Wechseljahre – Mehr als Hitzewallungen und Schweißausbrüche
Die Wechseljahre, medizinisch auch als Menopause bezeichnet, sind eine Phase im Leben jeder Frau, die durch das Ende der Fruchtbarkeit und das Ausbleiben der Menstruation gekennzeichnet ist. Diese Lebensphase geht oft mit vielfältigen körperlichen und seelischen Veränderungen einher, die für viele Frauen eine Herausforderung darstellen. Mit einer zunehmend alternden Bevölkerung rückt das Thema Wechseljahre stärker in den Fokus der Medizin, doch noch immer herrscht bei vielen Frauen Unwissenheit über die genauen hormonellen Veränderungen, Symptome und deren Behandlungsmöglichkeiten. Dieser Artikel gibt Ihnen einen Überblick über das Thema Wechseljahre.
Wechseljahre und Veränderung der Frauenrolle
Mit dem Eintritt in die Wechseljahre erfahren viele Frauen nicht nur körperliche Veränderungen, sondern auch tiefgreifende Einschnitte in ihre gesellschaftliche Rolle. Früher markierten die Wechseljahre oft den Beginn der letzten Lebensphase. Heutzutage, bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 83 Jahren, verbringen Frauen mehr als ein Drittel ihres Lebens in der Postmenopause. Dies bedeutet, dass viele Frauen, die in die Wechseljahre kommen, weiterhin aktiv im Berufsleben stehen, während die Kinder erwachsen werden und das Elternhaus verlassen. Die Mutterrolle und die damit verbundenen Verpflichtungen treten in den Hintergrund, was für viele Frauen eine Phase der Neuorientierung bedeutet. Wechseljahre können zudem auch ein Karrierekiller sein.
Epidemiologie der Wechseljahre
Die Menopause tritt im Durchschnitt im Alter von 51 Jahren ein, wobei das genaue Alter stark variieren kann. Einige Frauen erleben die Menopause bereits mit Anfang 40, andere erst mit 60 Jahren. Das Menopausenalter ist weitgehend genetisch vorgegeben, wird aber auch durch den allgemeinen Gesundheitszustand, die Anzahl der Geburten und ethnische Unterschiede beeinflusst. Beispielsweise tritt die Menopause bei indischen Frauen durchschnittlich mit 46 Jahren ein, während sie in westlichen Ländern meist später auftritt.
Vorzeitige Menopause
Etwa 1 % der Frauen sind von einer vorzeitigen Menopause betroffen, die vor dem 40. Lebensjahr eintritt. Diese Form der Menopause wird auch als prämature Ovarialinsuffizienz (POI) bezeichnet und kann verschiedene Ursachen haben, darunter genetische Faktoren oder Krebserkrankungen, die eine operative oder chemotherapeutische Behandlung erfordern. In vielen Fällen bleibt die Ursache allerdings unbekannt, was die Diagnose und den Umgang damit für die Betroffenen besonders belastend macht, weil an vorzeitige Wechseljahre schlichtweg nicht gedacht wird.
Wechseljahre und Hormonveränderungen
Bereits etwa zehn Jahre vor der eigentlichen Menopause beginnen die hormonellen Veränderungen. Die Follikelzahl, die Anzahl der Eizellen in den Eierstöcken, nimmt ab, und es kommt zu einem deutlichen Rückgang des Anti-Müller-Hormons (AMH). Das Hormon wird von den Eierstöcken produziert und gibt einen Hinweis auf die Anzahl der verbleibenden Eizellen einer Frau. Der Hormonspiegel wird oft verwendet, um die Fruchtbarkeit zu bewerten, da ein niedriger AMH-Spiegel auf eine geringere Eizellreserve hinweist, was typischerweise mit dem Fortschreiten der Wechseljahre zusammenhängt.
