Restless Legs Syndrom – Ursachen, Symptome, Behandlung

Die Symptome des Restless Legs Syndrom treten vor allem in Ruhe und besonders abends oder nachts auf.

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Das Restless Legs Syndrom (RLS) ist eine neurologische Erkrankung, die durch einen starken Bewegungsdrang in den Beinen verbunden mit unangenehmen Empfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Schmerzen gekennzeichnet ist. Diese Symptome treten vor allem in Ruhe und besonders abends oder nachts auf. Das Restless Legs Syndrom kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, aber durch eine gezielte und individuell angepasste Therapie lassen sich die Symptome meist gut kontrollieren.

Ursachen und Epidemiologie des Restless Legs Syndroms

Die genaue Pathophysiologie des Restless Legs Syndroms nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich ist es auf das Zusammentreffen verschiedener Faktoren bedingt.

Genetische und sekundäre Faktoren

Es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch sekundäre Faktoren bei der Entstehung eine Rolle spielen. Menschen mit einer genetischen Veranlagung (gehäuftes Vorkommen des RLS innerhalb einer Familie), haben ein erhöhtes Risiko, an RLS zu erkranken, insbesondere wenn weitere Grunderkrankungen wie Eisenmangelanämie, Multiple Sklerose, Polyneuropathie, Morbus Parkinson oder arterielle Hypertonie vorliegen.

Häufigkeit und betroffene Gruppen

In westlichen Industrieländern liegt die Prävalenz des Restless Legs Syndroms bei bis zu 10 % der erwachsenen Bevölkerung, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. In Japan hingegen liegt die Häufigkeit nur bei etwa 3 %. Auch während der Schwangerschaft ist das Risiko erhöht, was auf die hormonellen Veränderungen und den Eisenstoffwechsel zurückzuführen sein könnte.

Symptome und Diagnose des Restless Legs Syndroms

Symptome des Restless-Legs-Syndroms  können durch verschiedene Faktoren ausgelöst und verschlimmert werden. Diese frühzeitig zu identifizieren und, wenn möglich, zu eliminieren, ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung.

Typische Symptome

Das Restless Legs Syndrom manifestiert sich hauptsächlich durch einen intensiven Bewegungsdrang in den Beinen, oft begleitet von unangenehmen Empfindungen wie Kribbeln, Ziehen oder Schmerzen. Diese Symptome treten typischerweise in Ruhe und besonders abends oder nachts auf. Bewegung führt in der Regel zu einer Linderung der Beschwerden, was jedoch häufig zu Schlafstörungen führt.

Diagnostische Kriterien

Die Diagnose des Restless Legs Syndroms wird primär durch eine gründliche Anamnese und eine neurologische Untersuchung gestellt. Die International RLS Study Group (IRLSSG) hat essenzielle Diagnosekriterien definiert, die alle erfüllt sein müssen:

  • Ein Drang, die Beine (seltener die Arme) zu bewegen, verbunden mit Missempfindungen und/oder Schmerzen.
  • Verschlechterung der Symptome in Ruhe, insbesondere im Sitzen oder Liegen.
  • Verbesserung der Beschwerden durch Bewegung oder Dehnung der Muskulatur.
  • 24-Stunden-Zyklus der Symptome, die abends oder nachts verstärkt auftreten.
  • Ausschluss anderer Grunderkrankungen als Ursache der Symptome.
Die Diagnose des Restless Legs Syndroms wird primär durch eine gründliche Anamnese und eine neurologische Untersuchung gestellt.

Zusatzuntersuchungen

Zur differentialdiagnostischen Abklärung und dem Ausschluss von Begleiterkrankungen können weitere Untersuchungen erforderlich sein. Dazu gehören Laboruntersuchungen zur Bestimmung des Eisenstoffwechsels, ein Differentialblutbild, Vitamin B12 und Folsäure, Serum-Glukose und HbA1c, Nierenwerte und Elektrolyte sowie Schilddrüsenhormone. Apparative Diagnostik wie eine Magnetresonanztomographie des Kopfes oder eine Polysomnographie (Schlafuntersuchung) kann ebenfalls sinnvoll sein.

Therapiemöglichkeiten des Restless Legs Syndroms

Viele Betroffene benötigen keine medikamentöse Therapie, da ihre Symptome selten und mild sind. Für schwerere Fälle gibt es jedoch wirksame Medikamente, die die Lebensqualität erheblich verbessern können.

Medikamentöse Behandlung

Die Therapie des Restless Legs Syndroms zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, da eine Heilung der Erkrankung nicht möglich ist. Die medikamentöse Behandlung ist individuell anzupassen und umfasst mehrere Ansätze:

Dopaminerge Therapie

Zur Behandlung von mittelschwerem bis schwerem Restless Legs Syndrom werden vornehmlich Dopaminantagonisten eingesetzt. Dabei handelt es sich um Medikamente, die die Wirkung von Dopamin blockieren, einem wichtigen Neurotransmitter im Gehirn.

Eisensubstitution

Bei einem Serum-Ferritin ≤ 75 μg/l oder einer Transferrinsättigung < 20 % wird eine orale Eisensubstitution empfohlen. Ist eine orale Therapie nicht wirksam oder nicht möglich, kann eine intravenöse Eisensubstitution durchgeführt werden.

Weitere medikamentöse Optionen

Gabapentin und Pregabalin sind Medikamente, die zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen verordnet werden. Sie beeinflussen die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn und lindern so Schmerzen und Krampfanfälle. Obwohl die Präparate in Deutschland nicht offiziell für die RLS-Therapie zugelassen sind, zeigen sie gute Erfolge, insbesondere bei begleitenden neuropathischen Schmerzen. Die Kombination Oxycodon/Naloxon, einem starken Schmerzmittel mit einem Medikament, dass die Nebenwirkungen des ersten Medikaments lindern soll,  kann bei mittlerem bis starkem Restless Legs Syndrom wirksam sein.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen beim Restless Legs Syndrom

Neben medikamentösen Behandlungen spielen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle. Hierzu zählen eine gute Schlafhygiene, regelmäßige Bewegung, Massagen, Stretching und Bäder in warmem oder kaltem Wasser. Es gibt Hinweise darauf, dass Nikotinkarenz und das Vermeiden von Alkohol und Koffein ebenfalls zur Symptomlinderung beitragen können.

Fazit

Das Restless Legs Syndrom ist eine häufige neurologische Erkrankung, die durch Bewegungsdrang und unangenehme Empfindungen in den Beinen gekennzeichnet ist.
Sowohl genetische Prädisposition als auch sekundäre Faktoren wie chronische Grunderkrankungen erhöhen das Risiko für das Restless Legs Syndrom.
Die Diagnose erfolgt anhand definierter Kriterien der IRLSSG, unterstützt durch Labor- und apparative Untersuchungen.
Die Behandlung zielt auf die Linderung der Symptome ab und umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Ansätze.
Eine gute Schlafhygiene, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Nikotin, Alkohol und Koffein können ebenfalls hilfreich sein.

Quellen

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