Wechseljahre: Für viele Frauen ist das die Phase, in der Schlaf, Energie und das Verhältnis von Muskel‑, Fett‑ und Wasseranteilen im Körper spürbar durcheinandergeraten. Gezieltes Training wirkt hier doppelt: Es lindert Beschwerden und stärkt langfristig Knochen, Muskeln und Herz. In diesem Update zeigen wir Ihnen praxisnah, welche Workout‑Bausteine sich bewährt haben und wie Sie sie alltagstauglich kombinieren.
- Schnelles Wissen
- Wie verändert sich der Körper in den Wechseljahren und wie hilft Training dagegen?
- Welches Training stärkt Muskeln und Knochen in den Wechseljahren besonders?
- Wie oft sollte man in den Wechseljahren trainieren, um fit zu bleiben?
- Welche Ausdauerübungen sind gelenkschonend und trotzdem effektiv?
- Wie kann ich trotz Hitzewallungen und Schlafproblemen aktiv bleiben?
- Welche Übungen sind in den Wechseljahren nicht ideal?
- Wie sollte die Ernährung in den Wechseljahren das Training optimal unterstützen?
- Expertenstimmen zu diesem Thema
- Medi‑Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
- Was können Sie konkret tun?
- FAQ
- Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
- Quellen
Schnelles Wissen
Das Wichtigste für Sie auf einen Blick:
Wie verändert sich der Körper in den Wechseljahren und wie hilft Training dagegen?
Ab etwa dem 40. Lebensjahr verlieren Frauen im Schnitt 0,5–1 % Muskelmasse pro Jahr, wenn sie körperlich inaktiv bleiben. Mit dem Eintritt in die Wechseljahre beschleunigt sich dieser Prozess. Das gilt insbesondere im Bereich der schnellen Muskelfasern (z. B. Quadrizeps im Oberschenkel, Gluteus maximus im Gesäß/Po-Muskeln, Trizeps an der Oberarmrückseite, Rückenstrecker), die besonders stark vom altersbedingten Muskelabbau betroffen sind (Sarkopenie).
Östrogen hemmt normalerweise den Knochenabbau. Mit dem Einsetzen der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel, es wird mehr Knochensubstanz abgebaut als neu gebildet. Besonders in den ersten Jahren nach der Menopause steigt dadurch das Osteoporoserisiko deutlich.
Körperliche Aktivität wirkt hier als „Multimodul“: Sie fördert Muskelaufbau, stabilisiert Knochen, verbessert Insulinempfindlichkeit und unterstützt kardiovaskuläre Gesundheit. Die Kombination aus Kraft, Ausdauer, Mobilität und dosierten Sprungreizen adressiert die wichtigsten Baustellen.
- Muskelmasse sinkt ohne Gegensteuerung schneller; Krafttraining setzt an der Proteinsynthese an und fördert damit den Muskelaufbau beziehungsweise vermindert den Muskelschwund.
- Knochen benötigen mechanische Belastungen, um einer Osteoporose vorzubeugen. Abwechslungsreiche Reize sind effektiver als monotone.
- Regelmäßige Ausdauer reduziert kardiometabolische Risiken und verbessert das subjektive Wohlbefinden.
Welches Training stärkt Muskeln und Knochen in den Wechseljahren besonders?
Ziel ist der Erhalt bzw. Neuaufbau der großen Muskelgruppen mit planbarer Progression, also nicht zufällig, sondern schrittweise und nachvollziehbar. Zum Beispiel: mehr Gewicht und mehr Wiederholungen in einem festgelegten Rhythmus. So kann der Körper gezielt stärker werden, ohne Überlastung oder Stagnation. Starten Sie mit Ganzkörperplänen (z. B. 6–8 Übungen) und erlernen zunächst die richtige Bewegungsausführung, bevor Sie das Gewicht (z. B. Hanteln) steigern.
- Frequenz: 2–3 Einheiten/Woche, je 45–60 Min.
