Herzuntersuchung für Sportler: Wann und warum sie wichtig ist
Sportler setzen ihren Körper oft extremen Belastungen aus, die nicht nur Muskeln und Gelenke, sondern auch das Herz stark beanspruchen. Regelmäßige Herzuntersuchungen sind für Sportler daher unerlässlich, um potenzielle Risiken für Herzprobleme frühzeitig zu erkennen. Denn nur, weil jemand regelmäßig Sport treibt, bedeutet nicht zwangsläufig, dass keine Herzproblematik vorliegt. In diesem Artikel werden die Wichtigkeit der Herzuntersuchung für Sportler, Profis wie auch Breitensportler, sowie die besten Zeitpunkte für solche Untersuchungen ausführlich behandelt.
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Herzuntersuchung für Sportler: Wann und warum sie wichtig ist
- Was ist eine Herzuntersuchung?
- Ab welchem Alter sollten Sportler eine Herzuntersuchung durchführen?
- Welche Risiken bestehen für Sportler ohne Herzuntersuchung?
- Bedeutung der richtigen Sport-Ausrüstung und Technik
- Wie oft sollten Herzuntersuchungen bei Sportlern durchgeführt werden?
- Der Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf die Herzgesundheit
- Präventive Maßnahmen zur Reduzierung von Herzrisiken bei Sportlern
- Jede Minute zählt: Notfallplanung für den Ernstfall
- Fazit
- Quellen
Was ist eine Herzuntersuchung?
Eine Herzuntersuchung, auch kardiologisches Screening genannt, umfasst verschiedene Verfahren, die darauf abzielen, den Gesundheitszustand des Herzens zu überprüfen. Typische Untersuchungen beinhalten:
- Anamnese: Hierbei werden familiäre Vorerkrankungen, persönliche Risikofaktoren sowie evtl. Symptome, die auf eine Herzerkrankung hinweisen können, abgefragt.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt überprüft den allgemeinen Gesundheitszustand des Sportlers, insbesondere Herzgeräusche oder Auffälligkeiten im Kreislaufsystem.
- Elektrokardiogramm (EKG): Ein Ruhe-EKG ist oft Bestandteil der Herzuntersuchung. Hierbei wird die elektrische Aktivität des Herzens gemessen, um Unregelmäßigkeiten festzustellen.
- Belastungs-EKG: Bei Verdacht auf eine Herzkrankheit kann ein Belastungs-EKG durchgeführt werden, um die Herzfunktion unter körperlicher Anstrengung zu beobachten.
Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie ein Echokardiogramm (Herzultraschall) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) angewendet werden, um die Herzstruktur genauer zu analysieren, sofern sich bei den Grunduntersuchungen Besonderheiten ergeben haben sollten. Diese Untersuchungen sind besonders hilfreich bei der Diagnose von strukturellen Herzkrankheiten, wie etwa hypertrophe Kardiomyopathie (verdickter Herzmuskel) oder Koronaranomalien (Fehlbildungen der Herzkranzgefäße).
Ab welchem Alter sollten Sportler eine Herzuntersuchung durchführen?
Die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für eine erste Herzuntersuchung bei Sportlern wird in der Fachwelt intensiv diskutiert. Basierend auf einer umfassenden Studie aus dem Jahr 2024, die im Journal of Science and Medicine in Sport veröffentlicht wurde, wird empfohlen, Herzuntersuchungen zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr durchzuführen.
Weshalb ab 12 Jahren?
- Die Wahrscheinlichkeit für plötzliche Herzstillstände oder Herztode bei Kindern im Alter von 8–11 Jahren ist sehr gering (weniger als 1/100.000 pro Jahr).
- Ab 12 Jahren steigt das Risiko jedoch auf 1–2/100.000 pro Jahr bei sowohl Profi- als auch Breitensportlern.
- Jugendliche, die an intensiven Wettkämpfen teilnehmen, sollten daher ab diesem Alter regelmäßig untersucht werden.
Die Studie zeigt auch, dass Sportler mit familiären Vorbelastungen oder auffälligen Symptomen, wie z. B. Kollaps bei Belastung, unabhängig vom Alter ärztlich untersucht werden sollten.
Welche Risiken bestehen für Sportler ohne Herzuntersuchung?
Viele Sportler und ihre Trainer gehen oft davon aus, dass jemand, der sportlich aktiv und gesund aussieht, automatisch kein Risiko für Herzprobleme hat. Diese Annahme ist jedoch trügerisch, da etwa 1 von 300 Kindern ein zugrunde liegendes Herzleiden hat, das bei körperlicher Belastung lebensbedrohlich werden kann. Sportarten, die das Herz-Kreislauf-System stark belasten, wie etwa Basketball oder Fußball, erhöhen das Risiko eines plötzlichen Herzstillstands, insbesondere bei Jugendlichen, die in Hochleistungssportarten aktiv sind.
Die häufigsten Ursachen für plötzlichen Herztod bei Jugendlichen sind:
- Hypertrophe Kardiomyopathie: Eine genetische Erkrankung, die zur Verdickung des Herzmuskels führt und besonders gefährlich ist, da sie oft keine frühen Symptome zeigt.
- Anomalien der Koronararterien: Hierbei verlaufen die Herzkranzgefäße abnormal, was die Blutversorgung des Herzens bei Belastung einschränken kann.
- Arrhythmien: Unregelmäßige Herzschläge, die zu Bewusstlosigkeit und sogar zum plötzlichen Tod führen können.