Ein weiteres Hormon, Inhibin B, dessen Spiegel ebenfalls mit den Wechseljahren abnimmt, reguliert die Freisetzung von Follikel-stimulierendem Hormon (FSH). FSH wird von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert wird und spielt eine wichtige Rolle im weiblichen Menstruationszyklus. Es fördert das Wachstum und die Reifung der Eibläschen (Follikel) in den Eierstöcken, aus denen schließlich eine Eizelle freigesetzt wird. Wenn die Eierstöcke weniger Eizellen produzieren, steigt der FSH-Spiegel an, was oft ein Zeichen für den Beginn der Wechseljahre ist. Gleichzeitig bleibt der Östrogenspiegel (Östrogen ist das weibliche Geschlechtshormon) mit Beginn der Wechseljahre zunächst erhöht, bevor er dann langsam absinkt. Diese Hormon-Konstellation ist verantwortlich für viele der typischen Symptome der Wechseljahre.
Symptome der Wechseljahre
Die Wechseljahre gehen häufig mit einer Vielzahl von Symptomen einher, die sowohl körperlich als auch psychisch belastend sein können:
- Vasomotorische Beschwerden: Dazu zählen Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche, die bei etwa 75 % der Frauen auftreten und in vielen Fällen die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
- Vulvovaginale Beschwerden: Diese äußern sich durch Scheiden-Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Etwa ein Drittel aller Frauen ist betroffen.
- Schlafstörungen: Besonders in der Perimenopause (Übergangsphase vor den eigentlichen Wechseljahren) klagen viele Frauen über Schlafprobleme, die oft im Zusammenhang mit nächtlichen Hitzewallungen stehen.
- Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen: Studien zeigen ein erhöhtes Risiko für Depressionen während der Perimenopause.
- Blutungsstörungen: Unregelmäßige Blutungen sind ein häufiges Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre.
- Haut und Haare: Die mit der Menopause einhergehenden hormonellen Veränderungen gehen auch an Haut und Haaren nicht spurlos vorüber. So kommt es an der Haut zu vermehrter Trockenheit, Juckreiz, Ausdünnung, Erschlaffung und Faltenbildung, bei den Haaren können sich ein verminderter Haarwuchs, und eine geringere Haardichte bemerkbar machen.
- Osteoporose: Östrogene spielen eine zentrale Rolle bei Aufbau und Erhalt der Knochensubstanz. Bereits Jahre vor Einsetzen der Wechseljahre nimmt die Qualität der Knochensubstanz ab und kann zur Osteoporose mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche führen.
- Kognitive Veränderungen: Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen.
Dauer der Beschwerden
Die Dauer der Beschwerden kann sehr unterschiedlich sein. Während einige Frauen nur wenige Jahre unter den Symptomen leiden, können sie bei anderen bis zu 15 Jahre andauern. Besonders die vasomotorischen Beschwerden wie Hitzewallungen können unterschiedlich lange anhalten.
Therapiemöglichkeiten: Medikamentös und nicht-medikamentös

Die Behandlung von Beschwerden während der Wechseljahre kann sowohl medikamentös als auch nicht-medikamentös erfolgen.
- Hormontherapie (HT): Diese wird seit den 1940er Jahren zur Linderung der Beschwerden eingesetzt. Sie gilt als effektivste Behandlungsmethode, insbesondere bei vasomotorischen und urogenitalen Beschwerden. Allerdings sollte die Hormontherapie individuell abgestimmt werden, da sie auch Risiken birgt.
- Pflanzliche Präparate: Extrakte wie die der Traubensilberkerze oder Phytoöstrogene aus Soja und Rotklee werden häufig als Alternative zur Hormontherapie eingesetzt.
- Lebensstiländerungen: Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und Stressmanagement können ebenfalls helfen, die Symptome zu lindern.
- Psychotherapeutische Maßnahmen: Methoden wie kognitive Verhaltenstherapie, Yoga oder Meditation haben sich als hilfreich bei der Bewältigung von Beschwerden während der Wechseljahre erwiesen.
Fazit
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