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Durch einen Zeckenbiss können verschiedene Infektionserkrankungen übertragen werden, von denen in Deutschland vor allem Borreliose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) von Bedeutung sind. Dieser Blogpost informiert Sie über die Erkrankungen, ihre Diagnostik und Therapie und insbesondere wie Sie sich davor schützen können.
Borreliose durch Zeckenbiss
Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, wird durch Bakterien der Gattung Borrelia ausgelöst. In Europa sind hauptsächlich Borrelia burgdorferi sensu stricto, B. afzelii und B. garinii verantwortlich für Infektionen beim Menschen.
Übertragungsweg und Vorkommen
Die Borrelien werden durch den Biss der Schildzecke (Ixodes ricinus) übertragen. Diese Zeckenart ist in Europa weit verbreitet und lauert im hohen Gras oder auf Büschen ihren Opfern auf. Die Hauptrisikozeit für den Zeckenbiss liegt zwischen März und Oktober. Die Bakterien befinden sich im Darm der Zecke und wandern nach dem Zeckenbiss in die Speicheldrüsen, von wo sie auf den Menschen übertragen werden können. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Es gibt derzeit keine Schutzimpfung gegen Borreliose, aber verschiedene Impfstoffe befinden sich in der Entwicklung.
Zecken müssen für eine gewisse Zeit Blut saugen, bevor sie Borrelien übertragen können. Das Risiko einer Infektion erhöht sich deutlich, wenn die Zecke länger als 12 Stunden am Körper verbleibt. Um die Gefahr einer Borreliose-Übertragung zu verringern, ist es daher ratsam, Zecken so schnell wie möglich nach dem Biss zu entfernen. Bisher gibt es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass andere blutsaugende Insekten ebenfalls Borrelien übertragen können. In etwa 0,3 bis 1,4 % der Fälle ist nach einem Zeckenbiss mit einer Borreliose zu rechnen. Pro Jahr erkranken ca. 20.000 bis 80.000 Menschen in Deutschland an Borreliose.

Die Borreliose ist eine Krankheit, die hauptsächlich in den nördlichen Teilen der Erde auftritt, also in Nordamerika, Europa und Asien. Was Deutschland betrifft, so besteht überall im Land die Möglichkeit, sich mit Borreliose zu infizieren. Allerdings variiert das Risiko stark von Ort zu Ort. In manchen Gegenden ist die Gefahr höher, in anderen niedriger. Diese lokalen Unterschiede können erheblich sein, selbst innerhalb relativ kleiner geografischer Gebiete.
Symptome und Krankheitsverlauf
Nach einem Zeckenbiss kann sich die Borreliose in verschiedenen Stadien manifestieren:
1. Frühes lokalisiertes Stadium
Innerhalb von 7-14 Tagen nach dem Zeckenstich zeigt sich oft ein Erythema migrans, ein charakteristischer roter Hautausschlag, der sich ringförmig ausbreitet. Das Erythem ist das häufigste Symptom bei der Borreliose und kann unterschiedlich lange bestehen bleiben.
2. Frühes disseminiertes Stadium
Wochen bis Monate nach der Infektion kann es zu einer Ausbreitung (Disseminierung) kommen, die das Nervensystem, die Gelenke oder das Herz betreffen kann. Typische Symptome sind Meningitis, Myokarditis oder Arthritis.
3. Spätes Stadium
Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich können chronische Symptome wie Arthritis, Neuroborreliose oder Acrodermatitis chronica atrophicans auftreten.Die Acrodermatitis ist eine Infektion der Haut und ist an einer bläulich-roten Hautverfärbung erkennbar. Die Haut wird im Laufe der Zeit immer dünner und durchscheinender. Zusätzlich können sich Knoten an den Gelenken bilden.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnose erfolgt anhand der klinischen Symptome und durch Bluttests. Die Behandlung der Borreliose erfolgt mit Antibiotika, wobei die Dauer und Art der Therapie vom Krankheitsstadium abhängen. In der frühen Phase reicht oft eine 10- bis 21-tägige Antibiotikatherapie aus, während in späteren Stadien eine längere Behandlung notwendig sein kann Insgesamt ist die antibiotische Therapie hochwirksam.
FSME durch Zeckenbiss
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch das FSME-Virus verursacht, das ebenfalls durch den Biss der Schildzecke übertragen wird. In Deutschland besteht das größte Risiko für eine FSME-Infektion in Bayern und Baden-Württemberg sowie in einigen Regionen Hessens, Thüringens und Sachsens.
Übertragungsweg und Vorkommen
Das FSME-Virus wird sofort nach dem Zeckenstich übertragen, weshalb ein frühzeitiges Entfernen der Zecke keinen sicheren Schutz bietet. In sehr seltenen Fällen kann das Virus auch durch den Konsum von Rohmilch infizierter Tiere übertragen werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet wie auch bei der Borreliose nicht statt. Die häufigsten FSME-Fälle treten in Baden-Württemberg und Bayern auf mit 0,2 bis 2 Fällen pro Jahr. Nach dem Infektionsschutzgesetzt besteht in Deutschland eine Meldepflicht für FSME-Erkrankungen.
