Was darf man bei Morbus Crohn essen?

Was darf man bei Morbus Crohn essen?

Was darf man bei Morbus Crohn essen?

Morbus Crohn – schon bei der Diagnose fragen sich viele Betroffene: Was darf ich jetzt überhaupt noch essen?  Diätempfehlungen sind oft vage, langfristig ungesund und führen zu einer wenig alltagstauglichen Ernährung. Nicht selten entwickeln aber auch die Betroffenen selbst restriktive Essgewohnheiten aus Angst vor Beschwerden, Durchfällen und Krankheitsschüben. Hier im Artikel erfahren Sie alles über die „Crohn-taugliche“ Version der Mittelmeerdiät, die Inflammatory Bowel Disease Mediterranean Diet, kurz IBDMED.

Schnelles Wissen

  • Eine vielfältige, pflanzenbasierte Ernährung wirkt sich bei allen Menschen positiv auf das Darmmikrobiom aus.
  • Die modifizierte Mittelmeerdiät (IBDMED) verbessert bei Morbus Crohn Entzündungswerte und Lebensqualität [1, 2].
  • Eine hohe Adhärenz an IBDMED senkt das Risiko für Komplikationen wie Operationen oder Krankenhausaufenthalte.
  • Besonders wichtig für die Ernährung: ausreichend Ballaststoffe und pflanzliche Vielfalt, weniger Zucker, kein Fast Food.
  • Frühzeitige Ernährungsumstellung – am besten direkt nach der Diagnose – kann entscheidend sein.

Warum ist die Ernährung bei Morbus Crohn so problematisch?

Patient:innen mit Morbus Crohn vermeiden häufig viele Lebensmittel aus Angst vor Beschwerden. Studien zeigen: Bis zu 90 % der Betroffenen entwickeln restriktive Essgewohnheiten – teils ohne medizinischen Grund [2]. Dabei kann die „richtige“ Ernährung den Verlauf deutlich verbessern – und zwar langfristig.

Eine konsequent angepasste Ernährung kann:

  • die Zahl der Krankheitsschübe verringern
  • die Darmflora stärken
  • Entzündungsprozesse reduzieren
  • Operationen und Krankenhausaufenthalte verhindern
  • Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit verbessern

Darüber hinaus hat Ernährung auch einen psychologischen Effekt. Wer weiß, was dem Körper guttut, fühlt sich sicherer im Alltag, kann wieder Freude am Essen entwickeln und gewinnt ein Stück Lebensqualität zurück.

Was ist die IBDMED-Ernährung?

Die sogenannte IBDMED („Inflammatory Bowel Disease Mediterranean Diet“) ist eine modifizierte Form der mediterranen Ernährung – speziell angepasst an Menschen mit Morbus Crohn [1].

Die „Crohn-taugliche“ Version der Mittelmeerdiät wirkt besonders entzündungshemmend und lässt sich gut in Phasen der Remission umsetzen. Sie legt besonderen Wert auf Mikrobiom-freundliche Lebensmittel, reduziert alle entzündungsfördernden Komponenten und setzt auf eine besonders sanfte, darmverträgliche Zubereitung [1, 2].

Bei Morbus Crohn ist eine modifizierte Mittelmeerdiät empfehlenswert.

Sie umfasst:

  • Obst und Gemüse in Vielfalt und Farbe
  • Olivenöl statt tierischer Fette
  • Nüsse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Fisch
  • Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt oder Sauerkraut
  • Kein Fast Food, keine künstlichen Süßstoffe, möglichst wenig Zucker

Diese Form der Ernährung fördert auch nützliche Darmbakterien (z. B. Faecalibacterium) und reduziert nachweislich Entzündungswerte wie CRP und Calprotectin [1, 2].

Die IBDMED ist keine kurzfristige Diät, sondern eine langfristige, flexible Ernährungsweise, die sich dem Alltag gut anpassen lässt [1]. Sie ist vielfältig, genussvoll und nährstoffreich – also genau das Gegenteil vieler restriktiver Diäten, die bei Morbus Crohn oft verbreitet sind.

