Osteoporose und Wechseljahre

Osteoporose während der Wechseljahre kann zu Knochenbrüchen führen.

Osteoporose und Wechseljahre

Osteoporose ist eine häufige und schwerwiegende Erkrankung, die insbesondere Frauen nach den Wechseljahren betrifft. Mit dem Beginn der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel, was zu einem beschleunigten Abbau der Knochendichte führen und das Risiko für Knochenbrüche drastisch erhöhen kann. In diesem Artikel erklären wir die Rolle von Östrogenen im Knochenstoffwechsel, mit welchen Maßnahmen man einer Osteoporose vorbeugen kann sowie verschiedene Therapieoptionen zur Erhaltung der Knochengesundheit.

Osteoporose durch Östrogenmangel

Östrogene spielen eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel, indem sie den Abbau von Knochenmasse hemmen und die Knochenbildung fördern. In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was zu einem Ungleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau führt. Der resultierende Verlust an Knochenmasse erhöht das Risiko für Osteoporose erheblich.

  • Wirkmechanismus der Östrogene: Östrogene wirken auf die Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen) und Osteoklasten (knochenabbauende Zellen). Durch die Bindung an spezifische Rezeptoren auf den Osteoblasten fördern Östrogene die Knochenbildung und reduzieren gleichzeitig die Aktivität der Osteoklasten, wodurch der Knochenabbau gehemmt wird.
  • Folgen des Östrogenmangels: Mit dem Beginn der Wechseljahre und dem damit einhergehenden Östrogenmangel beschleunigt sich der Knochenabbau. Dies führt zu einer verringerten Knochendichte und erhöht das Risiko für Frakturen, insbesondere an den Hüften, Wirbelkörpern und Handgelenken.

Osteoporose – Basismaßnahmen und Vorbeugung

Die Prävention von Osteoporose beginnt bereits vor dem Eintritt in die Wechseljahre und setzt sich auch danach fort. Ein gesunder Lebensstil, der ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Risikofaktoren kombiniert, ist der Schlüssel zur effektiven Prävention und Behandlung von Osteoporose in den Wechseljahren. Dies erfordert ein bewusstes Management der täglichen Gewohnheiten, um die Knochen so lange wie möglich stark und gesund zu erhalten.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist essenziell für Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose. Neben einer kalziumreichen Ernährung ist auch die Zufuhr von Vitamin D wichtig, da es die Aufnahme von Kalzium im Darm unterstützt. Frauen sollten täglich mindestens 700 mg Kalzium aufnehmen. Dies kann über kalziumreiche Lebensmittel wie Milchprodukte (z. B. Joghurt, Käse), grünes Blattgemüse (z. B. Grünkohl, Brokkoli) und mit Kalzium angereicherte Produkte wie Mandel- oder Sojamilch erfolgen. Zusätzlich können Kalziumpräparate eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn der Bedarf über die Nahrung nicht gedeckt werden kann.

Osteoporose kann durch eine gesunde Ernährung günstig beeinflusst werden.

Kalziumreiche Nahrungsmittel

  • Milchprodukte: Eine Tasse Milch enthält etwa 300 mg Kalzium. Käse und Joghurt sind ebenfalls gute Quellen.
  • Grünes Gemüse: Grünkohl und Brokkoli enthalten neben Kalzium auch andere wichtige Nährstoffe für die Knochengesundheit.
  • Angereicherte Lebensmittel:  Pflanzliche Milchsorten und Säfte, denen Kalzium zugesetzt wurde, sind besonders für Menschen geeignet, die keine tierischen Produkte konsumieren.

Darüber hinaus sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Magnesium und Vitamin K geachtet werden, da diese Nährstoffe ebenfalls zur Knochengesundheit beitragen. Magnesium findet sich in Nüssen, Samen und Vollkornprodukten, während Vitamin K reichlich in grünem Blattgemüse wie Spinat vorhanden ist. Eine abwechslungsreiche Ernährung, kombiniert mit regelmäßiger körperlicher Aktivität, bildet die Grundlage für starke und gesunde Knochen, besonders in den Wechseljahren.

Körperliche Aktivität

Regelmäßige Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil von Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose. Besonders effektiv sind Aktivitäten, die das Skelett belasten und die Muskulatur stärken. Diese Übungen fördern nicht nur die Knochendichte, sondern verbessern auch die Muskelkraft und das Gleichgewicht, was das Risiko von Stürzen und damit verbundenen Frakturen reduziert.

