Akne – Wie Haut und Darm sich gegenseitig beeinflussen
Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit, die nicht nur kosmetische, sondern auch gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Studien zeigen, dass Akne oft mit Magen-Darm-Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, der gastroösophagealen Refluxkrankheit, bei der Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt und zu Sodbrennen führt, und anderen Magen-Darm-Problemen verbunden ist. Dieser Zusammenhang bietet neue Ansätze für Diagnostik und Therapie und unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung der Erkrankung.
Schnelles Wissen
Zusammenhang zwischen Akne und gastrointestinalen Erkrankungen
Forschungsergebnisse haben ergeben, dass Patient:innen mit Akne häufiger an gastrointestinalen Beschwerden leiden. Besonders folgende Punkte sind hervorzuheben:
- Erhöhtes Risiko: Patient:innen mit Akne haben ein deutlich höheres Risiko für Erkrankungen wie Magen-Darm-Geschwüre, Reizdarmsyndrom, gastroösophagealen Reflux und Verstopfung.
- Systemische Entzündungsprozesse: Systemische Entzündungen sind chronische Entzündungszustände, die den gesamten Körper betreffen können. Sie entstehen häufig durch eine Fehlregulation des Immunsystems und können bei Akne und Magen-Darm-Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen, indem sie entzündliche Prozesse in Haut und Darm fördern.
- Alter und Schweregrad: Besonders Jugendliche und junge Erwachsene mit moderater bis schwerer Akne sind betroffen. Bei Kindern unter 12 Jahren zeigt sich eine auffällige Assoziation mit Verstopfung und dem sogenannten Reizdarmsyndrom, eine chronische funktionelle Störung des Darms, die Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen und veränderte Stuhlgewohnheiten verursacht.
Darüber hinaus zeigen Studien wie eine 2024 veröffentlichte taiwanesische Untersuchung, dass diese Begleiterkrankungen häufig wechselseitig auftreten, was bedeutet, dass Akne Magen-Darm-Erkrankungen beeinflussen kann und umgekehrt auch Magen-Darm-Erkrankungen die Entwicklung oder Schwere der Akne fördern können. Daten von über 185.000 Patient:innen mit Akne wurden analysiert und ergaben, dass vor allem Jugendliche und Erwachsene mit moderater bis schwerer Akne ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Beschwerden wie Reizdarm und Refluxkrankheit haben.
Die Studie unterstreicht auch, dass diese Beschwerden die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinflussen können. Besonders bei jungen Patient:innen wurden Reizdarm und Verstopfung als häufigste Beschwerden identifiziert, während bei Erwachsenen vermehrt Magen-Darm-Geschwüre und die Refluxkrankheit diagnostiziert wurden.
Die Rolle des Mikrobioms bei Akne
Die Darm-Haut-Achse ist ein Schlüsselkonzept zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Akne und gastrointestinalen Beschwerden. Das Mikrobiom – die Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm – spielt dabei eine zentrale Rolle. Es reguliert nicht nur die Verdauung, sondern hat auch Einfluss auf das Immunsystem und entzündliche Prozesse, die sowohl den Darm als auch die Haut betreffen können.
- Dysbiose: Dysbiose bedeutet Ungleichgewicht in der Darmflora. Sie ist gekennzeichnet durch eine Abnahme entzündungshemmender Bakterien wie Lactobacillus und Bifidobacterium und kann Entzündungen im Darm und auf der Haut verstärken. Studien zeigen, dass eine verringerte Vielfalt an Darmbakterien mit einem höheren Risiko für Akne und gastrointestinale Beschwerden einhergeht.
- Antibiotikatherapie: Langzeittherapien mit Antibiotika zur Aknebehandlung können die Darmmikrobiota negativ beeinflussen und das Risiko für gastrointestinale Beschwerden wie Reflux und Reizdarm erhöhen. Dies kann langfristig auch zu Antibiotika-Resistenzen und weiteren Nebenwirkungen führen.
- Ernährung: Eine westliche Ernährung mit hohem glykämischen Index fördert sowohl die Talgproduktion als auch systemische Entzündungen, was die Akne verschlimmern kann. Gleichzeitig wirkt sich diese Ernährungsweise negativ auf die Zusammensetzung des Mikrobioms aus.
Ein gesundes Mikrobiom wirkt entzündungshemmend und unterstützt die Regeneration der Haut. Daher wird die Pflege des Mikrobioms zunehmend als Teil einer erfolgreichen Aknetherapie betrachtet.
Optimale Behandlungsstrategien bei Akne
Eine erfolgreiche Therapie von Akne erfordert eine umfassende Diagnostik und das Berücksichtigen potenzieller Begleiterkrankungen. Folgende Ansätze sind vielversprechend:
Konventionelle Therapien
- Topische Behandlungen: Retinoide, chemische Verbindungen, die aus Vitamin A abgeleitet sind, fördern die Zellerneuerung und reduzieren Entzündungen. Benzoylperoxid wirkt antibakteriell und hilft, Poren zu reinigen, indem es überschüssiges Öl und abgestorbene Hautzellen entfernt.