- Umfang/Intensität: 2–3 Sätze pro Übung; Gewicht so wählen, dass 6–10 Wiederholungen bei sauberem Bewegungsablauf möglich sind.
- Übungen: Kniebeuge‑Varianten, Kreuzheben, Drücken/Ziehen, Rumpfstabilität.
- Strukturierte Steigerung: Kleine Gewichtssteigerungen oder zusätzliche Wiederholungen – dokumentieren hilft.
Wie oft sollte man in den Wechseljahren trainieren, um fit zu bleiben?
Für Herz, Lunge und Stimmung gilt: Regelmäßige Reize zählen. Kombinieren Sie moderat‑lange Übungseinheiten mit kurzen Intervallen („HIIT light“), wenn Gelenke und Tagesform es zulassen.
- Richtwert: 150 Min./Woche moderat oder 75 Min. intensiver; gerne mischbar.
- Intervalle: z. B. 6–10× (1–2 Min. zügig / 1–2 Min. locker) – subjektiv „anstrengend, aber kontrollierbar“.
- Gelenkschonend: Rad, Crosstrainer, zügiges Gehen am Anstieg, Aquajogging.
Ein einfacher Einstieg sind 30 Minuten Radfahren oder ein flotter Spaziergang. Wer möchte, baut kurze Intervalle ein, z. B. 1 Minute zügiger, 1 Minute langsamer. So entsteht ein effektives Ausdauertraining, das sich gut in den Alltag integrieren lässt. Das Ausdauertraining verbessert Herz und Kreislauf, die kurzen Intervalle steigern zusätzlich Kondition, Stoffwechsel und Trainingsreiz, und zwar ohne dass man stundenlang trainieren muss.

Welche Ausdauerübungen sind gelenkschonend und trotzdem effektiv?
Kurz gehaltene, federnde Bewegungen, bei denen Muskeln zuerst gedehnt und dann schnell wieder zusammengezogen werden, setzen starke Knochen‑ und Sehnensignale.
- Einstieg: 1×/Woche nach dem Aufwärmen, 3–5 kurze Serien mit Pausen.
- Inhalte: Sprünge z. B. auf eine kleine Box, Mini‑Hüpfer; Step‑Off‑Landungen, d. h. kontrolliertes Herabspringen von einer kleinen Stufe oder Box, kein Sprung nach oben. Der Effekt entsteht beim Abfangen des Aufpralls, was Knochen, Sehnen und Muskeln gezielt trainiert. Fokus auf sanfte Landungen.
- Kontraindikationen: akute Gelenkprobleme, nicht abgeklärte Schmerzen – vorher ärztlich abklären.
Wie kann ich trotz Hitzewallungen und Schlafproblemen aktiv bleiben?
Hitzewallungen, Schweißausbrüche und unruhiger Schlaf gehören zu den häufigsten Beschwerden in den Wechseljahren. Viele Frauen befürchten, dass Sport diese Symptome verschlimmert – tatsächlich kann gezielte Bewegung helfen, besser damit umzugehen. Entscheidend sind die richtige Intensität, die passende Tageszeit und kühlende, entlastende Bewegungsformen. Hier kommt „Mobility“ ins Spiel, d. h. aktive Beweglichkeitsarbeit, wie etwa Schulterkreisen, Hüftöffner oder sanfte Rotationen der Wirbelsäule, um Gelenke zu mobilisieren, Verspannungen zu lösen und den Bewegungsradius zu verbessern.
- Mobility- und Dehnübungen fördern die Durchblutung, lösen Spannungen und können Hitzewallungen subjektiv abmildern.
- Moderate Einheiten wie Yoga, Pilates oder leichte Spaziergänge am frühen Morgen oder Abend helfen, Überhitzung zu vermeiden.
- Achten Sie auf atmungsaktive Kleidung und ausreichend Flüssigkeit.
- Abendliches Training sollte moderat sein, um die Schlafqualität nicht zusätzlich zu stören.
- Kurze Bewegungspausen tagsüber unterstützen den Kreislauf und können Hitzeschübe abschwächen.
