Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht

Frau steht mit schmerzverzerrtem Gesicht und hält sich den Bauch – Anzeichen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit wie Laktoseintoleranz oder Zöliakie.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht

Update: Dieser Beitrag wurde am 20. Juli 2025 aktualisiert.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind weit verbreitet und häufig missverstanden. Betroffene leiden unter Verdauungsbeschwerden, Hautreaktionen oder chronischer Müdigkeit, ohne die Ursache genau zu kennen. Nahrungsmittelallergien, Laktoseintoleranz oder Zöliakie haben jedoch sehr unterschiedliche Auslöser und Konsequenzen. Eine präzise Diagnose ist entscheidend, ebenso wie das Wissen, was genau im Körper passiert und wie man gezielt gegensteuern kann.

Schnelles Wissen

Nahrungsmittelunverträglichkeiten betreffen das Verdauungssystem, nicht das Immunsystem.
Allergien hingegen lösen eine Immunreaktion auf bestimmte Proteine aus.
Laktoseintoleranz entsteht durch einen Mangel an Laktase, einem Verdauungsenzym.
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, ausgelöst durch Gluten.
Glutenunverträglichkeit kann ähnliche Symptome wie Zöliakie verursachen, ist aber keine Autoimmunreaktion.
Die Diagnostik umfasst Atemtests, Blutuntersuchungen und ggf. Darmbiopsien.
Die Therapie besteht meist aus Ernährungsanpassung und gegebenenfalls Supplementen.

Was ist der Unterschied zwischen Unverträglichkeiten und Allergien?

Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien werden oft verwechselt, obwohl sie unterschiedliche Ursachen haben.

  • Eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist eine nicht-immunologische Reaktion, zum Beispiel durch Enzymmangel (wie bei Laktoseintoleranz).
  • Eine Nahrungsmittelallergie ist eine immunvermittelte Überreaktion auf bestimmte Eiweiße, zum Beispiel aus Erdnüssen oder Eiern.
  • Bei Allergien spielen Immunglobulin E (IgE) und eine allergische Entzündungsreaktion eine zentrale Rolle.
  • Symptome einer Allergie können lebensbedrohlich sein (zum Beispiel Anaphylaxie), bei Unverträglichkeiten sind sie größtenteils auf den Verdauungstrakt begrenzt.

Welche Beschwerden verursacht eine Laktoseintoleranz?

Laktoseintoleranz entsteht durch einen Mangel des Enzyms Laktase, das den Milchzucker spaltet.

  • Laktose ist ein Zweifachzucker aus Glukose und Galaktose.
  • Wird Laktose im Dünndarm nicht gespalten, gelangt sie unverdaut in den Dickdarm.
  • Dort wird sie durch Darmbakterien vergoren, was zu Symptomen wie Blähungen, Bauchkrämpfen, Übelkeit oder Durchfall führt.
  • Die Beschwerden treten meist 30 Minuten bis 2 Stunden nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel auf.

Unterschieden werden müssen also Laktose = Milchzucker und Laktase = Enzym, das den Milchzucker bei der Verdauung spaltet und an dem es bei der Laktoseintoleranz mangelt.

Wie äußert sich eine Zöliakie und wie wird sie erkannt?

Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem auf Gluten reagiert.

  • Gluten ist ein Speicherprotein aus Weizen, Roggen, Gerste und verwandten Getreidearten.
  • Die Aufnahme von Gluten löst eine Entzündungsreaktion in der Dünndarmschleimhaut aus.
  • Typisch sind chronische Durchfälle, Blähungen, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Eisenmangel.
  • Diagnostik: Bluttest auf Transglutaminase-Antikörper + Biopsie (Gewebeprobe) des Dünndarms.

Was ist der Unterschied zwischen Zöliakie und Glutensensitivität?

Die sogenannte Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität zeigt ähnliche Beschwerden wie Zöliakie, ohne immunologische Darmveränderung.

  • Die Schleimhaut des Dünndarms bleibt intakt.
  • Antikörpernachweis und Biopsie sind unauffällig.
  • Die Beschwerden bessern sich meist unter glutenfreier Ernährung.
  • Die Diagnose erfolgt nach Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie.

Wie erfolgt die Diagnose bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten?

Eine fundierte Diagnostik ist entscheidend, um unnötige Diäten zu vermeiden.

  • Ein Ernährungstagebuch hilft, Zusammenhänge zwischen Lebensmitteln und Beschwerden zu erkennen.
  • H2-Atemtest: Nach Einnahme von Laktose wird Wasserstoff in der Atemluft gemessen.
  • Laktose-Resorptionstest: Misst den Blutzuckeranstieg nach Laktoseaufnahme.
  • Zöliakie: Bluttest auf Transglutaminase-Antikörper + Dünndarmbiopsie.
  • Bei Verdacht auf Allergien: Prick-Test oder spezifisches IgE im Blut.
Eine der häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist die Laktoseintoleranz. Sie kann mit einem H2-Atemtest nachgewiesen werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Unverträglichkeiten?

Die wichtigste Maßnahme ist die gezielte Ernährungsumstellung, ergänzt durch individuelle Therapien.

  • Bei Laktoseintoleranz: laktosearme Kost, ggf. Laktase-Tabletten.
  • Kalziumaufnahme sichern durch laktosefreie Milchprodukte oder Nahrungsergänzung.
  • Bei Zöliakie: konsequente, lebenslange glutenfreie Ernährung.
  • Wichtig: Lebensmittelkennzeichnung genau beachten (zum Beispiel verstecktes Gluten).

Was können Sie konkret tun?

