Herpes – Symptome, Behandlung und Vorbeugung

Herpes -Die häufigste Lokalisation des Herpes ist an der Lippe.

Herpes – Symptome, Behandlung und Vorbeugung

Herpes ist eine weit verbreitete Infektion, die durch die Herpes-simplex-Viren (HSV-1 und HSV-2) verursacht wird. Die Infektion bleibt nach der Erstinfektion lebenslang im Körper und kann unter bestimmten Bedingungen, wie Stress oder Sonnenexposition, reaktiviert werden. Die beiden Haupttypen, HSV-1 und HSV-2, unterscheiden sich in ihren typischen Manifestationsorten: HSV-1 tritt bevorzugt im Lippen- und Gesichtsbereich auf, während HSV-2 vorwiegend den Genital- und Gesäßbereich betrifft. Hier erfahren Sie alles über die Infektion, wie man sie behandelt und man vorbeugen kann.

Was ist Herpes und wie verbreitet ist es?

Herpes simplex – Viren sind weltweit verbreitet. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind etwa 3,7 Milliarden Menschen unter 50 Jahren mit HSV-1 und rund 500 Millionen Menschen mit HSV-2 infiziert. In Deutschland tragen etwa 78 % der Erwachsenen das Herpes simplex – Virus Typ 1 (HSV-1) in sich, während etwa 10 % das Herpes simplex – Virus Typ 2 (HSV-2) haben. Trotz dieser hohen Anzahl an Infizierten zeigen die meisten Menschen jedoch keine Symptome.

Warum sind einige Menschen häufiger betroffen?

Einige Faktoren, die eine Reaktivierung des Virus begünstigen, sind:

  • Sonnenlicht
  • Temperaturschwankungen
  • Psychischer Stress
  • Fieber oder Krankheit
  • Hormonelle Schwankungen, z. B. durch den Menstruationszyklus

Herpes und seine klinischen Erscheinungsformen

Herpes kann sehr unterschiedliche Symptome zeigen, die von der Lokalisation der Infektion, dem Immunsystem der betroffenen Person und dem Infektionstyp abhängen.

  • Primärinfektion: Dies ist die erste Infektion mit HSV-1 oder HSV-2. Sie verläuft oft symptomlos, kann aber auch schmerzhafte Bläschen, Fieber und allgemeines Unwohlsein verursachen.
  • Reaktivierung: Das Virus kann durch verschiedene Faktoren wie Stress oder Sonnenexposition wieder aktiv werden. Häufige Formen der Reaktivierung sind Lippenherpes (Herpes labialis) und Genitalherpes. Augenherpes (Herpes corneae) tritt seltener auf und wird ggf. ebenfalls durch eine Reaktivierung verursacht.
  • Seltene Manifestationen: In einigen Fällen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Herpesenzephalitis (Hirnhautentzündung)  oder einem Ekzema herpeticatum (große, schmerzhafte Bläschen und Wunden) kommen. Beide Erkrankungen sind potenziell lebensbedrohlich und erfordern eine intensive medizinische Betreuung.

Diagnose einer Herpesinfektion

Die Diagnose einer Herpesinfektion erfolgt in der Regel klinisch durch den Arzt. Bei unklaren oder komplizierten Fällen oder wenn der Verdacht auf eine Mischinfektion besteht, kann ein Direktnachweis des Erregers durch eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchgeführt werden. Diese Methode ermöglicht eine genaue Bestimmung, ob es sich um HSV-1 oder HSV-2 handelt.

Herpes ist eine weit verbreitete Infektion, die durch die Herpes-simplex-Viren (HSV-1 und HSV-2) verursacht wird.
  • Typisierung mittels PCR: Empfohlen bei der ersten Episode von genitalem Herpes.
  • Serologische Tests: Diese können zur Bestimmung von Anti-HSV-1-IgG oder Anti-HSV-2-IgG eingesetzt werden. Ein positiver IgG-Test zeigt an, dass sich die Person irgendwann in der Vergangenheit infiziert hat.

Eine Mischinfektion bedeutet, dass neben der Herpesinfektion noch andere Erreger eine Infektion verursachen, was die Behandlung und Diagnose komplizierter machen kann:

  • Varizella-Zoster-Virus (VZV): Eine Infektion, die Windpocken oder Gürtelrose verursacht (gegen Gürtelrose kann man sich impfen lassen).
  • Humane Papillomviren (HPV): Diese Viren können ebenfalls Haut- und Schleimhautintegrität beeinflussen und zu Mischinfektionen beitragen.
  • Bakterien oder Pilze: Diese können als zusätzliche Erreger bei einer geschwächten Hautbarriere oder Schleimhaut im Rahmen einer Herpesinfektion auftreten.

Behandlungsmöglichkeiten für Herpes

Die Behandlung von Herpes richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und den Symptomen.

  • Lokale Behandlung: Für unkomplizierte Fälle können Virustatika (z. B. Aciclovir) oder antiseptische Mittel lokal verwenden. Der Nutzen dieser Therapie ist jedoch umstritten und es gibt nur wenige wissenschaftliche Beweise für einen signifikanten Vorteil.
  • Systemische Therapie: Bei schwereren Symptomen oder ausgedehnten Läsionen erfolgt eine systemische antivirale Therapie. Hier kommen orale Medikamente wie Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir zum Einsatz. Die Therapie richtet sich nach Nierenfunktion des Patienten.
  • Behandlung von Komplikationen: Bei schweren Komplikationen, wie z. B. Herpesenzephalitis, ist eine stationäre Aufnahme und die Behandlung mit intravenös verabreichtem Aciclovir erforderlich.

Rezidivprophylaxe und Prävention

Eine wichtige Strategie zur Reduktion der Rezidivrate und der Prävention einer Ansteckung ist die Aufklärung der Patienten. Hierbei sollten einige wichtige Punkte beachtet werden:

  • Hygienische Maßnahmen: Vermeidung von Kontakt zu infizierten Bereichen, insbesondere bei Neugeborenen und immungeschwächten Personen.
  • Sexuelle Prävention: Vermeidung sexueller Aktivitäten während eines Ausbruchs und Nutzung von Kondomen, obwohl diese keinen vollständigen Schutz bieten.
  • Medikamentöse Prophylaxe: In bestimmten Fällen kann eine antivirale Dauertherapie sinnvoll sein, um die Häufigkeit von Ausbrüchen zu reduzieren.

Fazit

Herpes bleibt nach der Erstinfektion lebenslang im Körper und kann durch verschiedene Faktoren reaktiviert werden.
HSV wird hauptsächlich durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt übertragen, eine Ansteckung ist auch während asymptomatischer Phasen möglich.
Die Diagnose wird meist klinisch gestellt; ein PCR-Test kann zur genauen Typisierung bei unklaren Fällen erforderlich sein.
Die Behandlung reicht von lokaler Therapie bis hin zu systemischen antiviralen Medikamenten bei schwereren Verläufen unter stationären Bedingungen.
Hygienische Maßnahmen und medikamentöse Prophylaxe sind entscheidend zur Vermeidung von Rückfällen und zur Reduktion des Transmissionsrisikos.

Quellen

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