- Mikro‑Pausen im Alltag: 2–3×/Tag kurze Bewegungsroutinen (Schultern, Hüfte, Atemfokus).

Ob und wie Yoga Sie während der Wechseljahre unterstützen kann lesen Sie hier: Wechseljahre: Hilft Yoga gegen Beschwerden?
Welche Übungen sind in den Wechseljahren nicht ideal?
Manche Übungen können bei bestehenden Beschwerden, wie z. B. Hüftgelenkverschleiß oder Knieproblemen, Schmerzen auslösen oder verschlimmern. In solchen Fällen sollten die Übungen angepasst oder durch gelenkschonendere Alternativen ersetzt werden. Ärztliche Beratung oder eine sportmedizinische Abklärung sind sinnvoll, bevor weitertrainiert wird. Generell nicht geeignet sind:
- Hohe Sprungbelastungen ohne Aufbau können Gelenke und Beckenboden strapazieren.
- Starre Ausdauerformen mit hoher Dauerbelastung erschweren Regeneration.
- Pausenloses Training ohne Ruhetage senkt Leistungsfähigkeit und erhöht das Verletzungsrisiko.
Wie sollte die Ernährung in den Wechseljahren das Training optimal unterstützen?
Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Trainingsziele in dieser Lebensphase und wirkt typischen Veränderungen wie Muskelschwund oder Knochenschwäche entgegen. Wichtig sind eine ausreichende Nährstoffzufuhr und ein gutes Timing der Mahlzeiten.
- Proteinbedarf decken: Etwa 1–1,2 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag – gleichmäßig über den Tag verteilt. Pro Mahlzeit 20–30 g Protein einplanen.
- Kalzium und Vitamin D im Blick behalten: Unterstützt Knochenstoffwechsel und Muskelkontraktion.
- Energie vor und nach dem Training: Komplexe Kohlenhydrate liefern Kraft, Protein nach dem Training unterstützt Regeneration (z. B. proteinreicher Snack-Riegel).
- Ausreichend Flüssigkeit: Versteht sich von selbst.
Eine kleine, ausgewogene Mahlzeit vor dem Training liefert Energie. Nach dem Training hilft eine proteinreiche Mahlzeit, Muskeln zu regenerieren. Gute Verteilung über den Tag unterstützt Stoffwechsel und Leistungsfähigkeit.
Wenn Sie jetzt an Nahrungsergänzungsmittel denken, informieren Sie sich zunächst hier:
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Expertenstimmen zu diesem Thema
Prof. Elena Volpi, MD, PhD, Direktorin des Sam and Ann Barshop Institute for Longevity and Aging Studies (UT Health San Antonio); international ausgewiesene Expertin für Sarkopenie, Muskelprotein‑Stoffwechsel und Ernährung im Alter. Sie betont, dass eine ausreichende Proteinzufuhr in Kombination mit regelmäßigem, progressivem Krafttraining den alters‑ und hormonbedingten Muskelabbau messbar bremsen kann.
Prof. Abbie E. Smith‑Ryan, PhD, Department of Exercise & Sport Science, University of North Carolina at Chapel Hill; Professorin und Associate Chair for Research. Sie betont, dass kombinierte Programme aus Kraft und Ausdauer die Körperzusammensetzung und Symptomlast in der Menopause günstig beeinflussen – vorausgesetzt, Intensität und Regeneration sind abgestimmt (Studienautorinnenschaft zu Körperzusammensetzung & Aktivität).
Samantha R. Moore, MSc, Human Movement Science, UNC Chapel Hill; untersucht Zusammenhang von Aktivitätsmustern, Körperzusammensetzung und Menopause‑Symptomen. Ihre Arbeiten zeigen: Mehr strukturierte Aktivitätsminuten korrelieren mit günstigerer Symptomlast und Fett‑/Muskelverteilung.
Medi‑Helpster: Ärztliche Einordnung für Sie
Kurz und bündig
Was können Sie konkret tun?
- Terminieren Sie 3 Fixpunkte/Woche: 2× Kraft, 1× Ausdauer (Kalendereintrag + Plan B bei Zeitknappheit).
