Ein gesunder Knochenstoffwechsel ist in den Wechseljahren besonders wichtig. Der sinkende Östrogenspiegel während der Wechseljahre beschleunigt den Knochenabbau und erhöht das Risiko für Knochenbrüche, vor allem an Wirbelkörpern, Hüfte und Handgelenk. Hier lesen Sie, warum das so ist, wie Sie vorbeugen können und welche Therapien infrage kommen.
- Schnelles Wissen
- Warum fördert Östrogenmangel in den Wechseljahren Osteoporose?
- Wie können Ernährung und Vitamin D in den Wechseljahren Osteoporose vorbeugen?
- Welche Bewegung stärkt die Knochen in den Wechseljahren besonders?
- Wie beeinflusst der Lebensstil das Osteoporoserisiko in den Wechseljahren?
- Wann ist eine Hormontherapie zum Knochenschutz sinnvoll?
- BMI-Rechner
- Expertenstimmen zum Thema
- Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Quellen
Schnelles Wissen
Warum fördert Östrogenmangel in den Wechseljahren Osteoporose?
Östrogene halten das Gleichgewicht zwischen Knochenabbau (Osteoklasten) und Knochenaufbau (Osteoblasten). In den Wechseljahren fällt dieser Schutz durch den Abfall des Östrogenspiegels weg: Der Knochenabbau überwiegt, die Knochendichte sinkt, das Bruchrisiko steigt.
- Östrogene fördern die Aktivität der Osteoblasten und hemmen Osteoklasten.
- Mit sinkendem Östrogenspiegel verschiebt sich das Gleichgewicht zugunsten des Abbaus.
- Typische Bruchstellen: Wirbelsäule, Hüfte, Handgelenk.
Wie können Ernährung und Vitamin D in den Wechseljahren Osteoporose vorbeugen?
Eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung und ausreichend Vitamin D unterstützen die Knochenmineralisierung. Reicht die Zufuhr über die Ernährung nicht, können Präparate wie Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Empfehlenswert ist die ärztliche Beratung.

- Kalziumquellen: Milchprodukte, grünes Blattgemüse, angereicherte pflanzliche Drinks.
- Weitere Nährstoffe: Magnesium (z. B. Nüsse, Vollkorn), Vitamin K (z. B. Spinat, Grünkohl).
- Ernährung bleibt Basis, auch unter medikamentöser Therapie.
Welche Bewegung stärkt die Knochen in den Wechseljahren besonders?
Regelmäßige, knochenbelastende Aktivität fördert den Knochenaufbau und reduziert Stürze. Wichtig ist ein individuell angepasstes Programm.

- Gewichtstragend: z. B. zügiges Gehen, Treppensteigen, Tanzen.
- Krafttraining: mit Gewichten oder Bändern stärkt Muskulatur und Knochen.
- Gleichgewicht/Flexibilität: z. B. Yoga, Tai‑Chi, Dehnen, beugt Stürzen vor.
- Ziel: an den meisten Tagen ≥ 30 Minuten Aktivität.
Wie beeinflusst der Lebensstil das Osteoporoserisiko in den Wechseljahren?
Rauchstopp, maßvoller Alkoholkonsum, gesundes Körpergewicht und Stressreduktion unterstützen die Knochengesundheit.
- Rauchen beschleunigt den Knochendichteverlust.
- Viel Alkohol schwächt den Knochenstoffwechsel und erhöht das Sturzrisiko.
- Untergewicht erhöht das Frakturrisiko, starkes Übergewicht begünstigt Stürze und Gelenkbelastung.
- Stressmanagement (z. B. Atemübungen, Meditation) kann den Hormonhaushalt günstig beeinflussen.
BMI-Rechner
| Gewichtskategorie | BMI | Risiko für Begleiterkrankungen |
|---|---|---|
| Untergewicht | < 18,5 | Niedrig |
| Normalgewicht | 18,5 – 24,9 | Durchschnittlich |
| Übergewicht | ≥ 25 | |
| Präadipositas | 25 – 29,9 | Gering erhöht |
| Adipositas Grad I | 30 – 34,9 | Erhöht |
| Adipositas Grad II | 35 – 39,9 | Hoch |
| Adipositas Grad III | ≥ 40 | Sehr hoch |
Wann ist eine Hormontherapie zum Knochenschutz sinnvoll?
Eine Hormontherapie kann postmenopausal den durch Östrogenmangel bedingten Knochenabbau bremsen. Sie eignet sich vor allem bei erhöhtem Frakturrisiko und wenn die Menopause < 10 Jahre zurückliegt bzw. das Alter der Patientinnen < 60 Jahre liegt.
- Wirkung: Senkt das Risiko für Hüft‑ und Wirbelfrakturen.
- Formen: Östrogene oral oder transdermal; bei vorhandener Gebärmutter ergänzend Gestagen zum Endometriumschutz (Endometrium = Gebärmutterschleimhaut)
- Entscheidung: Individuelle Nutzen‑Risiko‑Abwägung (Vorerkrankungen, Symptome, Präferenzen).
Helfen Phytoöstrogene gegen Knochenschwund in den Wechseljahren?
Die Datenlage ist uneinheitlich. Einige Studien deuten auf günstige Effekte auf die Knochendichte hin. Insgesamt reichen die Belege nicht aus, Phytoöstrogene als verlässliche Alternative zur Hormontherapie zu empfehlen.