Vergleich: Mediterrane Ernährung vs. IBDMED
Kriterium Mediterrane Ernährung IBDMED (angepasst bei Crohn)
Ballaststoffe viele, auch aus rohem Gemüse bevorzugt gut verträgliche, gekochte Ballaststoffe
Fermentierte Lebensmittel optional ausdrücklich empfohlen (z. B. Joghurt, Sauerkraut)
Milchprodukte v. a. Käse, Joghurt, in Maßen laktosearme Produkte bevorzugt
Alkohol mäßig erlaubt (z. B. Rotwein) nicht empfohlen
Zuckerkonsum eher gering so gering wie möglich, keine Süßstoffe
Fast Food & Fertigprodukte selten strikt meiden
Zielgruppe Allgemeinbevölkerung Morbus Crohn, CED

Empfehlungen zu laktosefreier Ernährung finden Sie hier: Laktoseintoleranz

Welche Vorteile bringt die IBDMED bei Crohn?

In einer prospektiven Kohortenstudie mit 271 Patient:innen zeigte sich [2]:

  • Hohe IBDMED-Treue korrelierte mit signifikant weniger Komplikationen
  • Verbesserte Werte für CRP, CDAI und Calprotectin (Entzündungswerte im Blut)
  • Weniger Dysbiose („Chaos“) im Mikrobiom
  • Geringere Notwendigkeit für Biologika oder Kortison
  • Besonders starker Effekt im ersten Jahr nach der Diagnose

Diese positiven Effekte traten umso deutlicher auf, je konsequenter sich Patient:innen an die IBDMED hielten – ein klarer Hinweis auf den kausalen Zusammenhang.

Neben den medizinisch messbaren Vorteilen berichten viele Patient:innen auch von einem subjektiven Zugewinn: mehr Energie, besserer Schlaf, weniger Bauchbeschwerden, ein stabilerer Alltag.

Was sagt die Forschung zur üblichen Ernährung von Crohn-Patienten?

Viele Menschen mit Morbus Crohn haben den Wunsch, sich gesund zu ernähren – doch oft fehlt es an klarer Orientierung. Ohne fundierte Ernährungsschulungen, mit widersprüchlichen Informationen und der ständigen Sorge vor Beschwerden lassen viele Betroffene Lebensmittel vorsichtshalber weg. Das kann gut gemeint sein, führt aber nicht selten zu neuen Problemen wie Mangelernährung oder unnötigen Einschränkungen im Alltag.

Eine Vergleichsstudie aus den Niederlanden zeigte [3]:

  • Viele Patient:innen essen deutlich weniger Proteine und Ballaststoffe als empfohlen
  • Der Konsum von ungesunden Lebensmitteln (Fleisch, Süßigkeiten, Softdrinks) liegt hingegen oft über dem Durchschnitt
  • Gleichzeitig werden gesunde Lebensmittel wie Nüsse, Vollkorn, Obst und Gemüse zu selten konsumiert
  • Inaktive Patient:innen neigen zu Mangelernährung und Proteinmangel

Auch eine chinesische Analyse [4] kam zu ähnlichen Ergebnissen: Nur wenige Patient:innen erreichten die empfohlene Aufnahme von Kalzium, Vitamin D, Vitamin B12, Zink und anderen Mikronährstoffen.

Wie gelingt die Umstellung auf eine gesunde und darmfreundliche Ernährung bei Morbus Crohn?

  • Führen Sie ein Ernährungstagebuch – so erkennen Sie individuelle Auslöser besser
  • Achten Sie auf eine bunte, pflanzenbasierte Vielfalt – je mehr Farben auf dem Teller, desto besser fürs Mikrobiom
  • Reduzieren Sie industriell verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Süßstoffe
  • Integrieren Sie fermentierte Lebensmittel, z. B. Sauerkraut, Kefir oder Kimchi)
  • Seien Sie geduldig: Das Mikrobiom verändert sich langsam – die Wirkung zeigt sich oft nach einigen Wochen
  • Lassen Sie sich idealerweise von einer erfahrenen Ernährungsfachkraft begleiten

Wichtig ist: Es gibt nicht die eine perfekte Diät für alle. Jeder Mensch ist anders, und auch jeder Darm reagiert anders. Daher muss ausprobiert werden, womit der Darm am besten zurechtkommt.

