Die Wechseljahre sind ein markanter Einschnitt im Leben jeder Frau. Meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr treten sie auf und bringen ein spürbares hormonelles Ungleichgewicht mit sich. Das betrifft nicht nur das Herz-Kreislauf- oder Knochensystem, sondern zeigt sich auch sichtbar an Haut und Haaren. Viele Frauen berichten über trockene, empfindliche Haut, neue Falten oder Haarausfall. Manche bemerken sogar verstärkten Haarwuchs im Gesicht. Dieser Beitrag erläutert die biologischen Ursachen, stellt aktuelle Therapien vor und zeigt, wie Sie selbst aktiv zur Haut- und Haargesundheit beitragen können.
- Schnelles Wissen
- Warum verändert sich die Haut in den Wechseljahren?
- Welche Hautveränderungen sind typisch?
- Welche Haarprobleme treten in den Wechseljahren auf?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Haarausfall?
- Warum wachsen Haare im Gesicht?
- Welche Hauterkrankungen können sich verschlechtern?
- Welche Pflege unterstützt die Haut?
- Expertenstimmen zum Thema
- Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Quellen
Schnelles Wissen
Warum verändert sich die Haut in den Wechseljahren?
Die Haut zeigt als Erstes, wenn das hormonelle Gleichgewicht ins Wanken gerät. In den Wechseljahren sinken die Östrogenspiegel kontinuierlich ab. Dieses Hormon reguliert unter anderem die Talgproduktion, die Durchblutung der Haut und den Kollagenaufbau. Weniger Östrogen bedeutet deshalb weniger Feuchtigkeit, weniger Spannkraft und eine dünnere Haut. Viele Frauen bemerken ein Spannungsgefühl oder Juckreiz, auch die Empfindlichkeit gegenüber Umweltfaktoren wie Sonne oder trockene Heizungsluft nimmt zu.
- Reduzierte Barrierefunktion, höhere Wasserverluste
- Verlust von Elastizität, verstärkte Faltenbildung
- Zunehmender Juckreiz, Spannungsgefühl
- Empfindlichkeit gegenüber Umweltreizen und UV-Licht

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Welche Hautveränderungen sind typisch?
In den Wechseljahren schreitet die Hautalterung spürbar schneller voran. Durch den Verlust an Kollagen und Elastin wirkt die Haut schlaffer, Falten treten deutlicher hervor. Hinzu kommen oft Pigmentstörungen, die das Hautbild unregelmäßig erscheinen lassen. Manche Frauen entwickeln sichtbare kleine Gefäße im Gesicht, sogenannte Teleangiektasien, oder bemerken, dass das Gesicht an Volumen verliert. All diese Veränderungen zusammengenommen prägen das typische Hautbild in den Wechseljahren.

- Faltenbildung: Kollagenverlust führt zu tieferen Falten, besonders im Gesicht.
- Pigmentstörungen: Altersflecken und Melasma verstärken sich.
- Gefäßveränderungen: Sichtbare Äderchen entstehen häufiger.
- Verlust des Hautvolumens: Gesichtsformen wirken eingefallen.
Welche Haarprobleme treten in den Wechseljahren auf?
Auch die Haare bleiben von den hormonellen Turbulenzen der Wechseljahre nicht verschont. Viele Frauen erleben, dass ihr Haar feiner wird, langsamer wächst und leichter bricht. Besonders belastend ist Haarausfall, der sich typischerweise am Oberkopf zeigt. Er beginnt oft unauffällig mit einer Auflockerung am Scheitel und kann sich zu einer sichtbaren Ausdünnung entwickeln. Anders als bei Männern ist eine vollständige Glatzenbildung jedoch selten.
Ärztinnen und Ärzte ordnen diesen Haarausfall nach dem sogenannten Ludwig-Schema ein, das drei Schweregrade umfasst:
- Stadium I: Erste Ausdünnung am Scheitel, die Kopfhaut schimmert leicht durch.
- Stadium II: Das Haar wird am gesamten Oberkopf lichter, die Haardichte nimmt sichtbar ab.
- Stadium III: Deutliche kahle Areale am Oberkopf, vollständige Glatzenbildung bleibt selten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Haarausfall?