- Systemische Therapien: Antibiotika und Isotretinoin werden bei schwerer Akne eingesetzt, müssen jedoch sorgfältig abgewogen werden, um gastrointestinale Nebenwirkungen zu minimieren. Isotretinoin ist ein stark wirksames Medikament, das aus Vitamin A abgeleitet ist und die Talgproduktion reduziert sowie die Entzündung der Haarfollikel bekämpft.

Innovative Ansätze
- Probiotika: Der Einsatz von probiotischen Präparaten zur Wiederherstellung der Darmflora könnte sowohl die Haut- als auch die Darmgesundheit verbessern. Erste Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Probiotika entzündungshemmend wirken und die Talgproduktion reduzieren können. Beispiele für häufig eingesetzte Probiotika sind Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium bifidum und Saccharomyces boulardii, die alle positive Effekte auf die Darm-Haut-Achse haben können. Betroffene können Probiotika in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder durch den Verzehr von probiotischen Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir und Sauerkraut aufnehmen.
- Ernährungsumstellung: Eine ballaststoffreiche, entzündungshemmende Ernährung zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Reduktion von Akne. Lebensmittel wie grünes Gemüse, fermentierte Produkte und Vollkornprodukte unterstützen das Mikrobiom. Auch die Mittelmeerdiät, die reich an Gemüse, Obst, Fisch und gesunden Fetten wie Olivenöl ist, kann positive Effekte auf die Haut- und Darmgesundheit haben.
- Interdisziplinäre Betreuung: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Dermatolog:innen und Gastroenterolog:innen kann besonders bei schweren Fällen hilfreich sein. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, sowohl Haut- als auch Verdauungsprobleme ganzheitlich zu adressieren.
Personalisierte Behandlung bei Akne
Darüber hinaus können neue Technologien wie die Mikrobiomanalyse individualisierte Therapieansätze ermöglichen. Diese Analysen bieten Einblicke in die spezifische Zusammensetzung der Darmflora und können als Grundlage für personalisierte Behandlungspläne dienen. Personalisierte Behandlung bedeutet, dass Therapieentscheidungen auf die individuellen Bedürfnisse, genetischen Voraussetzungen und Lebensumstände der Patient:innen abgestimmt werden, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Fazit
- Akne ist nicht nur eine Hauterkrankung, sondern häufig mit Magen-Darm-Beschwerden verknüpft.
- Die Darm-Haut-Achse spielt eine zentrale Rolle: Ein gestörtes Mikrobiom kann Entzündungen auf Haut und im Verdauungstrakt verschärfen.
- Eine personalisierte Therapie, die Ernährung, Mikrobiomstatus und psychische Faktoren berücksichtigt, führt oft zu besseren Behandlungsergebnissen.
- Probiotika und eine anti-entzündliche Ernährung (z. B. Mittelmeerdiät) zeigen vielversprechende Effekte.
- Der verantwortungsvolle Einsatz von Antibiotika ist wichtig, um das Mikrobiom nicht weiter zu stören.
- Interdisziplinäre Betreuung durch Dermatolog:in und Gastroenterolog:in kann langfristig die Lebensqualität verbessern.
FAQ
Ein gestörtes Darmmikrobiom kann Entzündungsprozesse im ganzen Körper auslösen – auch in der Haut. Diese Verbindung nennt man die Darm-Haut-Achse.
Ja. Eine westliche Ernährung mit hohem Zuckergehalt und verarbeiteten Lebensmitteln kann Entzündungen fördern. Eine ballaststoffreiche, entzündungshemmende Ernährung wie die Mittelmeerdiät wirkt oft positiv.
Probiotika können helfen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen und damit indirekt auch Hautprobleme verbessern.
Ihr Einsatz sollte immer gut abgewogen werden, da sie das Mikrobiom negativ beeinflussen. Kein eigenmächtiges Absetzen, ärztliche Beratung einholen.
Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Reizdarm-Symptome können Hinweise auf ein Ungleichgewicht im Mikrobiom sein.
Ja. Eine Mikrobiomanalyse über Stuhlproben kann Hinweise auf Ungleichgewichte geben und individualisierte Therapien ermöglichen. Dürfte in der überwiegenden Zahl der Fälle eine Selbstzahlerleistung sein.
Sie basiert auf viel Gemüse, Obst, Fisch, Olivenöl und wenig rotem Fleisch. Diese Diät wirkt entzündungshemmend und unterstützt ein gesundes Mikrobiom.
Wenn Sie neben Akne auch anhaltende Magen-Darm-Beschwerden haben, ist eine interdisziplinäre Abklärung sinnvoll.
Quellen
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