Mpox 2024 Wie gefährlich ist die neue Variante?
Mpox-Ausbrüche außerhalb Afrikas beschränkten sich bisher zumeist auf wenige Fälle. In 2022 hat sich dies grundlegend geändert. In Deutschland wurde der erste Fall am 20.05.2022 aus München publik. Bis Mitte Februar 2022 wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) mehr als 3.600 bestätigte Fälle gemeldet, der bisherige Höhepunkt wurde im Juli 2022 erreicht. Nun hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 14.08.2024 wegen einer neuen Variante der Mpox-Viren ihre höchste Alarmstufe aktiviert, da sie das Risiko sieht, dass sich die Mpox erneut international ausbreiten werden können. Hier erfahren Sie alles Wichtige zur aktuellen Gefahrenlage.
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Mpox 2024 Wie gefährlich ist die neue Variante?
- Mpox-Virus – Steckbrief
- Mpox-Varianten: Welche gibt es und welche ist gefährlicher?
- Geographische Verbreitung von Mpox
- Mpox Klade I – aktuell keine Gefahr für EU-Länder
- Ansteckungswege von Mpox
- Symptome bei Mpox-Infektion
- Komplikationen
- Diagnostik
- Therapie bei Mpox-Infektion
- Impfung gegen Mpox
- Hygienemaßnahmen
- Fazit
Mpox-Virus – Steckbrief
Mpox, auch bekannt als humane Affenpocken, wird durch das Mpox-Virus verursacht, ein DNA-Virus der Gattung Orthopoxvirus, zu der auch das klassische Pockenvirus gehört. Mpox ist in bestimmten Regionen Zentral- und Westafrikas endemisch, d.h. in gewissen Maße dauerhaft präsent und kann sowohl Tiere als auch Menschen infizieren. Als Hauptreservoir gelten Nagetiere, die das Virus auf Menschen übertragen können. Die Erkrankung wurde bis zum globalen Ausbruch im Jahr 2022 selten außerhalb Afrikas beobachtet, doch seitdem breitet sich das Virus weltweit aus.
Mpox-Varianten: Welche gibt es und welche ist gefährlicher?
Das Mpox-Virus existiert in mehreren Varianten, die auch als Kladen bezeichnet werden. Die wichtigsten bekannten Varianten sind:
Klade I
Diese Variante, auch als zentralafrikanische oder kongolesische Klade bekannt, ist historisch in Zentralafrika verbreitet, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo (DRC). Klade I ist die gefährlichste Variante, da sie mit einer höheren Sterblichkeitsrate verbunden ist. Im Jahr 2024 wurde ein Ausbruch in der DRC festgestellt, bei dem etwa 6 % der infizierten Personen starben, was deutlich über der Sterblichkeitsrate der anderen Varianten liegt. Diese Variante betrifft besonders Kinder schwer und birgt ein erhebliches Risiko für eine Ausbreitung über die Landesgrenzen hinaus (Kenia, Burundi und Uganda).
Klade II
Diese westafrikanische Klade ist weniger tödlich als Klade I und war die dominierende Variante während des globalen Ausbruchs im Jahr 2022. Die Sterblichkeitsrate dieser Variante liegt bei etwa 0,2 %, und sie verbreitete sich hauptsächlich durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung, vornehmlich in städtischen Gebieten außerhalb Afrikas.
Die derzeitige Situation in Afrika, speziell in der DRC, ist alarmierend, da die gefährlichere Klade I eine zunehmende Anzahl von Todesfällen verursacht. Dies hat zu verstärkten internationalen Anstrengungen geführt, um die Verbreitung dieser Variante einzudämmen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Überwachung und Reaktion auf diese Varianten sind entscheidend, um zukünftige globale Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Geographische Verbreitung von Mpox
Im Jahr 2024 bleibt Mpox eine ernsthafte Bedrohung, insbesondere in Afrika, wo ein signifikanter Anstieg der Fallzahlen verzeichnet wurde. Die DRC ist besonders betroffen, mit über 14.000 gemeldeten Fällen und mehr als 500 Todesfällen allein in diesem Jahr. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Africa CDC Mpox zur „Public Health Emergency of Continental Security“ erklärte. Die WHO und andere internationale Organisationen haben daher ihre Unterstützung intensiviert, um die Ausbreitung in Afrika zu kontrollieren.