Bedeutung der richtigen Sport-Ausrüstung und Technik
Die Herzuntersuchung ist jedoch nur ein Teil des gesamten präventiven Ansatzes für Sportler. Neben der medizinischen Vorsorge spielt auch die Wahl der richtigen Ausrüstung und das Erlernen korrekter Sport-Techniken eine große Rolle. Beispielsweise können unpassende Sportschuhe oder eine falsche Lauftechnik zu übermäßiger Belastung des Herzens und des Kreislaufsystems führen. Daher ist es wichtig, dass Sportler nicht nur auf ihre körperliche Fitness und ihre Herzgesundheit achten, sondern auch auf die richtige Ausrüstung, die zur Minimierung von Risiken beiträgt.

Gleichzeitig sollten Sportler auf Warnsignale achten, die auf mögliche Herzprobleme hinweisen könnten. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Atemnot schon bei leichter bis moderater körperlicher Belastung,
- Ohnmachtsanfälle oder Schwindel,
- unregelmäßiger Herzschlag (Palpitationen),
- Schmerzen oder Engegefühl in der Brust, insbesondere bei Belastung.
Wie oft sollten Herzuntersuchungen bei Sportlern durchgeführt werden?
Für junge Sportler wird empfohlen, die Herzuntersuchung alle zwei Jahre durchzuführen, um sicherzustellen, dass eventuelle Veränderungen rechtzeitig erkannt werden. Bei Profi-Sportlern, speziell in risikoreichen Sportarten wie Basketball oder Fußball, sollte die Häufigkeit der Untersuchungen noch höher angesetzt werden. Wiederholte Untersuchungen sind auch bei Sportlern wichtig, die in Ausdauersportarten aktiv sind, da diese Sportarten das Herz besonders fordern.
Der Einfluss von Ernährung und Lebensstil auf die Herzgesundheit
Neben der regelmäßigen Herzuntersuchung spielen auch Ernährung und Lebensstil eine wesentliche Rolle für die Herzgesundheit. Für Sportler ist eine ausgewogene Ernährung, die reich an Antioxidantien, ungesättigten Fettsäuren und Ballaststoffen ist, entscheidend. Diese Nährstoffe tragen dazu bei, das Herz zu schützen und das Risiko von Herzerkrankungen zu senken.
Auch der Umgang mit Stress ist entscheidend für die Herzgesundheit. Ein hoher Trainingsumfang kann zwar förderlich für die Fitness sein, doch zu viel Stress – sei es physisch oder mental – kann das Herz belasten. Sportler müssen auf ausreichend Regenerationszeiten achten und Techniken zur Stressbewältigung erlernen, wie z. B. Atemübungen, Yoga oder Meditation.
Die Flüssigkeitszufuhr ist ein weiterer wichtiger Faktor. Dehydration kann das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen und zu erhöhter Herzfrequenz oder Kreislaufproblemen führen. Sportler sollten daher besonders darauf achten, während des Trainings und bei Wettkämpfen genügend Wasser zu trinken, um eine Dehydration zu vermeiden.
Präventive Maßnahmen zur Reduzierung von Herzrisiken bei Sportlern
Um Herzrisiken bei Sportlern zu minimieren, sollten folgende präventive Maßnahmen in Betracht gezogen werden:
- Regelmäßige medizinische Untersuchungen: Sportler sollten ihre Herzgesundheit mindestens alle zwei Jahre überprüfen lassen, um sicherzustellen, dass keine zugrunde liegenden Probleme bestehen.
- Optimierung des Trainings: Eine gute Trainingsplanung, die auf individuelle Bedürfnisse und Kapazitäten abgestimmt ist, kann das Risiko von Herzproblemen verringern. Dabei sollte auf eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining geachtet werden, um das Herz gleichmäßig zu trainieren.
- Herzfrequenzüberwachung: Die regelmäßige Überwachung der Herzfrequenz, vor allem während intensiver Belastungen, kann helfen, Überlastungen des Herzens zu vermeiden. Moderne Wearables wie Fitnessuhren bieten eine einfache Möglichkeit, die Herzfrequenz im Blick zu behalten.
- Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung, die das Herz schützt und die Leistungsfähigkeit steigert, sollte Teil des Trainingsplans sein. Besonders wichtig sind Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungen im Körper reduzieren und das Herz stärken.
Jede Minute zählt: Notfallplanung für den Ernstfall
Auch bei aller Vorsorge kann es in seltenen Fällen zu Herzstillständen oder anderen schwerwiegenden Herzereignissen kommen. Hier ist eine schnelle Reaktion entscheidend für das Überleben des Betroffenen. Vereine und Trainer sollten daher über einen detaillierten Notfallplan verfügen, der alle Schritte zur raschen Behandlung eines Herzstillstands umfasst:
- Automatisierte externe Defibrillatoren: Diese sollten jederzeit in der Nähe des Trainingsgeländes verfügbar sein und leicht zugänglich aufbewahrt werden. Die Handhabung der Geräte muss regelmäßig geübt, Wissen aufgefrischt werden. Auch müssen die Geräte regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden.
- Schulung des Personals: Trainer und Betreuer, aber auch die Sportler selbst, sollten regelmäßig in Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult werden, um im Notfall schnell und richtig reagieren zu können.

Die erste Hilfe muss innerhalb weniger Minuten nach dem Zwischenfall erfolgen. Jede Minute Verzögerung verringert die Überlebenschancen erheblich.
Fazit
Quellen
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