Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz und Zöliakie

Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie und Laktoseintoleranz müssen Lebensmittel sorgsam ausgesucht werden.

Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz und Zöliakie

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind keinesfalls selten und können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Zwei häufige Formen sind die Laktoseintoleranz und die Zöliakie. Ist die Diagnose gesichert, gehört zur Behandlung eine gezielte Ernährungsumstellung.

Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz tritt auf, wenn der Körper nicht genügend Laktase produziert, das Enzym, das für die Verdauung von Laktose – dem Zucker in Milchprodukten – notwendig ist. Symptome wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen treten oft kurz nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln auf. Eine Ernährungsumstellung hin zu laktosefreien oder laktosearmen Produkten kann diese Beschwerden deutlich reduzieren. Da der Laktasemangel individuell unterschiedlich ist, muss jeder Betroffene seine eigene Toleranzgrenze für Laktose austesten.

Mit einer „typischen“ Ernährung werden etwa 20g Laktose pro Tag aufgenommen. Abhängig von der Schwere der Symptome kann eine Laktoseintoleranz durch eine laktosearme (8 – 10 g Laktose pro Tag) oder kurzfristig laktosefreie (< 1 g Laktose pro Tag) Diät erfolgreich behandelt werden. Die Ernährungsumstellung kann durch eine Einteilung der Lebensmittel nach ihrem Laktosegehalt erleichtert werden.

Laktosefrei (<0,1 g Laktose/100 g)

Dazu zählen generell alle Lebensmittel, die weder Milch noch Milchprodukte enthalten. Zusätzlich gibt es eine Reihe von laktosefreien Milchprodukten, die weniger als 0,1 g Laktose pro 100 g enthalten und entsprechend gekennzeichnet sind.

Produkt Milchzucker (g)
Butter 0.6
Feta-Käse (45 % Fett) 0.5
Chesterkäse (50 % Fett) 0.3
Ricottakäse 0.3
Camembert (45 % Fett) 0.1
Rahmbrie (50 % Fett) 0.1
Parmesan 0.06
Emmentaler, Tilsiter, Bergkäse, Pizzakäse, Alpenkäse, Inntaler, Bauernkäse, Edamer, Mozzarella, Gorgonzola u. a. 0-0.1

Fast laktosefrei (<1 g Laktose/100 g)

Beispiele sind Butter, alle Hart- und Schnittkäsesorten sowie fast alle Weichkäsesorten. Vorsicht ist bei Molkenkäse und einigen Schmelzkäsesorten geboten, da sie Milch- oder Molkepulver enthalten können.

Mittlerer Laktosegehalt (>1 – 4,5 g Laktose/100 g)

Während die oben genannten Lebensmittelgruppen meistens gut verträglich sind, kann es hier je nach Ausprägung der Intoleranz, der verzehrten Menge und dem Reifegrad gesäuerter Milchprodukte Unterschiede in der Verträglichkeit geben. Meist gut verträglich in kleinen Mengen und über den Tag verteilt sind: Frischkäse, Hüttenkäse, Sauermilch, Joghurt, Fruchtjoghurt, Buttermilch, Ziegenmilch, Schlagsahne, Kaffeesahne, Sauerrahm, Crème fraîche,  Speiseeis.

Produkt Milchzucker (g)
Joghurt gerührt (3,2 % Fett) 4.5
Kaffeesahne (mind. 10 % Fett) 4
Sauermilch/Acidophilusmilch 4
Buttermilch 3.5-4
Diverse Latellasorten 3.8-4
Hightgurt 3.8
Diverse Fruchtjoghurts 3.4-3.7
Magerjoghurt (1 % Fett) 3.3-4.1
Hüttenkäse 3.3
Schlagobers/Rahm (36 % Fett) 3.3
Sauerrahm (15 % Fett) 3.2
Joghurt (3,6 % Fett) 3.2-4.5
Magerquark 3.2-4.1
Fruchtjoghurt 3.1
Fruchtbuttermilch 3.1
Quark 20 % Fett 2.7-3.6
Doppelrahm-Gervais 2.6
Nuß-Nougatcreme 1.9