Symptome und Krankheitsverlauf
Die FSME-Infektion kann ohne Symptome verlaufen, was in 75 bis 90 % der Fälle der Fall ist. Treten hingegen Symptome auf, müssen zwei Phasen unterschieden werden:
1. Phase:
Unspezifische Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Fatigue und allgemeines Unwohlsein.
2. Phase:
Nach einem symptomfreien Intervall können schwere neurologische Symptome wie Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis auftreten: Desorientiertheit, Gesichtslähmung, Hör-, Schluck- und Sprechstörungen, Lähmungen von Armen und Beinen. Besonders ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.
Diagnostik und Therapie
Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis von FSME-spezifischen IgM- und IgG-Antikörpern im Blut. Eine spezifische Therapie gegen FSME existiert nicht. Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der Symptome und die Unterstützung der Körperfunktionen während der akuten Krankheitsphase.
Impfung gegen FSME
Eine wirksame Impfung gegen FSME steht zur Verfügung und wird für Personen empfohlen, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen. Die Impfung erfolgt in drei Dosen und bietet einen zuverlässigen Schutz gegen das FSME-Virus. Auffrischimpfungen sind je nach Alter und Impfstoff alle 3-5 Jahre notwendig. Zur Erinnerung: Eine Borreliose-Schutzimpfung existiert derzeit noch nicht.
Gegenüberstellung der Merkmale Borreliose vs. FSME durch Zeckenbiss
Merkmal | Borreliose | FSME |
---|---|---|
Erregerlokalisation | Darm | Speicheldrüsen |
Erregerübertragung | ca. 1 – 2 Tage nach Zeckenbiss | kurze Zeit nach Zeckenbiss |
Verbreitung | nördliche Hemisphäre | FSME-Risikogebiete in Europa und Asien |
Saisonalität | Zecken sind mehrjährige Tiere und ab ca. 8 °C aktiv, typischerweise Frühjahr – Herbst | Zecken sind mehrjährige Tiere und ab ca. 8 °C aktiv, typischerweise Frühjahr – Herbst |
Inkubationszeit | bis Auftreten Erythema migrans ca. 7 – 10 Tage | Ø 7 – 14 Tage |
Krankheitsverlauf |
Stadium 1: früh lokalisiert Stadium 2: früh disseminiert Stadium 3: spät |
1. Phase: „Sommergrippe“ 2. Phase: neurolog. Symptome: – Meningitis – Enzephalitis – Myelitis |
Folgeschäden | möglich (Gelenke, Haut, Nervensystem) | bei ca. > 40 % längerfristige Rehabilitationsmaßnahmen |
Tödlicher Verlauf | sehr selten | bei ca. 1 % |
Immunität nach Erkrankung | Re-Infektion möglich | wahrscheinlich lebenslang |
Therapie | mit Antibiotika | keine kausale Therapie vorhanden |
Impfung | nein | ja |
Durchseuchungsrate der Zecken | bis zu 30 % | Ø 0,1 – 5 % in FSME-Risikogebieten |
Prävention und Schutz vor Zeckenbiss, Borreliose und FSME
Der beste Schutz vor Borreliose und FSME ist natürlich die Vermeidung von Zeckenbissen. Hier einige Tipps, wie Sie sich schützen können:
- Tragen Sie lange Hosen und langärmelige Hemden, wenn Sie sich in zeckenreichen Gebieten aufhalten.
- Verwenden Sie Zeckenabwehrmittel mit Wirkstoffen wie Icaridin.
- Untersuchen Sie Ihren Körper nach Aufenthalten im Freien gründlich auf Zecken.
- Entfernen Sie Zecken sofort mit einer Zeckenkarte oder Pinzette und desinfizieren Sie die Einstichstelle.
- Lassen Sie Ihren Tetanusschutz regelmäßig auffrischen (alle 10 Jahre!).
- Bei Reisen in FSME-Risikogebiete sollte eine Impfung in Betracht gezogen werden, die frühzeitig geplant werden muss.
- Informieren Sie sich über die aktuelle Zeckensituation vor Reisen. Für Deutschland zum Beispiel beim Robert-Koch-Institut (RKI).
Fazit
- Borreliose und FSME sind die wichtigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten in Deutschland.
- Borreliose wird durch Bakterien verursacht und kann in verschiedenen Stadien auftreten, die unterschiedliche Symptome verursachen.
- FSME wird durch Viren verursacht und kann schwere neurologische Symptome hervorrufen.
- Vorbeugung ist der beste Schutz: Vermeiden Sie Zeckenbisse durch geeignete Insektenschutzmittel und lassen Sie sich gegen FSME impfen, wenn Sie in Risikogebieten leben oder diese besuchen.
- Sofortiges Entfernen von Zecken reduziert das Risiko einer Borreliose-Infektion erheblich.
Quellen
RKI. FSME – Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion, 2024
RKI. RKI-Ratgeber Lyme-Borreliose, 2019
RKI. RKI-Ratgeber Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden, 2024
S3-Leitlinie Neuroborreliose, 2024