Der Haarausfall ist für viele Frauen emotional sehr belastend. Es gibt jedoch verschiedene medizinische Ansätze, die das Fortschreiten verlangsamen und teils neues Wachstum fördern können. Am bekanntesten ist Minoxidil, das als Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Es verbessert die Durchblutung und verlängert die Wachstumsphase der Haare. Erste Erfolge sind meist nach drei bis sechs Monaten sichtbar.
Eine weitere Option ist die PRP-Therapie (plättchenreiches Plasma). Dabei werden aus dem eigenen Blut Wachstumsfaktoren gewonnen und in die Kopfhaut injiziert. Erste Studien zeigen, dass dies die Haarwurzeln stimulieren kann. Für Frauen mit fortgeschrittenem Haarausfall kann eine Haartransplantation erwogen werden. Dabei werden gesunde Follikel aus dichten Bereichen entnommen und in lichte Zonen verpflanzt.
Systemische Therapien können in seltenen Fällen sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um Medikamente, die die Wirkung männlicher Hormone (Androgene) hemmen und das Fortschreiten des Haarausfalls verlangsamen. Sie werden eingesetzt, wenn lokale Behandlungen nicht genügen, und erfordern immer eine enge ärztliche Kontrolle.
- Minoxidil: verbessert die Durchblutung und verlängert die Wachstumsphase.
- PRP-Therapie: Eigenblutkonzentrat mit Wachstumsfaktoren stimuliert Haarfollikel.
- Haartransplantation: effektiv bei fortgeschrittenem Ausfall
- Systemische Therapie: Medikamente, die die Wirkung männlicher Hormone (Androgene) hemmen.
Warum wachsen Haare im Gesicht?
Während Kopfhaare dünner werden, berichten viele Frauen über stärkeren Haarwuchs an Kinn oder Oberlippe. Dieses Phänomen wird Hirsutismus genannt und entsteht durch die veränderte Balance zwischen Östrogenen und Androgenen. Die Haarfollikel reagieren nun empfindlicher auf männliche Hormone, auch wenn deren Spiegel nicht zwingend ansteigt.
Für die Behandlung stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Laser- und IPL-Therapie zerstören Haarwurzeln durch Lichtimpulse und können so zu einer dauerhaften Haarentfernung führen. Chemische Methoden wie Eflornithin-Creme verlangsamen das Wachstum, indem sie Enzyme blockieren, die für den Haaraufbau wichtig sind. Dauerhafte Resultate erzielt die Elektrolyse, bei der jeder Follikel einzeln mit Strom behandelt wird.
- Laser & IPL: dauerhafte Haarentfernung durch gezieltes Licht
- Eflornithin-Creme: hemmt Enzym im Haarfollikel, verlangsamt Wachstum
- Elektrolyse: dauerhafte Methode für einzelne Haare
- Mechanische Methoden: kurzfristige Lösungen wie Rasur oder Wachs
Welche Hauterkrankungen können sich verschlechtern?
Die Wechseljahre können auch bestehende Hauterkrankungen beeinflussen. Akne, die viele nur aus der Jugend kennen, tritt manchmal erneut auf, oft tief sitzend und schmerzhaft. Rosazea, die zu Rötungen und sichtbaren Äderchen führt, kann sich verschlimmern. Eine seltenere, aber ernsthafte Form ist die frontal fibrosierende Alopezie. Hierbei handelt es sich um einen narbigen Haarverlust am Stirnansatz, der unbehandelt fortschreitet und dauerhaft sein kann.

Welche Pflege unterstützt die Haut?
Die richtige Hautpflege kann viele Beschwerden abmildern. Eine konsequente Feuchtigkeitsversorgung ist entscheidend, um die Barrierefunktion zu stärken. Geeignet sind Cremes mit Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea. Sanfte, seifenfreie Reinigungsprodukte verhindern, dass die Haut zusätzlich austrocknet. Antioxidative Substanzen wie Vitamin C oder Niacinamid schützen vor freien Radikalen. UV-Schutz ist ein Muss, auch an bewölkten Tagen. In Einzelfällen können östrogenhaltige Cremes die Hautstruktur verbessern. Sie dürfen allerdings nur ärztlich verordnet und kontrolliert angewendet werden.
