Welche Langzeitfolgen hat zu wenig Schlaf?
Schlaf ist ein essenzieller Faktor für das Wohlbefinden, da sowohl die Dauer als auch die Qualität des Schlafes eine maßgebliche Rolle für die körperliche und psychische Gesundheit spielen. Die Schlafqualität beeinflusst den Stoffwechsel, die Ernährungsgewohnheiten und die mentale Verfassung. Ungesunder Schlaf – sei es durch zu kurze oder zu lange Schlafphasen oder durch Schlafstörungen – kann zu Übergewicht führen. Dieser Artikel beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Schlaf, Ernährung und psychischer Gesundheit und bietet Empfehlungen zur Verbesserung der Schlafqualität.
Schnelles Wissen
- Zu wenig Schlaf erhöht das Risiko für Depressionen, Angststörungen und Alzheimer.
- Schlafmangel stört die Hormonbalance: mehr Ghrelin (Hunger), weniger Leptin (Sättigung).
- Schlafdefizit kann Heißhunger auslösen und zur Gewichtszunahme führen.
- Emotionale Reizbarkeit und verminderte Stressresistenz sind typische Folgen von Schlafmangel.
- Gute Schlafhygiene, gesunde Ernährung, Bewegung und Stressmanagement verbessern die Schlafqualität.
Was hat Ernährung mit Schlaf zu tun?
Schlaf ist mehr als bloße Ruhezeit. Während des Schlafs laufen im Körper komplexe Regenerationsprozesse ab, die sowohl den physischen als auch den mentalen Zustand beeinflussen. Forschungen haben gezeigt, dass Schlafmangel mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen assoziiert ist, darunter Übergewicht, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer. Eine wesentliche Funktion des Schlafs ist die Regulierung des Appetits und der Energieaufnahme.
Schlafmangel führt zu einem Anstieg des Hormons Ghrelin, welches den Appetit steigert, und einer Senkung des Hormons Leptin, das das Sättigungsgefühl reguliert. Dadurch verspüren Betroffene mehr Hunger und neigen dazu, kalorienreiche, ungesunde Lebensmittel zu konsumieren. Zudem beeinträchtigt Schlafmangel die Wirkung von Insulin, dem Hormon, das für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Eine reduzierte Insulinempfindlichkeit erhöht das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes.
Neben hormonellen Veränderungen beeinflusst Schlafmangel auch die neuronale Aktivität im Gehirn. Studien belegen, dass Schlafentzug die Aktivität im Belohnungssystem verstärkt. Dies führt zu einer erhöhten emotionalen Reaktion auf energiereiche Lebensmittel, während gleichzeitig die Kontrollfunktionen für rationale Entscheidungen beeinträchtigt werden. Dadurch wird es schwieriger, gesunde Ernährungsentscheidungen zu treffen und Versuchungen zu widerstehen.
Kann Schlafmangel mein Gewicht beeinflussen?
Ja! Eine ausreichende Schlafdauer kann eine wichtige Rolle bei der Prävention von Übergewicht spielen. Eine Untersuchung zeigte, dass Personen, die weniger als 6,5 Stunden pro Nacht schlafen, durch eine Verlängerung der Schlafzeit um 1,2 Stunden täglich ihre Energieaufnahme signifikant senken konnten. Im Durchschnitt nahmen die Probanden 270 Kilokalorien weniger zu sich, was langfristig zu einer negativen Energiebilanz und Gewichtsabnahme führte.
Ein Mangel an Schlaf erhöht den Appetit auf kalorienreiche Lebensmittel. Dieser Anstieg des Heißhungers ist eng mit einer erhöhten Aktivität bestimmter Hirnzentren und einer reduzierten Aktivität im Frontalhirn verknüpft, was zu einer geringeren Kontrolle über die Essenswahl führt. Die hormonellen und neuronalen Veränderungen verstärken sich gegenseitig und resultieren in einem Teufelskreis aus Schlafmangel, ungesunder Ernährung und Gewichtszunahme.

Auf der anderen Seite kann längerer und qualitativ hochwertiger Schlaf den Energiehaushalt des Körpers positiv beeinflussen und dazu beitragen, ein gesundes Gewicht zu halten. Menschen, die regelmäßig ausreichend schlafen, weisen eine bessere Balance der Hormone Ghrelin und Leptin auf und haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Körpergewicht zu bewahren. Eine gute Schlafqualität unterstützt die körpereigenen Regenerationsprozesse und fördert eine ausgewogene Ernährung, was wiederum die Schlafqualität verbessert. Dieser positive Kreislauf trägt entscheidend zu einer langfristigen Gesundheit bei.
