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Das Reizdarmsyndrom erfordert eine komplexe, individuelle Behandlung, die sowohl medizinische als auch lebensstilbezogene Maßnahmen umfasst. Hier sind also auch die Betroffenen gefordert, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Unterstützung gibt es durch eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), also eine Reizdarm-DiGA, die eine vielversprechende Ergänzung zu herkömmlichen Therapieansätzen bietet, indem sie den Nutzern hilft, ihre Symptome zu verstehen und mittels personalisierten Ernährungsplänen, Stressmanagement-Techniken und Tagebuchfunktionen besser zu managen.
Informationen über Ursachen, Symptome und Diagnosestellung des Reizdarmsyndroms finden Sie hier:
Reizdarmsyndrom – mehr als nur Bauchschmerzen
Therapieansätze beim Reizdarmsyndrom
Die Therapie des Reizdarmsyndroms ist vielfältig und erfordert einen individualisierten Ansatz. Nach der aktuellen S3-Leitlinie werden die Maßnahmen in Basistherapien und spezielle Therapien unterteilt.
Basistherapien
Zu den Basistherapien gehören:
- Eigenverantwortlichkeit und Lebensführung: Patienten sollten ermutigt werden, ihre Lebensweise anzupassen. Regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressmanagement sind wichtige Faktoren.
- Ernährung: Eine angepasste Ernährung kann die Symptome des Reizdarmsyndroms erheblich lindern. Hierzu gehören die FODMAP-Diät, die das Vermeiden bestimmter fermentierbarer Kohlenhydrate umfasst, und das Führen eines Ernährungs-Symptom-Tagebuchs.
- Stressreduktion und Entspannungstechniken: Methoden wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Meditation haben sich als hilfreich erwiesen, um die Symptome des Reizdarmsyndroms zu mindern.
Infobox
Die FODMAP-Diät reduziert bestimmte Kohlenhydrate, die schwer verdaulich sind und Blähungen sowie Bauchschmerzen verursachen können. Diese Kohlenhydrate finden sich in Lebensmitteln wie Weizen, Hülsenfrüchten und einigen Obstsorten. Durch das Vermeiden dieser Nahrungsmittel können die Symptome des Reizdarmsyndroms gelindert werden.
Spezielle Therapien
Wenn die Basistherapien nicht ausreichend wirken, können spezielle Maßnahmen angewendet werden. Dazu gehören:
- Psychotherapie: Besonders die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als effektiv erwiesen, um mit den psychischen Komorbiditäten umzugehen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Medikamentöse Therapie: Je nach Leitsymptom können Medikamente wie krampflösende Mittel oder Antidepressiva eingesetzt werden. Diese sollten jedoch nur zeitlich befristet und unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden.
Reizdarm-DiGA
Zur Therapie des Reizdarmsyndroms kann in Deutschland eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnet werden. Die DiGA-App wurde im November 2023 in die dauerhafte Erstattungsfähigkeit aufgenommen und bieten eine vielversprechende Ergänzung zu den herkömmlichen Therapieansätzen.
Vorteile der Reizdarm-DiGA
Die Reizdarm-DiGA bietet zahlreiche Vorteile:
- Info-Materialien: Die App enthält umfassende Informationen über das Reizdarmsyndrom und vermittelt den Nutzern ein besseres Verständnis ihrer Erkrankung.
- Personalisierte Ernährungspläne: Basierend auf der FODMAP-Diät bietet die DiGA individuelle Ernährungspläne und Rezepte, die den Betroffenen helfen, ihre Ernährung anzupassen und ihre Symptome zu lindern.
- Stressmanagement und Entspannungsübungen: Die App enthält Module zur Stressreduktion, darunter Techniken wie Achtsamkeit, progressive Muskelentspannung und Hypnotherapie.
- Tagebuchfunktion: Nutzer können ein Ernährungs- und Symptomtagebuch führen, das ihnen hilft, Auslöser für ihre Beschwerden zu identifizieren und ihre Behandlung zu optimieren.
- Individualisierte Empfehlungen: Die Auswahl und Reihenfolge der angebotenen Therapieformen wird nicht vom Arzt festgelegt. Stattdessen übernimmt ein Künstliche-Intelligenz (KI)-Algorithmus diese Aufgabe, indem er Patientendaten und Leitlinienempfehlungen berücksichtigt. Die Inhalte werden dann individuell auf den Teilnehmer zugeschnitten angezeigt.
Anwendung und Verordnung der Reizdarm-DiGA
Die Reizdarm-DiGA kann von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden. Patienten, die die Diagnose eines Reizdarmsyndroms nachweisen können, haben zudem die Möglichkeit, die App direkt über ihre Krankenkasse zu erhalten, ohne eine ärztliche Verordnung. Die DiGA wird für eine Behandlungsdauer von jeweils zwölf Wochen verordnet, wobei keine maximale Behandlungsdauer festgelegt ist.
Fazit
- Das Reizdarmsyndrom ist eine weit verbreitete funktionelle gastrointestinale Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität.
- Die Pathophysiologie ist komplex, und die Behandlung erfordert einen individualisierten, multimodalen Ansatz.
- Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) bieten eine vielversprechende Ergänzung zur herkömmlichen Therapie, indem sie Info-Materialien, personalisierte Ernährungspläne, Stressmanagement und eine Tagebuchfunktion bereitstellen.
- Die Reizdarm-DiGA kann von Ärzten verordnet oder direkt über die Krankenkasse bezogen werden und bietet den Patienten eine flexible und umfassende Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Erkrankung.
- Die Nutzung von DiGA-Apps zur Behandlung des Reizdarmsyndroms stellt eine moderne und patientenfreundliche Option dar, die dazu beitragen kann, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern.
Quelle
Storr, M. Behandlung beim Reizdarmsyndrom: Arzt oder App?. Gastro-News 11, 43–47 (2024).