Hoher Laktosegehalt (>4,5 g Laktose/100 g)

Beispiele sind: Milch (Kuh, Schaf, Stute), Vollmilch- und Magermilchpulver, Molke, Molkenpulver, Molkenkäse, Schmelzkäs,  Kondensmilch. Zu meiden sind auch Mehl- und Süßspeisen, die mit Milch zubereitet werden, wie Milchreis, Aufläufe, Pudding, sowie Nougatcreme und Milchschokolade.

Produkt Milchzucker (g)
Molkepulver 68.2
Magermilchpulver 50.5
Vollmilchpulver 35.1
Milchschokolade 9.5
Kondensmilch 9-13
Eiscreme (im Durchschnitt) 6.7
Magermilch 4.8-5
Molke 4.7
Vollmilch (3,6 % Fett) 4.6-4.8
Trinkkakao 4.6

Nützliche Tipps für die Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz

Laktosehaltige Lebensmittel: Kleine Portionen über den Tag verteilt werden besser vertragen.

Gesäuerte Milchprodukte: Der Laktosegehalt nimmt mit der Lagerungsdauer ab. Kurz vor dem Ablaufdatum enthalten Joghurt und andere gesäuerte Produkte aufgrund der Aktivität der Milchsäurebakterien weniger Laktose.

Halb- und Fertigprodukte: Diese können Laktose enthalten – daher immer die Zutatenliste überprüfen.

Kalziummangel vermeiden: Durch den Verzicht auf Milch und Milchprodukte kann es zu einem Kalziummangel kommen, in deren Folge sich eine Osteoporose entwickeln kann.

Bedarfsdeckende Kalziumzufuhr: Diese ist gesichert, wenn täglich Hart-, Schnitt- und Weichkäsesorten sowie laktosefreie Milch und Milchprodukte konsumiert werden.

Weitere gute Kalziumquellen:  Angereicherte Sojamilch, Gemüse ( Broccoli, Fenchel, Kohl, Kohlrüben, Sellerie, Lauch),  Obst (Himbeeren, Brombeeren, Kiwi, Feigen, Orangen, Trockenobst), kalziumreiches Mineralwasser mit mehr als 150 mg Kalzium pro Liter.

Neben einer Ernährungsumstellung kann bei der Laktoseintoleranz auch gut mit Laktase-Tabletten gearbeitet werden. Vor dem Essen eingenommen erleichtern sie die Verdauung von laktosehaltigen Lebensmitteln.

Ernährungsumstellung bei Zöliakie

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten, einem Protein, das in einer Vielzahl von Getreidearten vorkommt, zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut führt. Dies kann zu Symptomen wie Durchfall, Gewichtsverlust, Anämie, Hauterkrankungen und Müdigkeit führen. Die einzige wirksame Behandlung besteht in einer lebenslangen, strikt glutenfreien Diät. Das bedeutet, auf glutenhaltige Lebensmittel wie Brot, Pasta und viele Fertigprodukte zu verzichten und auf glutenfreie Alternativen wie Reis, Mais und spezielle glutenfreie Produkte auszuweichen.

Während die Laktoseintoleranz relativ häufig auftritt, ist Zöliakie ist eine eher seltene Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten, einem Protein, das in einer Vielzahl von Getreidearten vorkommt, zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut führt.

Kennzeichnung von glutenfreien Produkten

Die Kennzeichnung von glutenfreien Lebensmitteln ist in der EU einheitlich geregelt: Produkte, die höchstens 20 mg Gluten pro Kilogramm enthalten, dürfen als glutenfrei deklariert werden und sollen von Zöliakie-Patienten bedenkenlos verzehrt werden können.

