Spezialisierte Akne-inversa-Zentren (AiZ) bündeln Erfahrung, arbeiten interdisziplinär und orientieren sich an Leitlinien. Daten aus der randomisierten EsmAiL-Studie (2023) zeigen: In Zentren sinkt die Krankheitsaktivität deutlicher und die Lebensqualität steigt. Hier lesen Sie, warum das so ist, wie Zentren arbeiten und was Sie konkret machen können.
- Schnelles Wissen
- Was ist Akne inversa?
- Warum verbessern spezialisierte Zentren die Versorgung bei Akne inversa?
- Welche Versorgungsprobleme gibt es außerhalb von Zentren?
- Wie stark sinkt die Krankheitsaktivität in Zentren laut Studie?
- Welche Bausteine gehören zum Behandlungskonzept in Zentren?
- Warum ist Patientenschulung für den Verlauf von Bedeutung?
- Wie finde ich ein Akne-inversa-Zentrum in meiner Nähe (Deutschland)?
- Expertenstimmen zu Akne inversa-Zentren
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Quellen
Schnelles Wissen
Was ist Akne inversa?
Akne inversa ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Haarfollikel, vor allem in Achseln, Leisten, unter der Brust und im Gesäßbereich. Typisch sind schmerzhafte Knoten, Abszesse und Fisteln, die narbig abheilen können. Die Erkrankung beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter und verläuft in Schüben.
- Häufig betroffene Regionen: Achseln, Leisten, Gesäß, unter der Brust.
- Warnzeichen: wiederkehrende „Pickel/Knötchen“, Abszesse, nässende Gänge (Fisteln).
- Frühe Abklärung lohnt sich: Je eher behandelt wird, desto besser lassen sich Folgeschäden vermeiden.
Warum verbessern spezialisierte Zentren die Versorgung bei Akne inversa?
In der Regelversorgung vergehen oft Jahre bis zur korrekten Diagnose. Spezialisierte Zentren bringen Dermatologie, Dermatochirurgie, Wund- und Schmerzmedizin sowie Psychologie an einen Tisch. Das verkürzt Abläufe, reduziert Doppelwege und sorgt für stadiengerechte Entscheidungen.
- Interdisziplinär: Dermatologie, Chirurgie, Wund-/Schmerzteams und weitere Fachgebiete.
- Strukturiert: feste Pfade von Erstvorstellung bis Nachsorge.
- Erfahrene Teams: Hohe Fallzahlen erleichtern die Einschätzung von Schweregrad und Timing.

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Welche Versorgungsprobleme gibt es außerhalb von Zentren?
Viele Betroffene landen zunächst in Notaufnahmen oder Hausarztpraxen, wo die Akne inversa nicht immer erkannt wird. Das verzögert Diagnosen, führt zu wiederholten Abszesseröffnungen ohne Langzeitplan und verpasst den Zeitpunkt für leitliniengerechte Therapien.
- Lange Diagnosedauer: häufig mehrere Jahre bis zur eindeutigen Einordnung.
- Fragmentierte Behandlung: Einzeleingriffe statt Gesamtkonzept.
- Fehlende Kontinuität: kein abgestimmter Plan über mehrere Schübe hinweg.
Wie stark sinkt die Krankheitsaktivität in Zentren laut Studie?
Die EsmAiL-Studie (Br J Dermatol, 2023) verglich ambulante Zentrumsversorgung mit üblicher Versorgung. Unter Zentrumsbedingungen verbesserte sich der IHS4-Score nach 12 Monaten um rund 55 %, während die Reduktion in der Standardversorgung nur etwa 25 % betrug. Auch die Lebensqualität stieg deutlich: Der DLQI-Score verbesserte sich im Zentrum um durchschnittlich 8 Punkte, in der Standardversorgung lediglich um 3 Punkte. Zudem waren über 70 % der Patientinnen und Patienten in der Zentrumsversorgung sehr zufrieden, gegenüber etwa 40 % in der üblichen Versorgung. Diese Ergebnisse sprechen für strukturierte, koordinierte Ansätze.
- Mehr IHS4-Reduktion unter Zentrumsversorgung (rund 55 % vs. 25 % in der Standardversorgung).
- Deutlich bessere Lebensqualität (DLQI-Verbesserung –8 vs. –3 Punkte).
- Höhere Patientenzufriedenheit (über 70 % vs. ca. 40 %).
- Interpretation: Koordination und Erfahrung machen einen Unterschied.

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Welche Bausteine gehören zum Behandlungskonzept in Zentren?
Zentren kombinieren medikamentöse, chirurgische und unterstützende Maßnahmen. Die Auswahl richtet sich nach Schweregrad, Lokalisation und Verlauf. Wichtig ist die enge Abstimmung innerhalb des Teams und mit Ihnen als Patientin/Patient.
- Medikamentös: lokale/orale Antibiotika, ggf. Biologika; Begleiterkrankungen mitbehandeln.
- Chirurgisch: von gezielten Eingriffen bis zur Exzision – abhängig vom Stadium.
- Wundmanagement: moderne Verbände, Narben- und Schmerztherapie.