  • Führen Sie über mehrere Wochen ein detailliertes Ernährungstagebuch. Notieren Sie, was Sie zu sich genommen haben, ob Sie danach Beschwerden entwickeln oder ob Sie alles vertragen haben.
  • Suchen Sie ärztlichen Rat, bevor Sie selbst Diäten einführen.
  • Lassen Sie spezifische Tests durchführen, zum Beispiel einen H2-Atemtest oder Antikörperanalysen.
  • Bei gesicherter Diagnose: gezielte Ernährungsumstellung statt radikalem Verzicht.
  • Achten Sie auf versteckte Laktose oder Gluten in Fertigprodukten.
  • Holen Sie sich ggf. Unterstützung durch eine qualifizierte Ernährungsberatung.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Intoleranz und Allergie?

Eine Intoleranz ist meist enzymbedingt und nicht immunologisch. Eine Allergie ist eine Immunreaktion.

Kann man eine Laktoseintoleranz heilen?

Nein – sie ist dauerhaft, aber gut behandelbar durch Enzympräparate und Diät.

Ist laktosefreie Milch gesünder?

Sie ist für Betroffene besser verträglich, ansonsten aber vergleichbar mit normaler Milch.

Wie gefährlich ist Zöliakie?

Unbehandelt kann sie zu schweren Mangelzuständen und Folgeerkrankungen führen.

Wie unterscheidet sich Glutenunverträglichkeit von Zöliakie?

Sie zeigt ähnliche Symptome, aber keine autoimmunen Schleimhautveränderungen.

Sind Kinder häufiger betroffen als Erwachsene?

Ja – Nahrungsmittelallergien treten bei Kindern mit 6 bis 8 % häufiger auf als bei Erwachsenen (2 bis 4 %), während Intoleranzen wie Laktoseintoleranz meist erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten, wenn die Laktaseaktivität natürlicherweise abnimmt.

Wie zuverlässig ist der H2-Atemtest?

Er ist zuverlässig, wenn korrekt durchgeführt, zum Beispiel nüchtern und ohne Antibiotika-Einfluss.

Darf man bei Zöliakie glutenfreie Haferprodukte essen?

Nur solche, die als glutenfrei zertifiziert sind, da normale Produkte kontaminiert sein können.

Was ist …? – Begriffe kurz erklärt

Laktose: Hauptbestandteil von Milchzucker, besteht aus Glukose und Galaktose.
Laktase: Ein Enzym im Dünndarm, das Laktose spaltet. Fehlt bei Laktoseintoleranz.
Gluten: Sammelbegriff für Klebereiweiße in Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste.
Glutensensitivität: Nicht-autoimmune Reaktion auf Gluten mit ähnlichen Symptomen wie Zöliakie.

Was Sie auch interessieren könnte

Was darf man bei Morbus Crohn essen?
Reizdarmsyndrom – mehr als nur Bauchschmerzen
Zöliakie und das erhöhte Risiko für das Reizdarm-Syndrom
Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz und Zöliakie

Quellen

Kleine-Tebbe J, Waßmann-Otto A, Mönnikes H. Nahrungsmittelallergien und andere -unverträglichkeiten : Bedeutung, Begriffe und Begrenzung [Food Allergy and Intolerance : Distinction, Definitions and Delimitation]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2016 Jun;59(6):705-22. German. doi: 10.1007/s00103-016-2356-1 . PMID: 27215624.

Bruijnzeel-Koomen C, Ortolani C, Aas K, Bindslev-Jensen C, Björkstén B, Moneret-Vautrin D, Wüthrich B. Adverse reactions to food. European Academy of Allergology and Clinical Immunology Subcommittee. Allergy. 1995 Aug;50(8):623-35. doi: 10.1111/j.1398-9995.1995.tb02579.x .

Lomer MC. Review article: the aetiology, diagnosis, mechanisms and clinical evidence for food intolerance. Aliment Pharmacol Ther. 2015 Feb;41(3):262-75. doi: 10.1111/apt.13041. Epub 2014 Dec 3. PMID: 25471897.

Turnbull JL, Adams HN, Gorard DA. Review article: the diagnosis and management of food allergy and food intolerances. Aliment Pharmacol Ther. 2015 Jan;41(1):3-25. doi: 10.1111/apt.12984. Epub 2014 Oct 14. PMID: 25316115.

S2k-Leitlinie Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien 2021

Montalto M, Curigliano V, Santoro L, Vastola M, Cammarota G, Manna R, Gasbarrini A, Gasbarrini G. Management and treatment of lactose malabsorption. World J Gastroenterol. 2006 Jan 14;12(2):187-91. doi: 10.3748/wjg.v12.i2.187. PMID: 16482616; PMCID: PMC4066025.

Fassio F, Facioni MS, Guagnini F. Lactose Maldigestion, Malabsorption, and Intolerance: A Comprehensive Review with a Focus on Current Management and Future Perspectives. Nutrients. 2018 Nov 1;10(11):1599. doi: 10.3390/nu10111599. PMID: 30388735; PMCID: PMC6265758.

Keller J, Franke A, Storr M, Wiedbrauck F, Schirra J; German Society for Neurogastroenterology and Motility; German Society for Digestive and Metabolic Diseases]. Klinisch relevante Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik — Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen [Clinically relevant breath tests in gastroenterological diagnostics–recommendations of the German Society for Neurogastroenterology and Motility as well as the German Society for Digestive and Metabolic Diseases]. Z Gastroenterol. 2005 Sep;43(9):1071-90. German. doi: 10.1055/s-2005-858479. PMID: 16142616.

S2k-Leitlinie Zöliakie, Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGV) 2021

Nahrungsmittelunverträglichkeiten – wenn Essen krank macht
Nach oben scrollen