Was macht zu wenig Schlaf mit der Psyche?
Schlafmangel wirkt sich nicht nur auf das Körpergewicht, sondern auch auf die psychische Gesundheit aus. Eine schlechte Schlafqualität steht im Zusammenhang mit erhöhten Entzündungsmarkern im Gehirn, was das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer erhöhen kann. Chronischer Schlafmangel fördert zudem die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, das sich negativ auf den Stoffwechsel und die Stimmung auswirkt. Personen, die schlecht schlafen, neigen vermehrt zu Angstzuständen, Depressionen und Reizbarkeit.
Auch die emotionale Stabilität leidet unter Schlafmangel. Während des Schlafs verarbeitet das Gehirn emotionale Erlebnisse und baut Stress ab. Verkürzte oder gestörte Schlafphasen verhindern diese Verarbeitung, was zu einer erhöhten emotionalen Reaktivität und einer geringeren Stressbewältigung führt. Dies wirkt sich negativ auf das soziale Leben und die persönliche Zufriedenheit aus.
Beta-Amyloid-Ablagerungen, charakteristisch für Alzheimer, treten vermehrt bei schlechter Schlafqualität auf. Menschen mit Schlafproblemen haben höhere Konzentrationen von Biomarkern im Gehirn, die auf Amyloidablagerungen und Entzündungen hinweisen. Eine gestörte Tiefschlafphase, die normalerweise für den Abbau von Abfallstoffen im Gehirn verantwortlich ist, kann die Ansammlung dieser Proteine begünstigen und damit das Risiko für Alzheimer erhöhen.
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass eine schlechte Schlafqualität das Risiko für Typ-2-Diabetes erheblich erhöhen kann. Sowohl zu kurze als auch zu lange Schlafzeiten stehen im Zusammenhang mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Diabetes, was zeigt, dass eine optimale Schlafdauer entscheidend für die Prävention von Stoffwechselerkrankungen ist. Personen mit Schlafstörungen weisen oft eine verminderte Insulinsensitivität auf, was die Regulation des Blutzuckerspiegels erschwert und langfristig zu Diabetes führen kann.
Empfehlungen für besseren Schlaf und eine gesunde Lebensweise
Das Zusammenspiel von Schlaf, Ernährung und psychischer Gesundheit lässt sich durch einige Maßnahmen positiv beeinflussen:
Regelmäßige Schlafzeiten: Ein stabiler Schlaf-Wach-Rhythmus unterstützt die innere Uhr und fördert die Regeneration des Körpers. Zu festen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen – auch am Wochenende – hilft dabei, einen gesunden Schlafrhythmus zu etablieren.
Verbesserung der Schlafhygiene: Eine angenehme Schlafumgebung ist essenziell. Koffein und schwere Mahlzeiten sollten abends vermieden werden. Eine ruhige und dunkle Umgebung, eine angenehme Raumtemperatur und ein bequemes Bett sind förderlich für eine gute Schlafqualität. Entspannungsrituale wie ein warmes Bad oder das Lesen eines Buches vor dem Schlafengehen können helfen, zur Ruhe zu kommen.
Ausgewogene Ernährung: Eine ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Ernährung unterstützt sowohl die körperliche als auch die mentale Gesundheit. Lebensmittel wie Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und grünes Blattgemüse liefern wertvolle Nährstoffe, die die Schlafqualität verbessern. Magnesium, das in vielen dieser Lebensmittel enthalten ist, wirkt entspannend auf Muskeln und das Nervensystem und fördert einen erholsamen Schlaf. Empfehlenswert ist die Mittelmeerdiät.

Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität, insbesondere im Freien, verbessert die Schlafqualität und fördert den Stressabbau. Bewegung setzt Endorphine frei, die das Wohlbefinden steigern, und hilft, überschüssige Energie abzubauen, was zu einem tieferen Schlaf führt. Intensive sportliche Betätigung sollte jedoch nicht direkt vor dem Schlafengehen stattfinden, da sie den Kreislauf anregt.
Stressmanagement: Chronischer Stress ist eine häufige Ursache für Schlafstörungen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Geist zu beruhigen und den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Auch das Führen eines Tagebuchs, um Sorgen und Gedanken aufzuschreiben, kann helfen, den Kopf frei zu bekommen.
Fazit
Quellen
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