- Starten Sie einen 6‑Wochen‑Zyklus: gleiche Grundübungen, kleine Steigerungen protokollieren.
- Führen Sie 5 Minuten Sprung-Übungen nur durch, wenn dies schmerzfrei möglich ist; andernfalls sollten Sie diese Übungen weglassen oder ersetzen.
- Alltagsanker: täglich 8–10.000 Schritte, Treppen statt Aufzug, kurze Mobility-/Dehnübungen nach dem Aufstehen.
- Ernährung synchronisieren: Proteinquellen um Training herum verteilen; Trinkmenge prüfen.
- Warnzeichen: neue anhaltende Schmerzen, Schwindel, Brustdruck – Training pausieren und ärztlich abklären.
FAQ
Kraft + Ausdauer + Mobility ist das Kern‑Trio. Optional kommen dosierte Sprungreize dazu – je nach Gelenkstatus.
Drei Einheiten à 30–45 Min. pro Woche reichen für spürbare Effekte – bei konsequenter Progression.
Ja, in angepasster Form und nur, wenn Sie sich grundsätzlich belastbar fühlen. Starten Sie mit kurzen Intervallen.
Viele Frauen berichten über Verbesserungen durch regelmäßige Aktivität; entscheidend sind Routine und Schlafhygiene.
Setzen Sie auf Kraft an Geräten, Rad/Crosstrainer, Wassertraining und Balanceübungen – sprunghafte Lasten weglassen.
Krafttraining für den Grundumsatz, Alltagsbewegung für den Energieverbrauch, Proteine für Sättigung und Muskelerhalt. Ernährungsgewohnheiten kritisch überprüfen.
Leichte bis moderate Einheiten gehen meist gut. Spätabendliche, harte Workouts können den Schlaf stören.
Nur bei nachgewiesenem Bedarf oder ärztlicher Empfehlung. Ernährung und Proteinverteilung zuerst optimieren.
Eine proteinreiche, ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium und Vitamin D unterstützt Muskelaufbau und Knochenstabilität. In Kombination mit Training kann sie helfen, Muskelabbau und Osteoporose vorzubeugen.
Was ist …? – Begriffe kurz erklärt
Mobility: aktive Beweglichkeitsarbeit mit dem Ziel, Gelenke zu mobilisieren, Verspannungen zu lösen und den Bewegungsradius zu verbessern; Beispiele: Schulterkreisen, Hüftöffner, Rotationen der Wirbelsäule.
Sarkopenie: alters‑ und hormonell begünstigter Verlust von Muskelmasse/-funktion; mit Krafttraining gut beeinflussbar.
HIIT (High‑Intensity Interval Training): Wechsel aus kurzen, intensiven Belastungen und Erholungsphasen; in „light“-Form gut dosierbar.
Quellen
Moore SR, Cabre HE, Smith-Ryan AE. Body composition, physical activity, and menopause symptoms: how do they relate? Menopause. 2024 Apr 1;31(4):336-341.
Volpi E, Nazemi R, Fujita S. Muscle tissue changes with aging. Curr Opin Clin Nutr Metab Care. 2004 Jul;7(4):405-10.
Jespersen J, Pedersen TG, Beyer N. Sarkopeni og styrketraening. Aldersrelaterede aendringer: effekt af styrketraening [Sarcopenia and strength training. Age-related changes: effect of strength training]. Ugeskr Laeger. 2003 Aug 25;165(35):3307-11.
Holloszy JO. The biology of aging. Mayo Clin Proc. 2000 Jan;75 Suppl:S3-8; discussion S8-9.
Ivey FM, Tracy BL, Lemmer JT, NessAiver M, Metter EJ, Fozard JL, Hurley BF. Effects of strength training and detraining on muscle quality: age and gender comparisons. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2000 Mar;55(3):B152-7; discussion B158-9.
Evans WJ. Exercise training guidelines for the elderly. Med Sci Sports Exerc. 1999 Jan;31(1):12-7.

