Zosterimpfung – Schutz vor Demenz
Die Zosterimpfung, die primär zur Vorbeugung von Herpes Zoster, besser bekannt als Gürtelrose, eingesetzt wird, könnte weitere gesundheitliche Vorteile bieten, als bisher angenommen. Neue Studien deuten darauf hin, dass die Impfung auch eine deutliche Schutzwirkung gegen Demenzerkrankungen haben könnte. Dieser Blogpost beleuchtet die Hintergründe und die potenziellen Mechanismen, die dieser Schutzwirkung zugrunde liegen.
Schutzwirkung der Zosterimpfung gegen Demenz
Die jüngsten Studien, die auf der Alzheimer’s Association International Conference (AAIC) vorgestellt wurden, zeigen eine bemerkenswerte Schutzwirkung der Zosterimpfung gegen Demenz. Eine Analyse von Daten aus den USA und Großbritannien deutet darauf hin, dass Menschen, die eine Impfung gegen Gürtelrose erhalten haben, seltener an Demenz erkranken als diejenigen, die nicht geimpft wurden. Es wird geschätzt, dass durch die Zosterimpfung bis zu 20 % der Demenzerkrankungen vermieden werden könnten.
Vergleichsstudien zur Zosterimpfung und Demenzhäufigkeit
Zwei zentrale Studien trugen maßgeblich zur Erkenntnis über den Zusammenhang zwischen der Zosterimpfung und der Reduktion des Demenzrisikos bei. In einer Studie wurden die Daten von etwa 100 Millionen US-Bürgern analysiert, die entweder eine Zosterimpfung oder eine Pneumokokkenimpfung erhalten hatten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Demenzinzidenz bei Personen, die eine Zosterimpfung erhalten hatten, nach drei Jahren um 14 % (bei Lebendimpfstoff) bzw. 24 % (bei rekombinantem Impfstoff) geringer war als bei Personen, die nur eine Pneumokokkenimpfung erhalten hatten. Diese Unterschiede waren auch nach fünf Jahren noch signifikant.
Eine zweite Studie aus Großbritannien nutzte das Alterslimit bei der Einführung der Zosterimpfung, um den Effekt auf die Demenzinzidenz zu untersuchen. Hierbei wurde festgestellt, dass Personen, die knapp vor dem Stichtag der Impfberechtigung standen, eine um etwa 20 % geringere Demenzinzidenz aufwiesen als jene, die das Alterslimit knapp überschritten hatten und somit nicht mehr geimpft wurden.
Mögliche Mechanismen der Schutzwirkung der Zosterimpfung
Die genauen Mechanismen, wie die Zosterimpfung das Demenzrisiko reduziert, sind Gegenstand intensiver Forschung. Eine Hypothese besagt, dass die Zosterimpfung Proteine im Gehirn beeinflussen könnte, die zur Entstehung von Demenz beitragen. Eine Studie zeigte, dass das Zostervirus bestimmte Eiweiße im Gehirn verklumpen lässt, was mit der Entstehung von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen in Verbindung stehen könnte. Auch wurde festgestellt, dass sich durch das Zostervirus die Andockstellen des Virus im Gehirn vermehren, was möglicherweise zu Krankheiten wie Demenz beitragen könnte. Diese Erkenntnisse könnten erklären, warum die Zosterimpfung, indem sie das Risiko einer Reaktivierung des Zostervirus verringert, auch das Risiko einer Demenz senken könnte.

Unterschiede zwischen Lebend- und rekombinantem Zosterimpfstoff
Ein weiterer interessanter Aspekt ist der Vergleich zwischen dem Lebend- und dem rekombinanten Zosterimpfstoff. Rekombinante Impfstoffe enthalten keine lebenden oder abgeschwächten Viren, sondern nur Teile des Virus, die das Immunsystem stimulieren, ohne eine Infektion zu verursachen. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass der rekombinante Impfstoff einen stärkeren Schutz gegen Demenz bietet. Nach drei Jahren war die Demenzhäufigkeit bei Personen, die den rekombinanten Impfstoff erhalten hatten, um 27 % geringer als bei denen, die den Lebendimpfstoff erhalten hatten. Diese Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass der rekombinante Impfstoff nicht nur eine effektivere Prävention gegen Herpes Zoster bietet, sondern auch einen besseren Schutz vor neurodegenerativen Erkrankungen wie der Demenz.
Herausforderungen und offene Fragen
Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch Herausforderungen und offene Fragen, die noch beantwortet werden müssen. Zum einen könnte es sein, dass unberücksichtigte Faktoren, wie das allgemeine Gesundheitsverhalten oder der Lebensstil der geimpften Personen, das Ergebnis beeinflussen. Zwar wurden in den Studien zahlreiche Faktoren kontrolliert, dennoch bleibt die Möglichkeit eines Selektionsbias bestehen. Selektionsbias tritt auf, wenn die Gruppe von Menschen, die in einer Studie untersucht wird, nicht zufällig ausgewählt ist und sich in wichtigen Eigenschaften von der allgemeinen Bevölkerung unterscheidet. Das kann dazu führen, dass die Ergebnisse der Studie verzerrt sind, weil die untersuchte Gruppe beispielsweise gesünder oder kränker ist als der Durchschnitt. Dadurch können die Ergebnisse der Studie möglicherweise nicht auf alle Menschen übertragen werden. Zum anderen ist der genaue biologische Mechanismus, durch den die Zosterimpfung das Demenzrisiko reduziert, noch nicht vollständig verstanden. Weitere Forschung ist erforderlich, um diese Mechanismen zu klären und die Schutzwirkung der Impfung zu bestätigen.
Fazit
Die Zosterimpfung bietet nicht nur Schutz vor Herpes Zoster, sondern könnte auch eine effektive Maßnahme zur Reduktion des Demenzrisikos sein. Die Studienergebnisse sind vielversprechend, aber es bleibt abzuwarten, ob weitere Forschungen diese Erkenntnisse bestätigen können. Eine breitere Anwendung der Zosterimpfung könnte somit ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Demenzerkrankungen leisten.
Quellen
Alzheimer’s Association International Conference (AAIC), 28. Juli bis 1. August 2024, Philadelphia, USA. The varicella zoster virus and dementia: a causal link? PatrickSchwab: Recombinant zoster vaccine and reduced risk of dementia: matched cohort study
Taquet M, Dercon Q, Todd JA, Harrison PJ. The recombinant shingles vaccine is associated with lower risk of dementia. Nat Med. 2024 Jul 25.