Dos & Don’ts bei Morbus Crohn

Dos – Was Ihrem Darm guttut

  • Essen Sie bunt: Obst und Gemüse in vielen Farben
  • Verwenden Sie Olivenöl als Hauptfettquelle
  • Integrieren Sie fermentierte Lebensmittel (z. B. Joghurt, Sauerkraut)
  • Bevorzugen Sie ballaststoffreiche Lebensmittel (sofern verträglich)
  • Trinken Sie ausreichend – am besten Wasser oder ungesüßten Kräutertee
  • Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um individuelle Trigger für Beschwerden zu identifizieren

Don’ts – Was Sie besser vermeiden sollten

  • Stark verarbeitete Produkte (z. B. Fast Food, Fertiggerichte)
  • Zuckerreiche Lebensmittel und Getränke
  • Künstliche Süßstoffe (z. B. Sorbit, Aspartam)
  • Große Mengen an rotem Fleisch oder Wurstwaren
  • Alkohol und kohlensäurehaltige Getränke
  • Dauerhafte restriktive Diäten ohne ärztliche Begleitung

Fazit

  • Bunt, ballaststoffreich, pflanzenbasiert essen
  • IBDMED als Leitlinie nehmen
  • Weniger Zucker, kein Fast Food
  • Proteinbedarf im Blick behalten
  • Frühzeitig nach der Diagnose umstellen
  • Ernährungstagebuch führen und individuell anpassen

FAQ

Was ist die IBDMED-Ernährung und warum ist sie bei Morbus Crohn empfehlenswert?
Die IBDMED ist eine angepasste Form der Mittelmeerdiät. Sie fördert eine vielfältige, pflanzenbasierte Kost, reduziert entzündungsfördernde Nahrungsmittel und verbessert nachweislich Entzündungswerte sowie die Lebensqualität bei Morbus Crohn.
Warum meiden viele Crohn-Betroffene bestimmte Lebensmittel?
Aus Angst vor Beschwerden oder Rückfällen entwickeln viele Patient:innen restriktive Essgewohnheiten. Studien zeigen jedoch, dass dies oft unbegründet ist und sogar zu Mangelernährung führen kann.
Welche Lebensmittel sind bei Morbus Crohn besonders empfehlenswert?
Buntes Gemüse (gedämpft oder gekocht), reife Früchte, Olivenöl, Fisch, fermentierte Produkte wie Joghurt oder Sauerkraut sowie ballaststoffreiche Kost (bei Verträglichkeit) und laktosearme/frei Milchprodukte sind besonders vorteilhaft.
Was sollte man bei Crohn eher vermeiden?
Fast Food, zuckerreiche Produkte, künstliche Süßstoffe, rotes Fleisch, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel können Beschwerden verschlimmern und sollten gemieden werden.
Wie gelingt die Umstellung auf eine Crohn-gerechte Ernährung?
Empfohlen wird ein langsamer, individueller Einstieg: Führen Sie ein Ernährungstagebuch, probieren Sie neue Lebensmittel schrittweise aus und lassen Sie sich ggf. von einer Ernährungsfachkraft begleiten.
Ist die IBDMED auch für den Alltag geeignet?
Ja, sogar sehr gut.
Ist die IBDMED-Diät nur vorübergehend erforderlich?
Nein. Die IBDMED ist keine kurzfristige Diät, sondern eine langfristige, flexible Ernährungsweise speziell bei Morbus Crohn oder anderen CED.
Wie schnell zeigen sich Verbesserungen durch die Ernährung?
Das kann individuell unterschiedlich sein. Oft sind erste positive Effekte nach einigen Wochen sichtbar, insbesondere wenn die Ernährung konsequent angepasst wird.

Quellen

[1] Godny L, Yehuda S, Maharshak N, et al. Mechanistic Implications of the Mediterranean Diet in Patients With Newly Diagnosed Crohn’s Disease: Multiomic Results From a Prospective Cohort. Gastroenterology. 2025.

[2] Cosier D, Lambert K, Charlton K, Batterham M, Little RD, Wu N, Tavakoli P, Ghaly S, Pipicella JL, Connor S, Leach S, Lemberg DA, Houshyar Y, Jayawardana T, Koentgen S, On Behalf Of The Australian Ibd Microbiome Study Consortium, Hold GL. Dietary Patterns and Fibre Intake Are Associated with Disease Activity in Australian Adults with Inflammatory Bowel Disease: An Exploratory Dietary Pattern Analysis. Nutrients. 2024 Dec 17;16(24):4349.

[3] Altorfer J, Gloor B, Wyss R. Habitual dietary intake of IBD patients differs from healthy controls and is associated with disease activity. European Journal of Nutrition. 2021.

[4] Yin T, Tu W, Li Y, et al. Nutrients, Diet Quality, and Dietary Patterns in Patients with Inflammatory Bowel Disease: A Comparative Analysis. Nutrients. 2024;16(18):3093.

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