- Zusatzangebote: strukturierte Schulung, Ernährungs- und Tabakentwöhnungs-Beratung.
- Ergänzend: In manchen Zentren wird LAight® angeboten; Kostenerstattung vorher klären.
Warum ist Patientenschulung für den Verlauf von Bedeutung?
Gut informierte Patientinnen und Patienten können Auslöser besser erkennen, Behandlungspläne mittragen und Rückfällen vorbeugen. Zentren verankern Aufklärung und Selbstmanagement fest im Ablauf.
- Frühe Zeichen erkennen und rechtzeitig handeln.
- Verbände, Hautpflege und Wundkontrolle sicher anwenden.
- Eigenverantwortung übernehmen: Lebensstiländerungen wie Rauchstopp, Gewichtsmanagement, Ernährung und Bewegung aktiv umsetzen.
Wie finde ich ein Akne-inversa-Zentrum in meiner Nähe (Deutschland)?
An vielen Universitätskliniken existieren spezialisierte Sprechstunden. Einige Kliniken unterhalten eigene Zentren oder interdisziplinäre Boards. Beispiele (Auswahl, ohne Gewähr):
- Katholisches Klinikum Bochum – Internationales Centrum für AI (ICH).
- Universitätsklinikum Göttingen – Zentrum/Sprechstunde Akne inversa.
- Universitätsklinikum Würzburg – Schwerpunkt Akne inversa.
- Universitätsmedizin Mainz – Hautklinik mit AI-Angebot.
- Artemed Fachklinik München – Dermatochirurgie mit AI-Expertise.
- Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Dermatologie mit AI-Sprechstunde.
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf – Dermatologische Klinik, AI-Versorgung.
- Universitätsklinikum Düsseldorf – Hautklinik mit interdisziplinärer AI-Sprechstunde.
- Städtisches Klinikum Karlsruhe – Hautklinik mit ausgewiesener AI-Kompetenz.
Expertenstimmen zu Akne inversa-Zentren
- Prof. Falk G. Bechara (Ruhr-Universität Bochum/Katholisches Klinikum Bochum): „Die Versorgung in spezialisierten Zentren ermöglicht es uns, Patientinnen und Patienten schneller und gezielter stadiengerecht zu behandeln. Das reduziert Krankheitslast und steigert die Lebensqualität deutlich.“
- Prof. Matthias Goebeler (Universitätsklinikum Würzburg): „Akne inversa ist komplex. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zentrum können wir individuelle Therapiepläne erstellen und Doppelstrukturen vermeiden – ein klarer Vorteil für die Betroffenen.“
- Prof. Christian Kunte (Artemed Fachklinik München): „Chirurgische Eingriffe sind oft unvermeidbar. Entscheidend ist, dass sie in erfahrenen Händen und mit einem klaren Gesamtkonzept erfolgen. Das verbessert Heilung und senkt das Rückfallrisiko.“
Was können Sie konkret tun?
- An die Hautärztin/den Hautarzt wenden und gezielt nach einer Überweisung in ein Akne-inversa-Zentrum fragen.
- Beschwerden dokumentieren (Zeit, Lokalisation, Fotos), Medikamente und Vorerkrankungen notieren.
- Tabakstopp aktiv angehen; Gewicht, Reibung und Feuchtigkeit in Problemzonen reduzieren.
- Nach stadiengerechten Optionen fragen: medikamentös, chirurgisch, Wundmanagement – was ist jetzt sinnvoll?
- Vor einem geplanten Eingriff klären: Ablauf, Heilungszeit, Arbeitsfähigkeit und Narbenpflege.
- Sicherheits-Hinweis: Arzneien nicht eigenmächtig absetzen; bei Unsicherheit ärztlich abklären.
FAQ
Ja. Die Zentren verlangen eine fachärztliche Überweisung (von Dermatologie an Dermatologie) und eine Terminvereinbarung.
Stellen Sie sich auf Wartezeiten von mehreren Wochen bis zu Monaten ein. Die Termine in den Zentren sind sehr begehrt.
Leitliniengerechte Diagnostik und Therapie werden in der Regel übernommen. Klären Sie Besonderheiten wie LAight® vorab mit Ihrer Krankenkasse ab.
Ja, einige Kliniken und Schwerpunktpraxen bieten AI-Sprechstunden oder interdisziplinäre Boards an.
Überweisung, Medikamentenliste, Vorbefunde, OP-Berichte und nach Möglichkeit Fotos wiederkehrender Stellen.
Narben sind möglich; eine sorgfältige Planung und Nachbehandlung kann das kosmetische Ergebnis verbessern.
Ja. Ein Rauchstopp verbessert jedoch die Behandlungsergebnisse deutlich und senkt das Rückfallrisiko.
Eine entzündungsarme Ernährung nach mediterranem Muster kann unterstützen; sie ersetzt keine medizinische Behandlung.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
IHS4-Score: Internationaler Schweregrad-Score für Akne inversa; er bewertet entzündliche Läsionen in Punkten.
Fistel: Gang unter der Haut, durch den Sekret abfließen kann; entsteht oft nach wiederkehrenden Entzündungen.
Biologika: moderne, gezielt wirkende Medikamente, die bestimmte Entzündungswege hemmen.