Bewegung (z. B. zügiges Gehen, Treppensteigen, Tanzen), ausreichendes Eiweiß, Vitamin‑D‑/Calcium‑Check. Bei erhöhtem Risiko Knochendichtemessung erwägen.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
GSM (genitourinäres = urogenitales Menopausensyndrom): Sammelbegriff für intime und urologische Beschwerden durch Östrogenmangel (z. B. Trockenheit, Schmerzen beim Sex, Reizblase, Infekte).
Schlafhygiene: Verhaltensregeln für erholsameren Schlaf, z. B. feste Zeiten, dunkler/kühler Raum, abends weniger Bildschirmlicht, kein spätes schweres Essen.
Osteoporose: Erkrankung, bei der die Knochen an Stabilität verlieren und leichter brechen können; entsteht u. a. durch Östrogenmangel nach der Menopause.
Bauchfett vs. Hüft-/Oberschenkelfett: Bauchfett (viszerales Fett) ist stoffwechselaktiver und stärker mit Herz-Kreislauf-Risiken verbunden als Fett an Hüften oder Oberschenkeln.
Quellen
Sarrel P, Portman D, Lefebvre P, Lafeuille MH, Grittner AM, Fortier J, Gravel J, Duh MS, Aupperle PM. Incremental direct and indirect costs of untreated vasomotor symptoms. Menopause. 2015 Mar;22(3):260-6.
Avis NE, Crawford SL, Greendale G, Bromberger JT, Everson-Rose SA, Gold EB, Hess R, Joffe H, Kravitz HM, Tepper PG, Thurston RC; Study of Women’s Health Across the Nation. Duration of menopausal vasomotor symptoms over the menopause transition. JAMA Intern Med. 2015 Apr;175(4):531-9.
Reding KM, Schmidt PJ, Rubinow DR. Perimenopausal depression and early menopause: cause or consequence? Menopause. 2017 Dec;24(12):1333-1335.
Mitchell CM, Reed SD, Diem S, Larson JC, Newton KM, Ensrud KE, LaCroix AZ, Caan B, Guthrie KA. Efficacy of Vaginal Estradiol or Vaginal Moisturizer vs Placebo for Treating Postmenopausal Vulvovaginal Symptoms: A Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2018 May 1;178(5):681-690.
S3-Leitlinie Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen, 2020
Manson JE, Kaunitz AM. Menopause Management–Getting Clinical Care Back on Track. N Engl J Med. 2016 Mar 3;374(9):803-6.