Auch in Europa und Nordamerika gibt es weiterhin sporadische Ausbrüche. Die globale Ausbreitung von Mpox hat sich durch internationale Reisebewegungen und sexuelle Übertragungen, vorwiegend bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), beschleunigt. Trotz rückläufiger Fallzahlen in vielen Regionen bleibt die Situation dynamisch und es besteht weiterhin ein Risiko für neue Ausbrüche.
Mpox in Deutschland – Sommer 2024
Seit diesem Sommer gibt es jedoch wieder einen leichten Anstieg von Fällen der bereits seit 2022 kursierenden Klade II in Europa. Neun EU-Länder meldeten innerhalb von vier Wochen bis Anfang Juli insgesamt 98 Fälle. Auch in Deutschland steigen die Fälle seit dem Sommer, wenn auch im niedrigen ein- bis zweistelligen Bereich pro Monat. In Bayern sind derzeit 26 Mpox-Infektionen bekannt. Dennoch sieht das European Centre for Disease Prevention and Control bisher kein Risiko für Europa.
Mpox Klade I – aktuell keine Gefahr für EU-Länder
Die Gefahr, dass sich die in der DRC zirkulierende Variante Klade I in größerem Umfang innerhalb Europa ausbreitet, wird als gering eingestuft. Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bleibt das Risiko für die EU-Staaten „sehr niedrig“. Trotz der alarmierenden Situation in der DRC, wo die neue Variante eine hohe Mortalitätsrate aufweist und schnell verbreitet wird, ist die Gefahr einer nennenswerten Ausbreitung innerhalb Europa durch die derzeitigen Überwachungs- und Eindämmungsmaßnahmen aktuell begrenzt.
Die WHO hat jedoch gewarnt, dass Mpox dennoch eine globale Gesundheitsbedrohung bleibt. Es besteht die Möglichkeit, dass das Virus über poröse Grenzen in Afrika hinaus in andere Regionen gelangen könnte, was eine erhöhte Wachsamkeit erfordert. Besonders problematisch ist, dass diese neue Variante von Mpox nicht nur über sexuelle Kontakte, sondern auch durch engen Hautkontakt übertragen wird, was die Ausbreitung weiter begünstigen könnte.
Europa ist derzeit durch koordinierte internationale Maßnahmen, einschließlich Impfkampagnen und strenger Überwachung, gut geschützt. Dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen, und eine kontinuierliche Überwachung ist entscheidend, um mögliche Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und einzudämmen.
Ansteckungswege von Mpox
Mpox wird primär durch engen körperlichen Kontakt übertragen, insbesondere während sexueller Aktivitäten. Eine Übertragung kann durch direkten Kontakt mit Wunden, Körperflüssigkeiten oder kontaminierten Gegenständen wie Kleidung oder Bettwäsche erfolgen. Auch eine Tröpfcheninfektion durch engen, längeren Kontakt ist möglich.
- Direkter Kontakt mit Hautwunden: Dies ist der häufigste Übertragungsweg, speziell bei sexuellen Aktivitäten.
- Kontakt mit kontaminierten Oberflächen: Bettwäsche, Kleidung oder andere Gegenstände, die mit den Wunden einer infizierten Person in Berührung gekommen sind, können ebenfalls das Virus übertragen.
- Tröpfcheninfektion: Längere, enge Gespräche ohne Schutzmasken können eine Übertragung durch Atemtröpfchen ermöglichen.
Symptome bei Mpox-Infektion
Die Symptome von Mpox treten typischerweise 7 bis 9 Tage nach der Infektion auf, können aber auch variieren.
Allgemeine Symptome
- Fieber: Oft das erste Anzeichen, begleitet von Schüttelfrost.
- Kopfschmerzen und Muskelschmerzen: Diese unspezifischen Symptome können den Beginn der Krankheit markieren.
Hautveränderungen
Diese entwickeln sich über mehrere Stadien:
- Makulae: Die ersten Hautveränderungen, die auftreten, sind flache, verfärbte Flecken. Diese Flecken sind rot oder bräunlich und haben keine Erhebung über die Hautoberfläche.
- Papeln: Aus den Makulae entwickeln sich kleine, feste, erhabene Knötchen sind. Diese fühlen sich wie kleine Beulen an und sind in der Regel rot und entzündet.
- Vesikel: Die Papeln füllen sich dann mit klarer Flüssigkeit und werden zu erhabenen, durchsichtigen Bläschen.