- Quellen für Phytoöstrogene: Soja, Leinsamen, Rotklee.
- Einsatz: Als Teil einer abwechslungsreichen Ernährung möglich; therapeutische Wirkung nicht gesichert.
Welche Medikamente kommen bei Osteoporose infrage?
Bei hohem Frakturrisiko stehen spezifische Arzneimittel zur Verfügung. Die Auswahl erfolgt je nach Ausgangslage, Verträglichkeit und Risiko.
- Antiresorptiv: Bisphosphonate (hemmen Osteoklasten), Denosumab (hemmt Knochenabbau; 1x Injektion alle 6 Monate).
- Anabol/dual: Teriparatid, Romosozumab (fördern Knochenaufbau; bei schwerer Osteoporose/Mehrfachfrakturen).
- Therapieplanung: Individuell, inkl. Basismaßnahmen (Ernährung, Bewegung, Sturzprophylaxe).
Expertenstimmen zum Thema
Prof. Sundeep Khosla, M.D., Endokrinologe (Mayo Clinic, Rochester, USA): Erklärt, wie Östrogenmangel die Balance von Osteoklasten und Osteoblasten stört und so zur postmenopausalen Osteoporose beiträgt; Grundlage für antiresorptive und aufbauende Therapien (vgl. Khosla et al., 2012).
Prof. JoAnn E. Manson, MD, MPH, DrPH, Chief, Division of Preventive Medicine (Brigham and Women’s Hospital/Harvard Medical School): Zeigt in WHI‑Analysen, dass Hormontherapie Frakturen reduzieren kann und wie Kalzium/Vitamin D mit Hormontherapie interagieren (Robbins et al., 2014).
Prof. Irene Lambrinoudaki, MD, PhD, Professorin für Endokrinologie (2. Klinik für Gynäkologie/Universität Athen): Mitautorenschaft an Metaanalysen, die frühere Menopause mit höherem Frakturrisiko verknüpfen – relevant für das individuelle Risikoprofil (Anagnostis et al., 2019).
Medi-Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
Kurz und bündig
Was können Sie konkret tun?
Kurzfristig umsetzbare Schritte, die nachweislich helfen und sich gut in den Alltag integrieren lassen.
- Täglich kalziumreiche Lebensmittel einplanen; auf ausreichendes Vitamin D achten.
- Bei Nahrungsergänzungsmitteln kritisch sein.
- An den meisten Tagen ≥ 30 Minuten aktiv sein; 2‑ bis 3‑mal pro Woche Krafttraining ergänzen.
- Rauchfrei werden; Alkohol nur in Maßen.
- Sturzrisiken zu Hause senken (z. B. gute Beleuchtung, keine Stolperfallen).
- Ärztlich klären lassen, ob und wann eine Knochendichtemessung/medikamentöse Therapie sinnvoll ist.
- Wichtig: Medikamente nicht eigenmächtig absetzen oder beginnen, immer ärztlich abstimmen.
FAQ
Der Östrogenmangel verschiebt das Gleichgewicht von Knochenaufbau zu Knochenabbau. Dadurch sinkt die Knochendichte, das Frakturrisiko steigt.
Ernährung und Vitamin D sind Basis. Bei erhöhtem Risiko können nach ärztlicher Einschätzung zusätzlich Medikamente notwendig sein.
Eine Kombination aus gewichtstragender Ausdauer, Kraft‑ sowie Gleichgewichtsübungen wirkt am besten und senkt zusätzlich das Sturzrisiko.
Nein. Sie kann wirksam sein, ist aber abhängig von Alter, Zeit seit der Menopause, Vorerkrankungen und individuellen Zielen.
Die Belege sind uneinheitlich. Als Ernährungskomponente okay, als gesicherte Therapie‑Alternative derzeit nicht empfohlen.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
Osteoblasten/Osteoklasten: Zellen, die Knochen auf‑ bzw. abbauen; ihr Gleichgewicht bestimmt die Knochendichte.
Antiresorptiva: Medikamente, die den Knochenabbau hemmen (z. B. Bisphosphonate, Denosumab).
Anabole Therapie: Arzneien, die Knochenaufbau stimulieren (z. B. Teriparatid, Romosozumab).
Hormontherapie: Behandlung mit Östrogenen ± Gestagenen zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden und zum Knochenschutz.
Quellen
Khosla S, Oursler MJ, Monroe DG. Estrogen and the skeleton. Trends Endocrinol Metab. 2012 Nov;23(11):576-81.
Dachverband Osteologie e. V. (2023) Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoprose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern, Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e. V.
Rozenberg S, Al-Daghri N, Aubertin-Leheudre M. et al. Is there a role for menopausal hormone therapy in the management of postmenopausal osteoporosis? Osteoporos Int. 2020 Dec;31(12):2271-2286.
Anagnostis P, Siolos P, Gkekas NK, Kosmidou N, Artzouchaltzi AM, Christou K, Paschou SA, Potoupnis M, Kenanidis E, Tsiridis E, Lambrinoudaki I, Stevenson JC, Goulis DG. Association between age at menopause and fracture risk: a systematic review and meta-analysis. Endocrine. 2019 Feb;63(2):213-224.
Robbins JA, Aragaki A, Crandall CJ, Manson JE, Carbone L, Jackson R, Lewis CE, Johnson KC, Sarto G, Stefanick ML, Wactawski-Wende J. Women's Health Initiative clinical trials: interaction of calcium and vitamin D with hormone therapy. Menopause. 2014 Feb;21(2):116-23.
Zhu L, Jiang X, Sun Y, Shu W. Effect of hormone therapy on the risk of bone fractures: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Menopause. 2016 Apr;23(4):461-70.
Rowe IJ, Baber RJ. The effects of phytoestrogens on postmenopausal health. Climacteric. 2021 Feb;24(1):57-63.
Management of osteoporosis in postmenopausal women: the 2021 position statement of The North American Menopause Society. Menopause. 2021 Sep 1;28(9):973-997.