- Feuchtigkeit: Cremes mit Hyaluronsäure, Glycerin, Urea
- Sanfte Reinigung: seifenfrei, pH-neutral
- Antioxidative Pflege: Vitamin C, E, Niacinamid
- UV-Schutz: täglicher Sonnenschutz, auch im Winter
- Östrogenhaltige Cremes: nur unter ärztlicher Aufsicht
- Luftbefeuchter: reduziert Hauttrockenheit in Innenräumen
Expertenstimmen zum Thema
Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi, Direktorin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité Berlin, betont, dass hormonelle Umstellungen sowohl Hautalterung als auch Haarverlust beschleunigen können. Sie verweist auf Studien, die zeigen, dass rechtzeitige Pflege und medizinische Therapien den Verlauf deutlich verbessern können.
Prof. Dr. Antonella Tosti, Professorin für Dermatologie an der University of Miami, hebt hervor, dass Minoxidil nach wie vor die am besten untersuchte Therapie bei androgenetischem Haarausfall ist. Sie warnt davor, auf nicht geprüfte Mittel zurückzugreifen, die im Internet beworben werden.
Prof. Dr. Vasilios Kanti, Leiter klinische Forschung Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, empfiehlt, erste Anzeichen von Haarausfall frühzeitig ärztlich abzuklären. Dadurch lassen sich Therapien besser anpassen und der Haarverlust häufig verlangsamen.
Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
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Was können Sie konkret tun?
Die Wechseljahre sind eine Zeit der Veränderung, aber auch der neuen Möglichkeiten zur Selbstfürsorge. Sie können aktiv etwas tun, um Haut und Haare zu unterstützen:
- Haut täglich mit Feuchtigkeit und UV-Schutz versorgen
- Bei Haarverlust frühzeitig Minoxidil oder PRP mit Ärztin/Arzt besprechen
- Aggressive Pflegeprodukte und starkes Sonnenbaden meiden
- Bei störendem Haarwuchs langfristige Methoden wie Laser erwägen
- Arzt/Ärztin auf östrogenhaltige Cremes ansprechen, wenn kein erhöhtes Krebsrisiko vorliegt
- Ernährung anpassen: eiweißreich, ausreichend Vitamine und Spurenelemente
- Stressreduktion und regelmäßiger Schlaf unterstützen Haut und Haare

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FAQ
Weil weniger Östrogen produziert wird, sinkt die Talgproduktion.
Frühestens nach 3–6 Monaten, sichtbare Effekte oft erst nach einem Jahr.
Nein, aber er kann deutlich verlangsamt oder teils rückgängig gemacht werden.
Produkte mit Retinol oder Vitamin C können wirken, zusätzlich täglicher Sonnenschutz.
Ja, aber Nutzen und Risiken der Hormonersatztherapie müssen individuell ärztlich geprüft werden.
Weil Androgene stärker wirken, wenn der Östrogenspiegel sinkt.
Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren, Zink und Biotin unterstützt Haut und Haare.
Ja, hormonelle Schwankungen können die Erkrankung verstärken.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
Androgenetischer Haarausfall: hormonell bedingter Haarverlust am Oberkopf.
Hirsutismus: vermehrter Haarwuchs an typischen Männerstellen bei Frauen.
Melasma: dunkle Pigmentflecken, oft durch Hormone und UV-Licht verstärkt.
PRP-Therapie: Eigenblutbehandlung mit Wachstumsfaktoren zur Stimulation von Haarwurzeln.
Frontal fibrosierende Alopezie: narbiger Haarverlust im Stirnbereich, typisch in den Wechseljahren.
Quellen
Kamp E, Ashraf M, Musbahi E, DeGiovanni C. Menopause, skin and common dermatoses. Part 1: hair disorders. Clin Exp Dermatol. 2022 Dec;47(12):2110-2116.
Kamp E, Ashraf M, Musbahi E, DeGiovanni C. Menopause, skin and common dermatoses. Part 2: skin disorders. Clin Exp Dermatol. 2022 Dec;47(12):2117-2122.
Kanti V, Messenger A, Dobos G, Reygagne P, Finner A, Blumeyer A, Trakatelli M, Tosti A, Del Marmol V, Piraccini BM, Nast A, Blume-Peytavi U. Evidence-based (S3) guideline for the treatment of androgenetic alopecia in women and in men – short version. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2018 Jan;32(1):11-22.
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