Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind weit verbreitet und häufig missverstanden. Betroffene leiden unter Verdauungsbeschwerden, Hautreaktionen oder chronischer Müdigkeit, ohne die Ursache genau zu kennen. Nahrungsmittelallergien, Laktoseintoleranz oder Zöliakie haben jedoch sehr unterschiedliche Auslöser und Konsequenzen. Eine präzise Diagnose ist entscheidend, ebenso wie das Wissen, was genau im Körper passiert und wie man gezielt gegensteuern kann.
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Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht
- Schnelles Wissen
- Was ist der Unterschied zwischen Unverträglichkeiten und Allergien?
- Welche Beschwerden verursacht eine Laktoseintoleranz?
- Wie äußert sich eine Zöliakie und wie wird sie erkannt?
- Was ist der Unterschied zwischen Zöliakie und Glutensensitivität?
- Wie erfolgt die Diagnose bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Unverträglichkeiten?
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Was Sie auch interessieren könnte
- Quellen
Schnelles Wissen
Was ist der Unterschied zwischen Unverträglichkeiten und Allergien?
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien werden oft verwechselt, obwohl sie unterschiedliche Ursachen haben.
- Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist eine nicht-immunologische Reaktion, zum Beispiel durch Enzymmangel (wie bei Laktoseintoleranz).
- Eine Nahrungsmittelallergie ist eine immunvermittelte Überreaktion auf bestimmte Eiweiße, zum Beispiel aus Erdnüssen oder Eiern.
- Bei Allergien spielen Immunglobulin E (IgE) und eine allergische Entzündungsreaktion eine zentrale Rolle.
- Symptome einer Allergie können lebensbedrohlich sein (zum Beispiel Anaphylaxie), bei Unverträglichkeiten sind sie größtenteils auf den Verdauungstrakt begrenzt.
Welche Beschwerden verursacht eine Laktoseintoleranz?
Laktoseintoleranz entsteht durch einen Mangel des Enzyms Laktase, das den Milchzucker spaltet.
- Laktose ist ein Zweifachzucker aus Glukose und Galaktose.
- Wird Laktose im Dünndarm nicht gespalten, gelangt sie unverdaut in den Dickdarm.
- Dort wird sie durch Darmbakterien vergoren, was zu Symptomen wie Blähungen, Bauchkrämpfen, Übelkeit oder Durchfall führt.
- Die Beschwerden treten meist 30 Minuten bis 2 Stunden nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel auf.
Unterschieden werden müssen also Laktose = Milchzucker und Laktase = Enzym, das den Milchzucker bei der Verdauung spaltet und an dem es bei der Laktoseintoleranz mangelt.
Wie äußert sich eine Zöliakie und wie wird sie erkannt?
Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem auf Gluten reagiert.
- Gluten ist ein Speicherprotein aus Weizen, Roggen, Gerste und verwandten Getreidearten.
- Die Aufnahme von Gluten löst eine Entzündungsreaktion in der Dünndarmschleimhaut aus.
- Typisch sind chronische Durchfälle, Blähungen, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Eisenmangel.
- Diagnostik: Bluttest auf Transglutaminase-Antikörper + Biopsie (Gewebeprobe) des Dünndarms.
Was ist der Unterschied zwischen Zöliakie und Glutensensitivität?
Die sogenannte Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität zeigt ähnliche Beschwerden wie Zöliakie, ohne immunologische Darmveränderung.
- Die Schleimhaut des Dünndarms bleibt intakt.
- Antikörpernachweis und Biopsie sind unauffällig.
- Die Beschwerden bessern sich meist unter glutenfreier Ernährung.
- Die Diagnose erfolgt nach Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie.
Wie erfolgt die Diagnose bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?
Eine fundierte Diagnostik ist entscheidend, um unnötige Diäten zu vermeiden.
- Ein Ernährungstagebuch hilft, Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Beschwerden zu erkennen.
- H2-Atemtest: Nach Einnahme von Laktose wird Wasserstoff in der Atemluft gemessen.
- Laktose-Resorptionstest: Misst den Blutzuckeranstieg nach Laktoseaufnahme.
- Zöliakie: Bluttest auf Transglutaminase-Antikörper + Dünndarmbiopsie.
- Bei Verdacht auf Allergien: Prick-Test oder spezifisches IgE im Blut.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Unverträglichkeiten?
Die wichtigste Maßnahme ist die gezielte Ernährungsumstellung, ergänzt durch individuelle Therapien.
- Bei Laktoseintoleranz: laktosearme Kost, ggf. Laktase-Tabletten.
- Kalziumaufnahme sichern durch laktosefreie Milchprodukte oder Nahrungsergänzung.
- Bei Zöliakie: konsequente, lebenslange glutenfreie Ernährung.
- Wichtig: Lebensmittelkennzeichnung genau beachten (zum Beispiel verstecktes Gluten).
Was können Sie konkret tun?
- Führen Sie über mehrere Wochen ein detailliertes Ernährungstagebuch. Notieren Sie, was Sie zu sich genommen haben, ob Sie danach Beschwerden entwickeln oder ob Sie alles vertragen haben.
- Suchen Sie ärztlichen Rat, bevor Sie selbst Diäten einführen.
- Lassen Sie spezifische Tests durchführen, zum Beispiel einen H2-Atemtest oder Antikörperanalysen.
- Bei gesicherter Diagnose: gezielte Ernährungsumstellung statt radikalem Verzicht.
- Achten Sie auf versteckte Laktose oder Gluten in Fertigprodukten.
- Holen Sie sich ggf. Unterstützung durch eine qualifizierte Ernährungsberatung.
FAQ
Eine Intoleranz ist meist enzymbedingt und nicht immunologisch. Eine Allergie ist eine Immunreaktion.
Nein – sie ist dauerhaft, aber gut behandelbar durch Enzympräparate und Diät.
Sie ist für Betroffene besser verträglich, ansonsten aber vergleichbar mit normaler Milch.
Unbehandelt kann sie zu schweren Mangelzuständen und Folgeerkrankungen führen.
Sie zeigt ähnliche Symptome, aber keine autoimmunen Schleimhautveränderungen.
Ja – Nahrungsmittelallergien treten bei Kindern mit 6 bis 8 % häufiger auf als bei Erwachsenen (2 bis 4 %), während Intoleranzen wie Laktoseintoleranz meist erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten, wenn die Laktaseaktivität natürlicherweise abnimmt.
Er ist zuverlässig, wenn korrekt durchgeführt, zum Beispiel nüchtern und ohne Antibiotika-Einfluss.
Nur solche, die als glutenfrei zertifiziert sind, da normale Produkte kontaminiert sein können.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
Laktose: Hauptbestandteil von Milchzucker, besteht aus Glukose und Galaktose.
Laktase: Ein Enzym im Dünndarm, das Laktose spaltet. Fehlt bei Laktoseintoleranz.
Gluten: Sammelbegriff für Klebereiweiße in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste.
Glutensensitivität: Nicht-autoimmune Reaktion auf Gluten mit ähnlichen Symptomen wie Zöliakie.
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Quellen
S2k-Leitlinie Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien 2021