Empfohlene Aktivitäten

  • Gewichtstragende Aktivitäten: Dazu gehören Gehen, Joggen, Treppensteigen und Tanzen. Diese Übungen üben Druck auf die Knochen aus, was den Knochenaufbau stimuliert. Sie sind besonders vorteilhaft für die Hüften und Beine.
  • Krafttraining: Durch den Einsatz von Gewichten oder Widerstandsbändern wird gezielt die Muskulatur aufgebaut. Starke Muskeln unterstützen die Knochen und verbessern die allgemeine Stabilität. Studien zeigen, dass regelmäßiges Krafttraining die Knochendichte, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und der Hüften, verbessern kann.
  • Gleichgewichts- und Koordinationsübungen: Yoga, Tai-Chi und spezielle Gleichgewichtsübungen können helfen, das Sturzrisiko zu verringern. Ein besseres Gleichgewicht reduziert die Gefahr von Stürzen, die zu Frakturen führen könnten.
  • Flexibilitätstraining: Dehnübungen fördern die Beweglichkeit der Gelenke und beugen Verletzungen vor. Flexibilität ist wichtig, um die Mobilität im Alter zu erhalten und Bewegungseinschränkungen, die durch Muskelverkürzungen entstehen können, zu vermeiden.
Regelmäßige Bewegung ist gut gegen Osteoporose.

Individuelle Anpassung der Bewegung

Für den Erhalt der Knochengesundheit ist es wichtig, dass das Bewegungsprogramm individuell angepasst wird. Dies sollte die körperlichen Fähigkeiten und eventuell bestehende gesundheitliche Einschränkungen berücksichtigen. Bei bestehender Osteoporose ist es ratsam, die Bewegungsarten mit einem Arzt oder Physiotherapeuten abzustimmen, um Überlastungen oder Verletzungen zu vermeiden.

Regelmäßiges Training

Damit Bewegung positive Wirkung auf die Knochen entfalten kann, muss sie regelmäßig in den Alltag integriert werden. Ideal sind mindestens 30 Minuten körperliche Aktivität an den meisten Tagen der Woche. Auch wenn sich erste Erfolge erst nach Monaten zeigen, sind die langfristigen Vorteile für die Knochengesundheit erheblich.

In Kombination mit einer kalzium- und vitaminreichen Ernährung ist regelmäßige Bewegung der Schlüssel zur effektiven Prävention und Behandlung von Osteoporose in den Wechseljahren.

Gesunder Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Prävention und Behandlung von Osteoporose, je früher, desto besser. Hierzu gehören neben einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung auch das Vermeiden von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum.

Rauchen

Rauchen hat eine nachweislich negative Wirkung auf die Knochengesundheit. Es beschleunigt den Verlust an Knochendichte und erhöht das Risiko für Frakturen. Nikotin und andere Chemikalien im Tabakrauch beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, Kalzium aufzunehmen, und stören das Gleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau. Frauen, die rauchen, haben eine geringere Knochendichte und ein höheres Osteoporoserisiko als Nichtraucherinnen.

Alkoholkonsum

Übermäßiger Alkoholkonsum kann ebenfalls die Knochengesundheit beeinträchtigen. Alkohol beeinträchtigt den Kalziumstoffwechsel und kann zu einem Rückgang der Knochenmasse führen. Zudem erhöht Alkohol das Risiko für Stürze, die zu Knochenbrüchen führen können. Es wird empfohlen, den Alkoholkonsum zu begrenzen, um die Knochengesundheit zu schützen.

Gewichtskontrolle

Ein gesundes Körpergewicht ist ebenfalls wichtig für die Prävention von Osteoporose. Untergewicht ist ein bekannter Risikofaktor für die Erkrankung, da es oft mit einer geringeren Knochendichte und einem höheren Frakturrisiko einhergeht. Andererseits ist starkes Übergewicht auch nicht förderlich, da es zu einer erhöhten Belastung der Knochen und einem höheren Sturzrisiko führen kann. Ein gesundes, stabiles Körpergewicht trägt dazu bei, die Knochen zu schützen und die Mobilität im Alter zu erhalten.