Glutenfreie Produkte sind oft mit einer durchgestrichenen Ähre auf der Verpackung gekennzeichnet – dem Siegel der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG). Hersteller, die dieses Siegel nutzen, lassen ihre glutenfreien Produkte regelmäßig analysieren und von der DZG überprüfen. Wenn auf der Verpackung das Wort „glutenfrei“ steht, aber kein Siegel vorhanden ist, sollte immer die Zutatenliste überprüft werden, um sicherzustellen, dass das Produkt tatsächlich glutenfrei ist.

Getreideprodukte: Amaranth, Quinoa, Buchweizen, Hirse, Maismehl, Kartoffelmehl, Kichererbsenmehl, Reismehl, Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl, Sojamehl, Sojaflocken, Tapiokastärke, Süßlupinenmehl, Maniokmehl, Mandelmehl, Kokosmehl, Kastanienmehl, Kochbananenmehl, nicht kontaminierter Hafer und Stärken wie Maisstärke, Kartoffelstärke und Mungobohnenstärke.

Glutenfreie Nahrungsmittel

Kohlenhydrathaltige Beilagen: Mais, Polenta, Reis, Reisnudeln, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Hülsenfrüchte wie Erbsen, Kichererbsen, Bohnen und Linsen, Topinambur, Glas- und Sobanudeln.

Milchprodukte: Frischmilch, H-Milch, Buttermilch, Dickmilch, Sauermilch, Sahne, Naturjoghurt, Crème fraîche, Schmand, Kondensmilch, Butter, Quark, Skyr, natürlich gereifter Käse wie Emmentaler, Gouda und Edamer, Mozzarella, Frischkäse, Hüttenkäse, Schmelzkäse und Mascarpone.

Fleisch- und Wurstwaren: Naturbelassenes Fleisch (ungewürzt und unpaniert), Hackfleisch und Frikadellen ohne Semmelbrösel.

Fisch und Meeresfrüchte: Naturbelassener Fisch und Meeresfrüchte (ungewürzt und unpaniert), Fischkonserven im eigenen Saft und Öl, wie Thunfisch.

Gemüse und Kräuter: Alle naturbelassenen (unverarbeiteten) Gemüsesorten, frische Kräuter und getrocknete Kräuter ohne Zusätze.

Obst: Alle naturbelassenen (unverarbeiteten) Obstsorten sowie reines Trockenobst.

Nüsse, Samen, Öle und Ölsaaten: Alle naturbelassenen Nüsse, Kerne und Samen (ohne Ummantelung), sämtliche Pflanzenöle, Chia-Samen, Sesam, Leinsamen, Flohsamenschalen und Mohn.

Getränke: Wasser, Kaffee, Säfte ohne Zusätze und nicht aromatisierter Tee.

Convenience Food: Nussmilch wie Kokosmilch und Mandelmilch, Sojamilch, Popcorn, saure Gurken, Oliven, Kokosraspeln, Tiefkühlobst und -gemüse, Konfitüre, Gelee, getrocknete Kräuter ohne Zusätze, Backkakao, reine Gewürze wie Paprika und Pfeffer, klare Essigsorten und Tomatenmark ohne Zusätze.

Süßungsmittel: Haushaltszucker, Traubenzucker, Fruchtzucker, Agavendicksaft, Honig, Kokosblütenzucker, Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Xylit sowie Süßstoffe.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht

Fazit

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind häufig und können das tägliche Leben stark beeinträchtigen.
Laktoseintoleranz und Zöliakie sind zwei der häufigsten Formen.
Die Therapie erfordert eine gezielte Ernährungsumstellung.
Eine laktosearme oder laktosefreie Diät kann die Beschwerden deutlich reduzieren.
Eine laktosearme oder -freie Diät kann zu Kalziummangel führen, der mit anderen Lebensmittel abgedeckt werden muss.
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die durch Gluten ausgelöst wird.
Die einzige wirksame Behandlung der Zöliakie ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung.

Quellen

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S2k-Leitlinie Zöliakie, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGV 2021

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