- Pusteln: Die Vesikel füllen sich im weiteren Verlauf mit Eiter und werden zu Pusteln. Diese sind ebenfalls erhaben, aber nun weißlich oder gelblich gefärbt aufgrund des Eiters im Inneren. Pusteln können schmerzhaft sein.
- Krusten: Schließlich trocknen die Pusteln aus und verkrusten. Diese Krusten fallen mit der Zeit ab, und darunter heilt die Haut ab.
Komplikationen
- Anorektale Schmerzen: Besonders bei Läsionen im anogenitalen Bereich.
- Bakterielle Superinfektionen: Diese können sich entwickeln, wenn die Hautwunden nicht ordnungsgemäß behandelt werden und sich mit Bakterien infizieren (Mpox ist eine Viruserkrankung!).
- Hals-, Rachenentzündung und Augenbefall: Letztere können zu Sehverlust führen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Diagnostik
Die Diagnose von Mpox erfolgt hauptsächlich durch den Nachweis von Virus-DNA. Diese Methode gilt als die schnellste und zuverlässigste, insbesondere wenn Proben von Hautwunden entnommen werden. Die Probenentnahme sollte idealerweise aus mehreren Wunden erfolgen, um die Diagnosegenauigkeit zu erhöhen. Blutuntersuchungen spielen eine untergeordnete Rolle, da sie erst etwa eine Woche nach Auftreten der Symptome positiv werden.

Therapie bei Mpox-Infektion
Die Behandlung von Mpox ist überwiegend symptomatisch, da spezifische antivirale Medikamente nur begrenzt verfügbar sind. Die meisten Fälle können ambulant behandelt werden. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören:
- Schmerzbehandlung: Nichtsteroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
- Lokaltherapie: Die Hautwunden sollten antiseptisch behandelt werden, um zusätzliche bakterielle Infektionen zu vermeiden. Zinkhaltige Salben und Sitzbäder sind hier hilfreich.
- Isolation: Infizierte Personen sollten isoliert werden, bis alle Hautwunden abgeheilt sind, um die Weiterverbreitung des Virus zu verhindern.
Für schwere Fälle gibt es antivirale Medikamente wie Tecovirimat, Cidofovir und Brincidofovir, die gegen das Mpox-Virus wirksam sind. Diese werden jedoch nur bei Komplikationen oder immungeschwächten Patienten eingesetzt.
Impfung gegen Mpox
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung mit dem Pockenimpfstoff Imvanex® (MVA-BN®) für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko, einschließlich MSM und medizinischem Personal in Risikobereichen. Die Impfung ist sowohl vorbeugend als auch als Postexpositionsprophylaxe (PEP) wirksam, wobei die beste Wirkung erzielt wird, wenn sie innerhalb von vier Tagen nach Exposition verabreicht wird. Mit anderen Worten: Wer sich mit Mpox infiziert hat, kann bei rascher Diagnosestellung in den ersten Tagen noch von der Impfung profitieren und den Verlauf mildern.

Hygienemaßnahmen
Um die Ausbreitung von Mpox effektiv einzudämmen, sind spezifische Hygienemaßnahmen unerlässlich:
- Vermeidung von Hautkontakt: Insbesondere direkter Kontakt mit den Hautwunden infizierter Personen sollte vermieden werden.
- Abdeckung der Wunden: Infizierte sollten ihre Hautwunden abdecken, um die Virusverbreitung zu minimieren.
- Händehygiene: Regelmäßiges Händewaschen und die Verwendung von Desinfektionsmitteln sind entscheidend, insbesondere nach Kontakt mit potenziell kontaminierten Oberflächen.
- Isolation von Infizierten: Infizierte Personen sollten sich in häusliche Isolation begeben, bis alle Hautläsionen abgeheilt sind.
- Schutzmaßnahmen im Gesundheitswesen: In medizinischen Einrichtungen sollten Patienten mit Mpox in Einzelzimmern isoliert und das Personal mit Schutzausrüstung ausgestattet werden, einschließlich Handschuhen, Schutzkitteln und FFP2-Masken.
Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Weiterverbreitung von Mpox sowohl in Gemeinschaften als auch in medizinischen Einrichtungen zu verhindern.
Fazit
Fazit zur aktuellen Entwicklung von Mpox (2024):
Quellen
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