BMI-Rechner

BMI-Rechner

Gewichtskategorie BMI Risiko für Begleiterkrankungen
Untergewicht < 18,5 Niedrig
Normalgewicht 18,5 – 24,9 Durchschnittlich
Übergewicht ≥ 25
Präadipositas 25 – 29,9 Gering erhöht
Adipositas Grad I 30 – 34,9 Erhöht
Adipositas Grad II 35 – 39,9 Hoch
Adipositas Grad III ≥ 40 Sehr hoch

Stressmanagement

Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt beeinflussen und zu einem erhöhten Risiko für Knochenschwund führen. Techniken wie Yoga, Meditation und Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern, was sich positiv auf die Knochengesundheit auswirken kann.

Osteoporose und Hormontherapie während der Wechseljahre

Die Hormontherapie ist eine wirksame Methode, um den Knochenabbau in den Wechseljahren zu verhindern. Durch die Zufuhr von Östrogenen kann der durch den Östrogenmangel bedingte Verlust an Knochendichte verlangsamt oder sogar gestoppt werden.

  • Einsatz der Hormontherapie: Sie wird vor allem bei Frauen mit erhöhtem Osteoporoserisiko empfohlen, insbesondere wenn die Menopause (letzte Periode) vor dem 60. Lebensjahr eintritt oder weniger als 10 Jahre zurückliegt. Studien zeigen, dass die Hormontherapie das Risiko für Hüft- und Wirbelfrakturen signifikant reduziert.
  • Formen der Hormontherapie: Östrogene können oral oder transdermal bzw. über die Haut  verabreicht werden. Bei noch vorhandener Gebärmutter wird eine Kombination aus Östrogenen und Gestagenen empfohlen, um das Risiko für Gebärmutterkrebs zu verringern.

Schutz vor Osteoporose durch Phytoöstrogene?

Phytoöstrogene sind pflanzliche Verbindungen, die strukturell den menschlichen Östrogenen ähneln und an Östrogenrezeptoren binden können. Ihre Rolle in der Prävention und Behandlung von Osteoporose ist jedoch umstritten.

Osteoporose durch Wechseljahre kann nur wenig durch Phytoöstrogene behandelt werden.
  • Wirksamkeit gegen Osteoporose: Studien zu Phytoöstrogenen haben gemischte Ergebnisse geliefert. Während einige Studien eine positive Wirkung auf die Knochendichte zeigen, fehlen Daten, um Phytoöstrogene als verlässliche Alternative zur Hormontherapie hinsichtlich der Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose zu empfehlen.
  • Quellen für Phytoöstrogene: Phytoöstrogene kommen in Lebensmitteln wie Soja, Leinsamen und Rotklee vor. Ihre Aufnahme über die Ernährung könnte theoretisch die Knochenfestigkeit unterstützen, jedoch sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um definitive Empfehlungen aussprechen zu können.

Medikamentöse Therapie der Osteoporose

Neben der Hormontherapie gibt es spezifische pharmakologische Therapien zur Behandlung von Osteoporose, die vor allem bei Frauen mit hohem Frakturrisiko zum Einsatz kommen.

  • Bisphosphonate: Diese Medikamente hemmen den Knochenabbau, indem sie die Aktivität der Osteoklasten verringern. Sie sind oft die erste Wahl in der Osteoporosetherapie.
  • Denosumab: Der Wirkstoff reduziert ebenfalls den Knochenabbau. Es wird alle sechs Monate unter die Haut injiziert und ist besonders bei Patientinnen geeignet, die keine Bisphosphonate vertragen.
  • Teriparatid und Romosozumab: Diese Medikamente fördern die Neubildung von Knochensubstanz und werden vor allem bei schwerer Osteoporose eingesetzt.

 Fazit

Osteoporose ist eine ernste Folge der Wechseljahre, die durch den Verlust von Östrogenen ausgelöst wird.
Prävention durch Ernährung, Bewegung und einen gesunden Lebensstil ist essenziell – je früher, desto besser.
Hormontherapie kann effektiv den Knochenabbau verlangsamen, birgt aber auch Risiken, die individuell abgewogen werden müssen.
Phytoöstrogene bieten Potenzial, aber es bedarf weiterer Forschung, um ihre Wirksamkeit zu bestätigen.
Spezifische Medikamente stehen für Frauen mit hohem Frakturrisiko zur Verfügung und sollten individuell ausgewählt werden.

Quellen

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